Lüner Kulturpreisträger Michael Wech dreht Sportdoku Film über Ausnahmesportler Edwin Moses

Lüner Kulturpreisträger dreht Sportdoku über Karriere des Edwin Moses
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Ob Boris Becker oder Michael Schumacher, mit der Kamera hat der Kulturpreisträger der Stadt Lünen, Michael Wech, bekannte Sportler begleitet. In der Doku „Moses – 13 Steps“ geht es um ein Ausnahmetalent der Spitzenklasse: Hürdenläufer Edwin Moses, der in den 70er-/80er-Jahren eine beispiellose Siegesserie hinlegte. Wenn Michael Wech über ihn spricht, schwingt mehr mit als rein berufliches Interesse. Der Funke sei schnell übergesprungen, berichtet der 55-Jährige, der als Jugendlicher in Lünen lebte und am Gymnasium Altlünen Abitur machte. Er beschreibt Edwin Moses als hochintelligenten, eloquenten und herzlichen Leichtathleten: „Eine faszinierende Persönlichkeit.“

Michael Wech führt in dem anderthalb Stunden dauernden Film über Edwin Moses Regie. Das Werk wird bundesweit ab 5. Dezember im Kino gezeigt, wo genau, ist zurzeit noch nicht bekannt. Die Doku folgt den Spuren des afroamerikanischen Sportlers, der eine unglaubliche Karriere hingelegt hat. Neun Jahre, neun Monate und neun Tage blieb Moses ungeschlagen und gewann 122 Rennen im 400-Meter-Hürdenlauf. Die anspruchsvollste Disziplin der Leichtathletik.

Der Film lenkt den Blick über das Sportliche hinaus auf politische Themen: die Rolle von Afroamerikanern in der US-Gesellschaft. Es geht aber auch um die Bezahlung von Sportlern bei Olympia und um Anti-Doping. Für beides hat sich Edwin Moses starkgemacht. Er war ein Pionier, jemand, der Sportgeschichte geschrieben hat. Darüber entstand ein kurzweiliger Film mit Tiefgang.

Edwin Moses mit Hürden
Hürdenläufer Edwin Moses vor Hürden, die den Namen seines Colleges in Atlanta tragen. © Wech

Weggefährten berichten

Das Werk über die facettenreiche Persönlichkeit des Athleten ist bereits preisgekrönt. Bei Filmfestivals in Paris und Atlanta gab es Auszeichnungen, in Tschechien war „Moses“ einer von 366 eingereichten Filmen aus 70 Ländern und schaffte es von den 40 zugelassenen aufs Siegertreppchen. Mitte Dezember wird er in Palermo gezeigt.

Zweimal war Michael Wech für drei Wochen zum Drehtermin in den USA. Die Zeit mit Edwin Moses bezeichnet er als „eindrucksvolles Erlebnis“. Der Film beginnt im Morehouse College in Atlanta, an dem seinerzeit Afroamerikaner studieren konnten. Edwin Moses stammt aus einer Lehrerfamilie. Er studierte Physik. Im Film kommen Weggefährten zu Wort, darunter Tommie Smith, Olympiasieger 1968 über 200 Meter, oder Samuel L. Jackson, Morehouse-Absolvent und Oscar-Preisträger.

Edwin Moses brachte sich auf Asphalt die 400 Meter Hürden selbst bei. Er rechnete sich aus, dass er in den Kurven möglichst weit innen laufen und 13 Schritte zur Hürde nehmen müsse. Das ist sehr kräftezehrend. Üblich sind 14 oder 15 Schritte. Mit Disziplin und der Kraft seines Geistes holte er bei Olympia 1976 Gold. 1980 boykottierten die USA die Spiele in Moskau, 1984 war Moses wieder mit Gold ganz vorn. Er entwickelte eigene Trainingsmethoden, wertete Bio-Daten aus und erfand die heute übliche Eistonne. Als Läufer kämpfte er dafür, Athleten ordentlich zu bezahlen. Mit anderen brachte er den Amateurparagrafen zu Fall und errang so auch abseits der Kampfbahn Erfolge. Dass es heute die Anti-Doping-Agentur gibt, hat mit seinem Einsatz zu tun.

Geheimnis des Erfolgs

Edwin Moses bei den Dreharbeiten.
Edwin Moses bei den Dreharbeiten. © Wech

Michael Wech geht es weniger darum, mit dem Film eine Sportlerkarriere nachzuzeichnen. Er wollte wissen, wie Edwin Moses diese Höchstleistungen gelungen sind und was dieses Sportlerleben über die Herausforderungen von heute erzählen kann. Disziplin, Ausdauer, Zielstrebigkeit und Intelligenz haben ihn nach vorne gebracht. Noch mit 67 Jahren bewege sich Edwin Moses geschmeidig wie eine Gazelle, sagt Michael Wech. Es habe Spaß gemacht, Zeit mit ihm zu verbringen.