Lüner Ehrenamtspreis für Cäcilia Ebel Menschen am Ende des Lebens nicht alleine lassen

Ehrenamtspreis für Cäcilia Ebel: Menschen am Ende des Lebens begleiten
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Menschen am Ende ihres Lebens nicht alleine lassen. Ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Cäcilia Ebel hat viele Sterbende begleitet, auf ihre besondere, einfühlsame Art. Sie sagt: Bei aller Schwere sei es auch beglückend. Immer dann, wenn in den letzten Stunden „alles stimmig war“. Sterben gehört zum Leben.

Schon früh hat die gelernte Krankenpflegerin im Dienst erlebt, wie wenig Zeit für Sterbende und Schwerstkranke bleibt. Ihr Wunsch war es aber, ihnen das zu geben, was sie gerade in dieser Situation brauchen. Als Irene Schmidt für die Gründung eines ambulanten Hospizvereins in Lünen Gleichgesinnte suchte, war Cäcilia Ebel dabei. Sie wurde eine von acht Gründungsfrauen und ist immer noch im Trauercafé und bei Sitzungen aktiv. Inzwischen feierte der Verein sein silbernes Jubiläum.

Für ihren Einsatz ist Cäcilia Ebel besonders ausgezeichnet worden. Während des Neujahrsempfangs überreichte ihr Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns den Ehrenamtspreis 2022 der Stadt Lünen: Es ist eine schwere Glasskulptur mit eingraviertem Rathaus.

Berührende Dankesrede

Mit einer berührenden Dankesrede hat Cäcilia Ebel während des Neujahrsempfangs die Arbeit des Hospizvereins in den Blickpunkt gerückt. Mitunter sei am Sterbebett Schweigen wichtiger als Reden. Manchmal drücke auch gemeinsames Weinen eine tiefe Verbundenheit aus. Ihr Credo bei dem Besuch bei Sterbenden: „Wir sind Gäste, wo sie zuhause sind.“ Großen Wert legt Cäcilia Ebel auf Schulungen und Supervision, um die Anforderungen gut zu meistern.

Ihre Biographie ist außergewöhnlich. Nach der Krankenpflegeausbildung trat die Lünerin einem Orden bei. 22 Jahre wirkte Cäcilia Ebel als Ordensfrau. Bis sie merkte, dass dieser Weg für sie nicht mehr der richtige ist. Sie schrieb einen Brief nach Rom, trat aus und kam zurück nach Lünen. Bei Prof. Hermann Gottesbüren arbeitete sie im St. Marien Hospital und wechselte 1994 als stellvertretende Pflegedienstleitung an das Evangelische Krankenhaus nach Castrop-Rauxel.

Die Anfänge des Lüner Hospizvereins waren klein. Im Gesundheitshaus nutzte die Gruppe einen Raum für ihre Treffen. Zwölf Ehrenamtliche hatten sich gemeldet, darunter die acht Gründungsfrauen. Im Herbst 1997 fand der erste Grundkurs der Seminare statt. Seitdem sind es viele geworden. Auch etliche männliche Sterbebegleiter engagieren sich. Vor fast drei Jahren hat der Hospizverein Räume im Caritashaus an der Gertrud-Bäumer-Straße bezogen.

Bis zur Coronakrise hat Cäcilia Ebel mit weiteren Ehrenamtlichen Nachtwachen bei Sterbenden im St. Marien Hospital abgehalten.
Bis zur Coronakrise hat Cäcilia Ebel mit weiteren Ehrenamtlichen Nachtwachen bei Sterbenden im St. Marien Hospital abgehalten. © Goldstein

Nachtwachen im Krankenhaus

Die Arbeit beschränkte sich nicht nur auf Besuche zu Hause oder in Seniorenheimen. Gemeinsam mit Elisabeth Wilhelm hat Cäcilia Ebel 2011 im St. Marien Hospital Nachtwachen bei Sterbenden eingerichtet. Denn gerade dann war weniger Personal auf den Stationen. Es fanden sich sechs weitere Ehrenamtliche für diese Arbeit. Von 22 Uhr abends bis sechs Uhr morgens leisteten die Helfenden Beistand.

Cäcilia Ebel war inzwischen zwar in Rente. Jeweils eine Woche übernahm sie im Krankenhaus den besonderen Dienst. Per Handy wurde sie angefunkt. Als gläubige Katholikin habe sie immer einen Rosenkranz mit dicken Perlen dabei gehabt und für Sterbende gebetet. „Egal, wer es war“, sagt sie.

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