Lüner Schulleiterin gibt Einblicke zum Schulstart Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Von Iris Lüken
Lüner Schulleiterin gibt Einblicke zum Schulstart: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
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Es gibt einen Tag im Schuljahr, auf den ich mich immer ganz besonders freue. Und das ist nicht etwa der erste Tag der Sommerferien, sondern der Tag der Einschulung. Eigentlich freue ich mich immer auf den ganzen Schulbeginn. In diesem Schuljahr stand vor meiner ersten Mathestunde ein inzwischen großes Mädchen vor mir (sie sind jetzt Drittklässler!) und sagte mit strahlenden Augen: „Frau Lüken, ich habe dich so vermisst“. Und ich konnte nicht anders als (vermutlich auch mit einem Strahlen im Gesicht) zu antworten: „Ich dich auch!“. Als nächstes flog sie mir in die Arme. Ist das herrlich. Ja, wirklich: Auf genau das hatte ich mich gefreut.

Als erstes steht dann immer die Vorbereitung der Einschulungsfeier auf dem Programm. Dafür ist nicht viel Zeit. Zwar üben wir bereits vor den Sommerferien, nach sechs Wochen schulfreier Zeit ist davon aber nicht mehr viel präsent.

Sicher sind wir weit entfernt von professionellem Eventmanagement während der Einschulungsfeier. Es geht damit los, dass wir in diesem Jahr quasi auf einer Baustelle eingeschult haben. Und in einer Turnhalle. Sicher muss man genau hinsehen, um den festlichen Charakter bei provisorisch aufgestellten Sitzbänken und provisorisch aufgehängten Schildern zu erkennen. Aber wenn dann die schick angezogenen Mädchen und Jungen sichtbar unsicher mit ihren aufgeregt gespannten Eltern kommen, dann verschärft sich mein Blick nur noch auf das Besondere, das hier gerade stattfindet. Und eine innere Feierlichkeit stellt sich bei mir ein.

Fern von jedem Alltagsärger

Ich liebe es, während der Moderation durch die Feier zur Einschulung die Blicke der ganz Kleinen zu erhaschen. Und wenn ich darin Vertrauen sehe, dann ist das ein Gefühl von Ehre für mich.

Nicht alles läuft reibungslos. Das tut es nie bei uns. Aber mit einer erstaunlich freundlichen Ruhe warten alle, bis die Klassen gebildet sind und die Kinder in einer langen Reihe hinter ihrer neuen Klassenlehrerin oder ihrem neuen Klassenlehrer her in ihre erste Unterrichtsstunde marschieren. Es ist ein besonderer Moment. Und ich kann die Eltern verstehen, die am liebsten hinterher gehen würden. Dürfen sie aber nicht. Damit die Kinder Ruhe haben während einer für sie ohnehin bereits aufregenden Situation.

Das Warten, das Zurückkommen der Kinder nach einer endlos erscheinenden Stunde, das Schaffen von Erinnerungen durch Fotos, das alles nehme ich als Zuschauerin wahr. Ich freue mich, dass es bis zum Schluss friedlich bleibt, alle mit fröhlichem Gruß gehen und sich - bestimmt - auf den nächsten Schultag freuen.

Ein Junge geht während einer Einschulungsfeier mit einer Schultüte Richtung Bühne.
Ein Junge geht während einer Einschulungsfeier mit einer Schultüte Richtung Bühne. © Sebastian Gollnow/dpa

Aller Ärger des Alltags, aller Unmut über unbefriedigende Umstände und Zustände, alle Kritik, die vielleicht später aufkommt, spielt in diesem Zeitraum keine Rolle. Wenn es im Verlaufe des Schuljahres einmal wieder dicke kommt (und das kommt es. Vielleicht, wie in diesem Schuljahr, schon gleich in der ersten Schulwoche), dann brauche ich nur an diesen Tag, diesen feierlichen Moment äußersten Wohlwollens zu denken - und alles ist schon nicht mehr so schlimm.

Danke! An die Eltern, die ihren Teil dazu beitragen. An die Kinder, die uns ihr Vertrauen schenken. Und an die Lehrerinnen und Lehrer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule, die das ermöglichen. Ich glaube an all das wirklich. Und sollte jemand bei einer Einschulungsfeier eine andere Erfahrung gemacht haben, dann - bitte - sag es mir nicht. Diesen kleinen verzauberten Moment möchte ich mir gerne erhalten.