Streit um teure Knöllchen auf Supermarkt-Parkplatz in Lünen Inkasso-Unternehmen fordert 462,50 Euro

Von Christian Besse
Lüner wehrt sich gegen „Abzocke“ auf Parkplatz
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Der Lüner ist sauer. Seit mehreren Wochen bekommt er unerwünschte Post: Mahnschreiben, sich erhöhende Geldforderungen, inzwischen auch von einem Inkassounternehmen. Der Grund: Der 36-Jährige hat falsch geparkt, mehrfach. Das bestreitet er auch gar nicht. Doch er sieht sich trotzdem im Recht. Und hat beschlossen, sich zu wehren.

Zweiteilung funktioniert nicht

Seit fast zehn Jahren wohnt er gemeinsam mit seiner Frau an der Luisenhüttenstraße in Lünen, in Nachbarschaft des Ucar-Supermarktes. Der dortige Parkplatz ist für die Kunden des Supermarktes und für die Anwohner - die Kunden dürfen in der einen Hälfte parken, die Anwohner in der anderen. Doch da die Nutzer des Supermarkts häufig auch bei den Anwohnern parkten, sah sich der Lüner, dessen Name der Redaktion bekannt ist, oft gezwungen, seinen Wagen auf der anderen Seite der Parkfläche abzustellen.

Bis zum Juni dieses Jahres ohne Probleme. Zwar hat der Besitzer der Parkfläche, die Wohnungsbaugesellschaft Lünen (WBG), vor Jahren schon Schilder mit der Warnung aufgestellt, dass widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge abgeschleppt werden würden. Doch nie geschah etwas, wenn der Lüner sein Fahrzeug in der anderen Hälfte abstellte, weil Kunden des Supermarkts die Parkflächen der Anwohner für sich genutzt hatten.

92 Euro für einen Parkverstoß

Dann jedoch, im Juni dieses Jahres, habe er Post bekommen - nicht von der WBG, sondern von einem Privatunternehmen namens Parkcontrol24. Wie diese Redaktion recherchiert hat, hat der Betreiber des Supermarktes, der sowohl die Einkaufsfläche als auch die Parkfläche von der WBG gemietet hat, dieses Unternehmen damit beauftragt, seine Parkplätze zu überwachen und von Falschparkern Geldbußen einzufordern - notfalls mithilfe eines Inkassounternehmens.

„Bei Nichtbeachtung entstehen Kosten von mindestens 50 Euro“, steht auf diesem Schild von Parkcontrol24 an den Supermarktplätzen. Dem 36-jährigen Lüner zufolge soll es erst ab Mai dort stehen - Wochen nach dem ersten angemahnten „Parkverstoß“.
„Bei Nichtbeachtung entstehen Kosten von mindestens 50 Euro“, steht auf diesem Schild von Parkcontrol24 an den Supermarktplätzen. Dem 36-jährigen Lüner zufolge soll es erst seit Mai dort stehen - Wochen nach dem ersten angemahnten „Parkverstoß“. © Christian Besse

Der erste Brief ging an das Unternehmen, für das der 36-Jährige arbeitet (er nutzt ein Firmenfahrzeug). Dort wurde mitgeteilt, so der Lüner, dass er den Wagen am 16. April, also zwei Monate vorher, unerlaubterweise auf dem Parkplatz des Supermarktes abgestellt habe. „Da wollten die 92 Euro von mir haben“, erinnert er sich. „Ich habe denen dann eine Mail geschickt mit der Frage, was man denn da machen könne.“

Inkassounternehmen übernimmt

Die Antwort sei unfreundlich und unmissverständlich gewesen. Der Wagen sei dort nicht nur am 16. April, sondern auch noch an mehreren weiteren Tagen dort geparkt worden. Er bekäme also noch mehrere Schreiben. Und wenn er nicht zahle, drohe eine Klage. Die Mahnschreiben von Parkcontrol24 trudelten tatsächlich nach und nach beim Arbeitgeber des Lüners ein. „In Summe sollte ich 462,50 Euro für fünf Parkverstöße zahlen. Allen Schreiben widersprach ich“, so der 36-Jährige.

Inzwischen bekommt er keine Schreiben von dem Unternehmen mehr. Denn das hat den Stab an ein Inkassounternehmen weitergegeben, ebenfalls aus München. „Sie können sich sicher sein, dass unsere Mandantschaft das Kostenrisiko auch nicht scheut und eine solche Art von Klagen völlig ohne Emotionen im Tagesgeschäft sind, die Herrschaften wissen also ziemlich genau was sie machen“, heißt es in einer Mitteilung an den Lüner.

„Da knicken die meisten ein“

Am 1. August wurde sein Arbeitgeber darüber informiert, dass für einen einzelnen Parkverstoß am 13. Mai noch immer 175,34 Euro zu zahlen seien - und forderte den Halter des Betriebsfahrzeugs auf, den ausstehenden Betrag zu zahlen, „damit der Vorgang hier nicht in die nächste Eskalationsstufe weitergereicht werden muss“. Auch andere Anwohner, die ihren Wagen in der „falschen“ Parkplatzhälfte abgestellt hätten, seien von Parkcontrol24 beziehungsweise dem Inkasso-Unternehmen unter Druck gesetzt worden, berichtet der Lüner. Ihnen sei ein Rabatt-Angebot gemacht worden - 200 Euro statt der angeblich fälligen 300 Euro. „Da knicken die meisten dann ein.“

Er selbst will nicht einknicken. Er werde weiterhin nicht zahlen. Parkcontrol24 besteht dagegen auf seinen Forderungen. „Ich kenne den Supermarkt“, sagt ein Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit des Unternehmens. „Da war völlige Unordnung. Es gab keine Möglichkeit, zu parken.“ Mehrere Kunden hätten Runden drehen müssen, um irgendwann einen Parkplatz zu ergattern. Das, so Peetz, habe sich nun „komplett verändert“. Für das Argument, dass der Lüner den Supermarkt-Parkplatz nur dann genutzt habe, wenn die Anwohner-Parkfläche von den Supermarkt-Kunden vollgeparkt gewesen sei, habe er kein Verständnis: „Man kann Unrecht nicht mit Unrecht begleichen.“

Gerne hätten wir auch den Betreiber des Ucar-Supermarktes um eine Stellungnahme gebeten. Doch der befinde sich aktuell im Urlaub, noch bis Mitte September, und sei telefonisch nicht zu erreichen, sagte man uns auf Nachfrage. Und sonst könne kein Mitarbeiter zu Parkcontrol24 und den Inkassoforderungen Stellung nehmen.