Mit wegweisenden Signalen und der Vernehmung einer wohl letzten Zeugin aus Lünen ist am Bochumer Schwurgericht der Prozess gegen einen mutmaßlichen Säureattentats-Helfer (37) aus Lünen fortgesetzt worden. Im Mittelpunkt stand einmal mehr: der hauptverdächtige, inzwischen verstorbene Attentäter aus Bergkamen.
„Wir müssen ziemlich sicher davon ausgehen, dass er das gewesen ist“, sagte Richter Volker Talarowski am Rande der Vernehmung einer Freundin (26) des Bergkameners.
Die Zeugin hatte nach eigenen Angaben bis kurz vor dem Tag des Anschlags (30. Juni 2024) engen Kontakt zu dem vielfach verurteilten Rockeranwärter.
„Er hat mir gesagt, dass er Mitglied bei einer Rockergruppierung werden will und dass er dafür Aufträge erledigen muss, damit er aufgenommen wird“, so die Zeugin aus Lünen weiter.
Kurz vor dem Anschlagstag habe sich der 43-Jährige immer mehr zurückgezogen. Gesehen habe sie ihn zuletzt „etwa eine Woche“ davor. Davor habe sich der Bergkamener ihr gegenüber bei mehreren Gelegenheiten gebrüstet, ihr offen und stolz seine Schreckschusspistolen gezeigt.

„Er hat mir auch die Säure gezeigt. Die war in einem Marmeladenglas, umhüllt mit schwarzem Panzertape“, berichtete die Lünerin. Der 43-Jährige habe ihr klar gesagt, dass in dem Glas Schwefelsäure ist. Was er damit vorhat, habe sie gar nicht wissen wollen, so die 26-Jährige.
Kurz bevor der Bergkamener sich immer mehr zurückgezogen hat, sei er häufiger in Bochumer gewesen. Die Zeugin: „Er hat mir gesagt, dass er sich dort die Sehenswürdigkeiten anschauen will.“ Richtig geglaubt habe sie ihm das nicht, es aber auch nicht weiter hinterfragt.
Urteil am 14. April
Von einem bevorstehenden Säure-Anschlag auf ein Bochumer Café habe sie von dem Bergkamener zuvor nie ein Sterbenswörtchen gehört, beteuerte die Lünerin. Zu seiner Persönlichkeit passe ein solches Attentat aber schon. „Das traue ich ihm zu. Er war manipulierbar“, so die 26-Jährige.
Wenn am 14. April das Urteil fällt, muss der angeklagte Lüner (37), der den mutmaßlichen Attentäter nach Bochum gefahren und ihn im Vorfeld unterstützt haben soll, mit einer Verurteilung rechnen.
Unter anderem geht es auch um Beihilfe zu schwerer Körperverletzung. In diesem Punkt konkretisierte das Schwurgericht die Vorwürfe und ließ durchblicken, dass es dem Haupttäter bei dem Säure-Verspritzen wohl „absichtlich“ um eine dauernde Entstellung des Opfers gegangen sein könnte.
Bei der Tat vor einem Bochumer Café wurde ein Student offenbar verwechselt und mit Säure übergossen. Der Anschlag galt wohl dem Cafébetreiber, der im Visier der Rockerszene gestanden haben soll, nachdem er vor Jahren einen Lüner Motorradrocker verraten hat und dieser eine Gefängnisstrafe absitzen musste.
Prozess nach Säure-Attentat vor Bochumer Café: Neue Klartext-Ansage für Lüner Angeklagten