Lüner Landwirte im Trecker-Korso nach Unna „Es ist Wahnsinn“

Lüner Landwirte mit Treckern auf dem Weg zur Demo: „Es ist Wahnsinn“
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Die protestierenden Landwirte bestimmten das Bild auf den hiesigen Straßen. Auch in Lünen waren am Montagmorgen (8. Januar) einige Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs, die sonst eher auf den Feldwegen anzutreffen sind - ein Punkt, der Teil der Gesamtdiskussion und der Demonstration der Landwirte ist.

18 Schlepper, darunter Lkw und Trecker haben sich am Montagmorgen gegen 8.15 Uhr vom Theaterplatz in Lünen in Richtung Unna auf den Weg gemacht. Neben etlichen Lüner Landwirten haben sich auch Unternehmen aus dem Gartenlandschaftsbau angeschlossen, erklärt die Niederadener Landwirtin Birgit Backs.

Auch Landwirtin Birgit Backs ist mit ihrem Traktor unterwegs. Mit mehr als einer Stunde Verspätung steht sie auf der B1.
Auch Landwirtin Birgit Backs ist mit ihrem Traktor unterwegs. Mit mehr als einer Stunde Verspätung steht sie auf der B1. © Backs

500 Fahrzeuge in Unna

In Kolonne ging es am Morgen für die großen Fahrzeuge los. Vorbeifahrende Lkw und Autos hupten in Richtung der Trecker. Viele solidarisieren sich mit den Landwirten, die mit den landesweiten Protesten gegen die geplanten Subventionskürzungen der Bundesregierung demonstrieren wollen. Überall sind Trecker unterwegs und blockieren teilweise Fahrbahnen und Autobahnauffahrten. Die Lüner Landwirte haben sich am Montag vor allem auf der B1 eingefunden. Gemeinsam mit den Dortmunder Bauern sind sie auf dem Weg nach Unna, um dort gemeinsam mit anderen Landwirten bis nach Geseke auf der B1 unterwegs zu sein. „Wir stehen aktuell und kommen nicht voran“, berichtet Landwirtin Birgit Backs gegen 12 Uhr mittags aus ihrem Trecker. Schneller als Schrittgeschwindigkeit sei nicht möglich. Zwischen die Trecker haben sich immer wieder Autos eingereiht. Die dürfen – anders als für die Landwirte genehmigt – nicht über rote Ampeln fahren. Die halten die Kolonne aktuell auf. „Wir Trecker stehen alle auf der rechten Spur, links ist für die Rettungswagen frei, damit die immer durchkommen“, erklärt Birgit Backs.

„Wir haben etwa eine Stunde Verspätung“, sagt Birgit Backs am Mittag. „Wir kommen wahrscheinlich nirgendwo mehr an“, fügt sie lachend an. Über die Menge an mitmachenden Landwirten freut sich die Frau aus Niederaden. „Es ist Wahnsinn“, sagt sie. In Richtung Unna sind nahezu 500 Landwirte mit ihren Fahrzeugen aus der Region zusammengekommen, um ein Zeichen zu setzen. Viele von ihnen haben sich kurzfristig noch den Protesten angeschlossen. Neben Landwirten aus Lünen, Selm, Werne, Dortmund, Soest sind auch Bauern aus Warendorf und Höxter nach Unna gekommen, erzählt Birgit Backs. Der gemeinsame Protest sei ein „tolles Gefühl“, sagt die Landwirtin. Überall auf der B1 seien Trecker gefahren – und das in beide Richtungen. „Es war kaum ein Stück, auf dem kein Trecker dabei war“, sagt sie.

Den Protest habe sie als friedlich erlebt. Von Zwischenfällen hat sie nichts gehört. Auch die Polizei meldet einen störungsfreien Ablauf der Demonstration. Allerdings hat sie auch Fahrzeuge im Trecker-Korso gesehen, die da nicht hingehört haben. Erkannt hat sie diese an der Aufschrift. Auf einigen Autos seien Aufkleber angebracht gewesen, die zum Sturz der Regierung aufgerufen haben. „Das wollen wir natürlich auf keinen Fall, wir wollen auf unsere Situation aufmerksam machen. Von extremen Gruppen distanzieren wir uns entschieden“, sagt sie. Sie hofft, dass die Polizei diese Demo-Teilnehmer aus dem Verkehr ziehen konnte.

Unter den Fahrzeugen, die sich an der Protestfahrt aus Lünen beteiligen sind auch Laster hiesiger Gartenlandschaftsunternehmen.
Unter den Fahrzeugen, die sich an der Protestfahrt aus Lünen beteiligen sind auch Laster hiesiger Gartenlandschaftsunternehmen. © Sophie Schober
Mit knapp 20 Fahrzeugen haben sich die Lüner Landwirte an der Demo am Montag beteiligt. Mit dabei waren auch einige Unternehmen des Gartenlandschaftsbaus.
Mit knapp 20 Fahrzeugen haben sich die Lüner Landwirte an der Demo am Montag beteiligt. Mit dabei waren auch einige Unternehmen des Gartenlandschaftsbaus. © Birgit Backs

Positive Reaktionen

Fußgängern und Autofahrern, an denen die Kolonne aus Lünen vorbeigekommen ist, haben die Landwirte vor allem positives Feedback bekommen. Vor allem in Dortmund gab es viele Reaktionen, wie Birgit Backs erklärt. „Es gab viele Daumen hoch.“ Doch längst nicht jeder ist mit dem Protest der Bauern einverstanden. Immerhin ist ein großer Teil der geplanten Streichung durch die Bundesregierung wieder zurückgenommen worden. „Es gab in Eving auch einen Mann, der uns einen Vogel gezeigt hat. Ein Landwirt wurde von einem Autofahrer angesprochen, das war sicher auch nicht so positiv“, sagt Birgit Backs.