Rainer Schmeltzer von der SPD ist wohl einer der größten Narren im Düsseldorfer Landtag. Was klingt wie der Anfang eines Schmäh-Textes, ist in der fünften Jahreszeit allerdings ein Kompliment. Denn dem ehemaligen Arbeitsminister liegt der Karneval in seinem Wahlkreis sehr am Herzen. Neben aller Vorfreude auf die kommenden Umzüge in Lünen, Werne und Selm äußert Schmeltzer allerdings auch Sorge um die jecke Tradition.
Damit der Karneval leben könne, brauche es Leute, die für den Karneval leben, sagt Schmeltzer. Und diese Einstellung lebt er in Werne vor. In der Session 2019/2020 übernahm er selbst das Zepter des Prinzen der Interessensgemeinschaft Werner Karneval (IWK) in die Hand. Prinzessin wurde seine Frau Renate.
Ein Lüner mit Werner Zepter
Die IWK ist nur ein Verein der Werner Karnevalslandschaft. Neben ihr existieren noch der KV Gelb-Blau, die KG Rot-Gold und die Kolpingfamilie. Damit ist Werne wohl die Hochburg des Karnevals in Schmeltzers Wahlkreis. Während die Selmer immerhin noch die 1. Selmer KG haben, geht ausgerechnet Rainer Schmeltzers Heimat Lünen leer aus. Das sei nicht immer so gewesen, sagt er.
„Seinerzeit war ich noch Mitglied bei den Bösen Buben. Und die haben sich weit vor meiner Zeit zusammengesetzt“, so Schmeltzer. Neben den Bösen Buben habe es zudem in Lünen-Süd immer ein riesiges Festzelt der KG Schwarz-Weiß gegeben. Die Karnevalsgesellschaft sei sehr von ihrem Präsidenten Klaus Büscher geprägt gewesen. Büscher habe den Karnevalsumzug in Lünen-Süd überhaupt erst möglich gemacht.
„Da war immer Rambazamba. Leider haben sich die Zeiten in Lünen geändert“, sagt der Landtagsabgeordnete. Mit dem Tod von Klaus Büscher ist viel weggebrochen. Auch bei den Bösen Buben habe es strukturelle Veränderungen gegeben. In der Folge sank die Nachfrage am Karneval auch in der Stadtgesellschaft.

Tradition und Zusammenhalt
„Karnevals- oder Schützenvereine zählen zur deutschen Tradition. Nicht nur der Rheinländischen. Es geht um Brauchtum, um Austausch, um Miteinander“, sagt Rainer Schmeltzer. Genau das möge er so, und das sei auch der Grund, wieso er sich der Nachbarstadt Werne zugewandt hat.
Doch auch größeren Karnevalshochburgen wie Werne und Selm könne ein Schicksal wie Lünen bevorstehen. Wenn man nicht aufpasst. Schmeltzer: „Heutzutage muss man sich nicht mehr treffen, um sich auszutauschen und etwas zu erleben“, sagt er. In der Zeit der Digitalisierung braucht man Anreize, die Leute auf die Straße zu holen. Und das nicht nur am Rosenmontag.
„Am Rosenmontag wird es rappelvolle Straßen geben. Bei den Sitzungen darauf sieht es allerdings wieder ganz anders aus. Da gehen Leute hin, die wirklich Lust auf Karneval haben“, sagt Schmeltzer. Und genau dahin müsse man die Leute locken.

Hier sind alle gleich
Karneval sei viel mehr als Saufen und Feiern, kontert der ehemalige Prinz die Vorurteile: „Beim Karneval kommen die Leute aus allen Schichten der Gesellschaft. Hier bin ich kein Abgeordneter, hier bin ich einfach Rainer. Das macht mir so einen Spaß.“
Politisch sitze man bei der Brauchtumspflege sowieso in einem Boot, sagt Schmeltzer weiter, Traditionsvereine benötigten eine Gruppe aus Gleichgesinnten. Die müsse man finden und mitnehmen: „Will man neue Leute für den Karneval begeistern, muss man ihnen etwas bieten. Je moderner ein Verein, desto besser.“ Für den SPD-Politiker und Narren steht fest: „Man braucht agile Menschen, die den Karneval leben, um den Karneval zurück nach Lünen zu bringen.“