Lünens Bürgermeister legt nach im Streit mit Konkurrenten „Stadt vor Ansehensverlust bewahren“

Bürgermeister legt nach im Streit mit Klicki: „Stadt vor Ansehensverlust bewahren“
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Die „Einheitlichkeit der Verwaltungsführung“ sei in Gefahr. Diese Befürchtung hatte Lünens parteiloser Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns bereits am 4. Oktober geäußert. Angebliche Belege dafür liefert er jetzt am Montagabend um kurz nach 21 Uhr nach - nicht im Gespräch, in einem Interview oder als Antwort auf schriftliche Anfragen, sondern auf seiner Facebook-Seite.

Elf Tage zuvor hatte der 57-jährige Bürgermeister seine Befürchtung noch durch die städtische Pressestelle verbreiten lassen: eine Reaktion auf Gerüchte um eine mögliche Kandidatur von Christian Klicki, seinem ehemaligen engsten Mitarbeiter und heutigen Dezernenten, als Bürgermeisterkandidat der Lüner CDU - und damit als seinen Konkurrenten. Denn Kleine-Frauns bewirbt sich um eine dritte Amtszeit. Aus den ursprünglichen Gerüchten, die diese Redaktion aufgegriffen hatte, ist inzwischen Gewissheit geworden: Klicki bewirbt sich, und Kleine-Frauns, der sämtliche Presseanfragen in dieser Sache unbeantwortet ließ, legt in dem Streit nach - per Social Media.

Die Gegenkandidatur eines Beigeordneten „erschwert eine einheitliche Verwaltungsführung, wenn sie sie nicht gar unmöglich macht“, ist dort zu lesen. „Wenn nach außen erkennbar wird, dass es in der Verwaltung unterschiedliche Strömungen gibt“, sei das „ein Indiz für das Fehlen einer einheitlichen Verwaltungsführung“. Am Ende erleide die Stadt einen Ansehensverlust, „weil der Eindruck entsteht, da würde nicht an einem Strang gezogen“. Dafür liefert Kleine-Frauns ein konkretes Beispiel, das Klicki komplett anders deutet.

Streit um Umleitungen

Es geht um weitere Umleitungsstrecken für die Baustelle Niederadener Straße, für deren Einrichtung sich Kleine-Frauns persönlich eingesetzt hatte, nachdem die Abteilung des Verkehrsdezernenten Klicki das abgelehnt hatte. Kleine-Frauns glaubt, darin zu erkennen, dass die Mitarbeitenden nicht wüssten, wem gegenüber sie sich loyal verhalten sollten: ihm oder dem Beigeordneten. Klicki sieht das Gegenteil: „Zwei Dezernate hatten sich in der Sache ausführlich abgestimmt, der Bürgermeister entschied dann aber selbst anders“, gegen die Meinung der Fachabteilungen. Indem er das nach außen trage würde er genau das tun, vor dem er warne. „Das vermittelt doch, wir würden nicht an einem Strang ziehen.“

Über soziale Medien Statements zu verbreiten, anstatt „endlich“ miteinander persönlich zu sprechen, findet Klicki ohnehin „schade“. „Das trägt nicht dazu bei, in Sachlichkeit und Professionalität zusammen zu arbeiten im Interesse unserer Stadt“.

Im Rathaus von Lünen herrscht dicke Luft, seitdem Bürgermeister Kleine-Frauns weiß, dass sein Dezernent und ehemaliger engster Mitarbeiter Klicki auch Bürgermeister werden will.
Im Rathaus von Lünen herrscht dicke Luft, seitdem Bürgermeister Kleine-Frauns weiß, dass sein Dezernent und ehemaliger engster Mitarbeiter Klicki auch Bürgermeister werden will. © www.blossey.eu

Kleine-Frauns: keine Antworten

Die Tatsache, dass der 25 Jahre jüngere Christian Klicki öffentlich bei der Bekanntgabe seiner Bewerbung fürs Bürgermeisteramt erklärt hatte, es sei „Zeit für Neues“ wertet Kleine-Frauns „als Beweis genug,“ dass die Einheitlichkeit der Verwaltung nicht mehr gegeben sei. In seinem ersten Statement vom 4. Oktober, die die Pressestelle der Stadtverwaltung veröffentlichte, war zu lesen, dass der Bürgermeister die Zuständigkeiten und Kompetenzen, die er Klicki im Vertrauen auf seine Loyalität überlassen habe, für die weitere Amtszeit überdenken wolle.

Was das konkret heißt? Ob er Klicki kalt stellen will? Ob er den Verwaltungsvorstand erneut umstrukturieren will, nachdem trotz heftiger Kritik angesichts der zusätzlichen Kosten die vierte Dezernentenstelle 2022 gerade deshalb geschaffen wurde, um den Bürgermeister zu entlasten? Eine Antwort auf eine entsprechende Anfrage dieser Redaktion an Bürgermeister und Pressestelle blieb bislang unbeantwortet. Wenn es nach Kleine-Frauns ginge, bleibt das auch so.

Es gehe der Redaktion nur darum, „negative Emotionen zu schüren“, behauptet er: „Grund genug für mich, die Fragen nicht mehr zu beantworten.“ Viele, die Kleine-Frauns Hinweis auf das Überdenken von Kompetenzen gelesen haben, sehen darin dasselbe wie Klicki: die mögliche Umstrukturierung eines Dezernats „aus Gründen der Einschränkung eines politischen Konkurrenten“. Etwas, das der Herausforderer auf Anfrage als „grob rechtswidrig“ bezeichnet.

Rassistischer Kommentar

Schwerer wiegt für den 32-.Jährigen aber etwas anderes: Kleine-Frauns hatte auf seiner Facebook-Seite in der Nacht zu Sonntag (13.10.) den Post eines politischen Freundes geteilt. Dazu gehörte auch ein inzwischen gelöschter rassistischer Kommentar, der auf Klickis polnische Wurzeln hinwies. Es gehöre in der Politik dazu, dass das politische Gegenüber sage, es fehle jemandem an Qualifikation, Fachlichkeit, Integrität „Damit muss man sich dann auseinandersetzen“, so Klicki: „Wenn es aber der Migrationshintergrund herangezogen wird, ist eine rote Linie überschritten.“

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