Im Missbrauchsprozess gegen ein Ehepaar aus Lünen wird es keine Verständigung zwischen allen Verfahrensbeteiligten geben. Die Angeklagten haben den Richtern eindeutig signalisiert, dass sie nicht in erster Linie an einem schnellen Abschluss interessiert sind. Sie wollen freigesprochen werden.
Die Staatsanwaltschaft wirft den Eheleuten vor, in den Sommerferien 2018 zwei Nichten des Mannes sexuell missbraucht zu haben. Die Mädchen verbrachten damals offenbar die gesamten sechs Wochen in der Lüner Wohnung, weil ihre Mutter beruflich sehr eingespannt war.
Glaubwürdigkeitsgutachten
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hatte der Mann sogar für neun Monate in Untersuchungshaft gesessen. Erst am zehnten Verhandlungstag eines ersten Prozesses am Dortmunder Landgericht wurde er entlassen. Die Richter konnten die Verhandlung damals nicht fortsetzen, weil sie eine Glaubwürdigkeitsgutachterin einsetzen wollten.
Inzwischen liegt das Gutachten vor. Darin soll die Sachverständige zu dem Schluss kommen, dass die Kinder zumindest teilweise echtes Erleben geschildert haben.
Anregung verpufft
Die Anregung des Gerichts, sich auf diese Fälle zu konzentrieren und angesichts der langen Verfahrensdauer zu einer Strafe zu kommen, die der Mann ohnehin schon mit der U-Haft verbüßt hätte, verpuffte jetzt jedoch.
„Unser Ziel bleibt ein Freispruch“, so die Angeklagten.