Mittlerweile kann Dennis Stolzenhoff die Verkehrssituation an der B54 nur noch mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus kommentieren. Der Geschäftsführer der gleichnamigen Fleischerei, deren Hauptstandort an der Wethmarheide liegt, berichtet: „Das war das dritte oder vierte Mal, dass hier über einen längeren Zeitraum Verkehrschaos herrscht.“ Die Sperrung einer defekten Baustellenampel hatte von Samstag (21. Oktober) bis zu Dienstagmorgen (24. Oktober) für Probleme gesorgt, ein Autofahrer beklagte im Gespräch mit der Redaktion „das totale Verkehrschaos.“
Für Stolzenhoff kommen solche Schwierigkeiten gerade am Wochenende aus mehrfacher Hinsicht absolut unpassend. „Das ist ein Riesenproblem. Jeden Samstag kommen hierher 350 Mitarbeiter, die nur dafür da sind, Essen auszuliefern oder zu kochen.“ Wegen des Verkehrs seien diese zuletzt zunächst eine halbe Stunde zu spät gekommen und müssten dann mindestens die gleiche Verspätung in Kauf nehmen, wenn sie den Hof wieder verlassen. So könne man natürlich Termine, am Wochenende geht es vor allem um Catering für Veranstaltungen und Feiern, kaum einhalten.
Kunden werden abgeschreckt
„Wenn wir vorher informiert würden, wäre es möglich, früher anzufangen“, meint Dennis Stolzenhoff. Vom zuständigen Landesbetrieb Straßen NRW höre er aber nie etwas. „Man hat nicht das Gefühl, dass es dort jemanden interessiert, was wir hier machen“, stellt der Geschäftsführer fest.
Dazu kommt der deutlich geringere Verkauf auf dem Gelände, weil viele Kunden die Schwierigkeiten bei der Anfahrt abschrecken: „Wir machen dann gefühlt nur 30 bis 40 Prozent des normalen Umsatzes.“ Er befürchtet, dass die aktuellen Schwierigkeiten nicht die letzten Probleme an der Baustelle bleiben.

Vierstellige Einbußen
Mit ihren Sorgen ist die Fleischerei nicht alleine. Nicht weit entfernt kämpft Norbert Baasner mit seinem Garten- und Landschaftsbaubetrieb mit ähnlichen Schwierigkeiten. „Das Problem war, dass wir einfach nicht informiert waren und so nicht zum Betrieb kamen. Es wäre schon sinnvoll gewesen, uns Bescheid zu sagen“, fasst der Geschäftsführer die missliche Lage zusammen. Auch dass die Reparatur drei Tage lang gedauert habe, kann er nicht wirklich nachvollziehen. Die Verzögerungen von 30 Minuten bei der Anfahrt und 30 bis 45 Minuten bei der Fahrt zu den Kunden machen sich finanziell deutlich bemerkbar. „Bei 40 Mitarbeitern, die alle weniger schaffen, sind das ungefähr 3500 bis 4000 Euro, die wir für die Wartezeit zahlen. Das kann man nicht nachholen, ich kann und will die Mitarbeiter schließlich nicht zwingen, deshalb eine Stunde länger zu bleiben“, rechnet Norbert Baasner vor.

Kritik von vielen Seiten
„Der Stau ging ja teilweise bis zum ehemaligen Steag-Gebäude. Es ging gar nichts mehr“, stellt Theo Schmidt, Geschäftsführer der ebenfalls an der Wethmarheide ansässigen Druckerei Schmidt, Ley + Wiegandt, klar. Und zur Sicherheit trage auch die Baustellenampel angesichts der langen Wartezeiten und der Ungeduld der Autofahrer nicht bei. „Da fahren auch schon mal drei Autos bei Rot“, hat der erfahrene Unternehmer beobachtet. Außerdem müssten die Lastwagen teilweise deutlich ausweichen, um die Kurve noch zu kriegen. Vor allem für den Fahrer der Druckerei bedeutet die angespannte Verkehrslage Überstunden, er habe angesichts der ständigen Verzögerungen zwei Stunden später als gewohnt Feierabend gemacht.
Auch Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns hatte nach den Problemen am Wochenende öffentliche Kritik am Vorgehen von Straßen NRW geübt. „Eine defekte Baustellenampel kann natürlich mal vorkommen. Es kann aber nicht sein, dass man diesen Defekt und die Folgen nicht kommuniziert und die Sache dann mehrere Tage unkommentiert liegen lässt“, hatte er mitgeteilt. Mehr Kommunikation für die Zukunft wünschen sich auch die Unternehmen an der Wethmarheide.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 29. Oktober 2023.
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