Lünens Bürgermeister Kleine-Frauns: „Die Klassenräume sind sicher“

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Lünens Bürgermeister Kleine-Frauns: „Die Klassenräume sind sicher“

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Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns hat eine klare Botschaft an alle besorgten Eltern: „Die Klassenräume sind sicher“ - auch ohne Luftfilter. Allerdings bleiben viele Fragen offen.

Lünen

, 20.09.2021, 10:15 Uhr / Lesedauer: 3 min

Regelmäßig alle 20 Minuten für etwa 5 Minuten bei weit geöffnetem Fenster lüften: Das ist laut Umweltbundesamt „die einfachste und wirksamste Maßnahme, um Viren aus der Luft in Klassenzimmern zu entfernen“. Mobile Luftreinigungsgeräte seien „allenfalls als Ergänzung zum aktiven Lüften geeignet“. In NRW gibt es zwar ein Lüftungs-Förderprogramm zum Kauf von Luftfiltern für Schulen und Kitas. Geld gibt es aber nur, wenn Räume nur eingeschränkt belüftet werden können - anders als in Lünen.

Externes Gutachterbüro hat Belüftung in Lünen untersucht

„Zusammengefasst: Die Klassenräume sind sicher“, sagte Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns am Donnerstag (16. 9.) in der Sitzung des Stadtrates. „Das ist attestiert.“ Ein externes Gutachterbüro habe das bereits im vergangenen Jahr untersucht. Dass Kommunen das Belüftungs-Problem im zweiten Corona-Winter verschlafen hätten, sei ein Vorwurf, den er für Lünen nicht gelten lasse, sagte Kleine-Frauns. Er selbst habe sich schon früh gekümmert und könne daher versichern: Alle Klassenräume lassen sich laut Gutachter ausreichend belüften.“ Zumindest theoretisch, praktisch sieht das teilweise anders aus, wie bereits in der vorangegangenen Schulausschusssitzung zu hören war.

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Damals hatte unter anderem, Kunibert Kampmann, der ehemalige Schulleiter des Förderschulzentrums Nord, der dort immer noch unterstützend aktiv ist, darauf verwiesen, dass in Inklusion-Klassen Fenster nicht weit aufgerissen werden dürften. Die Unfallkasse verbiete das. Fenster, die man nicht öffnen darf, seien aber seiner Meinung nach so zu bewerten wie Fenster, die man nicht öffnen kann. Das sieht die zuständige Ministerin allerdings anders, wie Lünens Erste Beigeordnete Bettina Brennenstuhl sagte.

Ministerin Scharrenbach rüttelt nicht an Förderbedingungen

Sie hatte Ende Juli an einem Treffen mit NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) teilgenommen. Die habe klar gesagt, dass durch die besonderen Vorgaben für inklusiv zu beschulende Klassen „keine förderfähigen Kategorie-II-Räume entstehen“. Mit anderen Worten: Förderanträge zum Kauf von Luftfiltern seien nicht zu stellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Scharrenbach noch einmal an diesen Förderrichtlinien rüttelt, hält Brennenstuhl für „gegen Null“. Dass Lünens Bürgermeister und der zuständige Dezernent Horst Müller-Baß die Landesregierung zum Umdenken bringen könnten - die GFL hatte gefordert, dass die beiden entsprechend in Düsseldorf vorstellig werden sollten -, sei daher kaum zu erwarten.

Gabriele Schimanski (Grüne) wollte sich im Rat damit nicht abfinden: „Für die Schulen muss jetzt etwas passieren!“ Und wenn die öffentliche Hand nicht helfen könne, „dann sollten wir zumindest den Schulen erlauben, solche Anlagen selbst aufzustellen“ - auf eigene Kosten. Der Schulausschuss hatte das noch kritisch gesehen, weil dann die finanziellen Möglichkeiten der Elternschaft über die Ausstattungsqualität entscheiden würden. Schimanskis Vorstoß blieb ohne Antwort. Statt dessen versuchte die GFL einen Vorstoß. Die Stadt solle sogenannte „Low-Cost-Abluftanlagen“ anschaffen.

Max-Planck-Institut hat günstige Alternative entwickelt

Die Forschenden des Max-Planck-Instituts haben eine kostengünstige Alternative zu den wegen der hohen Kosten, der Lautstärke und umstrittenen Wirksamkeit heiß diskutierten Luftreinigungsanlagen entwickelt. Sie gilt laut ersten Studienergebnissen wohl auch als sehr wirksam und funktioniert in etwa wie eine Dunstabzugshaube.

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Absaugrohre sammeln dabei die verbrauchte Luft inklusive CO2 und den Aerosolen direkt über den Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften, bevor sie sich im Raum verteilt, und transportieren sie über ein Zentralrohr zum Fenster. Ventilatoren sorgen dafür, dass die verbrauchte Luft nach draußen gelangt. Frischluft strömt über ein weiteres geöffnetes Fenster nach. Johannes Hofnagel (GFL) sieht darin, eine „Option, das Covid-19-Problem bei erträglich warmen Temperaturen einzudämmen.“ Die Lüner Stadtverwaltung sieht das komplett anders

„Es gibt gar keine baurechtliche Zulassung für die Geräte“, sagte die Erste Beigeordnete Brennenstuhl. Sie dürften schlichtweg nicht in öffentlichen Gebäuden installiert werden. Warum die einfachen Selbstbau-Anlagen dennoch in 450 Mainzer Klassenräumen verbaut sind - nach Angaben des Max-Planck-Instituts bundesweit in 1000 -, blieb offen. Die Lüner Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker sahen noch weitere ungeklärte Fragen im Themenkomplex Luftreinigung.

Wie kalt darf es werden, um noch unterrichten zu können?

Wie kalt darf es in Klassenräumen werden, um noch Unterricht durchführen zu können. Hofnagel, der selbst an einer Hochschule lehrt, meldete Zweifel an, „ob noch sinnvoller Unterricht möglich sein wird im Winter“, wenn bei Eis und Schnee alle 20 Minuten für 5 Minuten die Fenster aufgerissen werden. Karsten Niehues von der FDP hakte nach bei dem Gutachten, das die Stadtverwaltung zur Belüftung der Klassen erstellt hatte. Das Papier sei nicht öffentlich. Bettina Brennenstuhl kündigte an, es zu verschicken, bremste aber zugleich die Erwartungen. Die Gutachter hätten lediglich stichprobenartig die Übersicht der Zentralen Gebäudewirtschaft (ZGL) überprüft: vielleicht 50 der mehr als 600 Räume.

Gelegenheit für Antworten wird es geben: im nächsten Schulausschuss. Die erneute Beschäftigung mit dem Thema hatte Christoph Tölle (CDU) beantragt.

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