
Schulleiter Reiner Hohl und Lehrer Christopher Konermann sorgen sich um die IT-Sicherheit am Gymnasium Altlünen. © Gerstenmaier/dpa
Lüner Schulleiter: „Wir sehen viele Probleme mit Datensicherheit“
Digitalisierung an Schulen
An einer Digitalisierung des Unterrichts führt kein Weg vorbei. Doch wie läuft es mit der Datensicherheit? Reiner Hohl, Schulleiter des Gymnasiums Altlünen, fühlt sich allein gelassen.
Grundsätzlich steht Reiner Hohl, Leiter des Gymnasiums Altlünen, einer Digitalisierung des Unterrichts mehr als aufgeschlossen gegenüber. „Der wichtigste Pfeiler der Beziehungsarbeit ist die persönliche Kommunikation“, sagt er. „Digitale Medien sind zur Realität in der Kommunikation der Schüler aber auch der Lehrkräfte geworden. Sie helfen uns oft, besser in Kontakt zu bleiben, auch über die Unterrichtszeit hinaus. Jetzt müssen wir lernen, damit verantwortungsvoll umzugehen.“
Denn die Digitalisierung bringe auch Probleme mit sich - und das nicht nur, weil der Schule längst nicht genug Hardware zur Verfügung steht, um wirklich digitalisierten Unterricht anbieten zu können. Von der Stadt Lünen hat das Gymnasium drei iPad-Koffer mit je 16 Geräten für die Schüler bekommen, plus eine geringe Anzahl an Geräten, die einzelnen Schülern für zu Hause vorbehalten sind. „Das reicht aber für nur etwa 20 Prozent unserer Schüler. Außerdem sind ebenfalls nur 20 Prozent der Unterrichtsräume mit digitalen Präsentationsmedien ausgestattet“, so Hohl. „Es ist eine besondere Herausforderung diese Durststrecke zu überwinden, bis irgendwann mehr Geräte nachkommen“, sagt Lehrer Christopher Konermann, der unter anderem für den Prozess der Digitalisierung des Unterrichts an der Schule zuständig ist. „Digitales Arbeiten müsste aber viel mehr in den Unterricht eingebunden werden, damit nicht wieder alles, was wir uns angeeignet haben, verloren geht.“, gibt er zu Bedenken.

Am Gymnasium Altlünen werden jetzt Lehrkräfte zu zertifizierten Digitalisierungsbeauftragten ausgebildet. © Goldstein (A)
Herausforderung Datensicherheit
Abgesehen davon gibt es eine ungleich größere Herausforderung im Zusammenhang mit der Schul-Digitalisierung: „Wir sehen unendlich viele Probleme mit der Sicherheit“, sagt Reiner Hohl. Konfiguriert vom Schulträger, also der Stadt, muss die Schule mit dem zurecht kommen, was ihr geliefert wird, steht aber gleichzeitig in der Verantwortung die IT-Sicherheit zu garantieren. „Wie datenschutzrechtskonform ist das Arbeiten damit? Welche Daten werden gespeichert? Welche Tools sind wirklich für den Unterricht geeignet? Wie können wir allen Schülern die gleichen Chancen gewährleisten?“ Diese Fragen sind es, die Reiner Hohl und Christopher Konermann im Zusammenhang mit der Unterrichts-Digitalisierung und dem sicheren Umgang mit den gelieferten iPads formulieren.
Wunsch nach klaren Vorgaben
Als Schulleiter trägt Hohl die Verantwortung für die Datenschutzsicherheit.
Da die iPads Apple-Produkte sind, fragt er sich außerdem, welche der Daten gespeichert und weiterverwendet werden und welche Chancen er überhaupt hat, die Sicherheit zu gewährleisten. „Letztendlich müssen wir uns auf diejenigen verlassen, die die Geräte konfiguriert haben“, sagt er.
Außerdem findet er es mühsam, in der scheinbar unendlich großen Masse an Apps und Tools, die es für Unterricht gibt, den Durchblick zu bewahren. „Es ist sehr schwer, bei diesen mehreren zehntausenden Tools zu beurteilen, welche sinnvoll und sicher sind. Auch das ist eine Herausforderung“, sagt Hohl. Hier wünscht er sich eine Art White List mit von der Landesregierung freigegebenen Programmen, auf die Schulen zurückgreifen könnten, und die Orientierung gibt. „Es gibt zwar all die Fortbildungen, Empfehlungen und Datenschutzrichtlinien, die Realität steht aber daneben“, merkt er an.
Auf Experten angewiesen
Überhaupt wünscht er sich Einheitlichkeit. Im Falle eines digitalen Klassenbuchs, das er überlegt hatte zu verwenden, sah die Stadt Dortmund kein Risiko in der Verwendung, der Kreis Unna aber schon. „Ich halte es für ausgeschlossen, dass wir Schulleiter zu echten Datenschutzexperten werden können“, so Hohl. „Wir sind also auf Experten angewiesen. Und das sollte eben keine Kreis- oder Schulträger-abhängige Abwägungssache sein, sondern als klare Richtlinie auf Landesebene gelten, so dass das Land eben auch die Verantwortung trägt.“
Hoffnung mache, dass die Schule seit vergangener Woche Lehrkräfte zu zertifizierten Digitalisierungsbeauftragten ausbilden kann. „Das stärkt den Transfer vorhandenen Wissens in die Schulen“, sagt Hohl.
In und um Stuttgart aufgewachsen, in Mittelhessen Studienjahre verbracht und schließlich im Ruhrgebiet gestrandet treibt Kristina Gerstenmaier vor allem eine ausgeprägte Neugier. Im Lokalen wird die am besten befriedigt, findet sie.
