Viel Ungleichheit in Lünen Kinderarmut und Altersarmut nehmen zu - aber nicht überall

Kinderarmut und Altersarmut nehmen zu - aber nicht überall
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Wie viele Menschen leben aktuell in Lünen? Wie viel Armut gibt es in der Stadt? Und welche Stadtteile haben die meisten Probleme? Seit 2017 veröffentlicht die Verwaltung alle drei Jahre einen Bericht zur sozialen Lage. Im Ausschuss für Bürgerservice, Soziales und Ehrenamt stellte Thomas Kieszkowski vom Team Integrierte Sozialplanung die neuen Zahlen vor.

„Eigentlich haben wir eine sinkende Anzahl der Gesamtbevölkerung“, erklärt er. Durch Zuzüge aus dem Ausland, vor allem durch geflüchtete Menschen, sei in den letzten Jahren jedoch eine starke Wellenbewegung zu beobachten. Stand 2023 lebten etwa 89.300 Menschen in Lünen, so Kieszkowski. Der Zuzug von Menschen aus dem Ausland sorgte auch für einen Anstieg der Bevölkerung mit Migrationshintergrund. Waren es 2007 noch 22.048 Personen, sind es 2022 bereits 32.415 Menschen gewesen.

Beschäftigungsquote steigt, trotzdem viel Armut in Lünen

Die Zahl der Beschäftigten nahm ähnlich wie im bundesweiten Trend auch in Lünen in den letzten Jahren zu. 2022 lag die Beschäftigungsquote bei 58,2 Prozent. Zum Vergleich: 2013 waren es noch 49 Prozent. Man rangiere damit aber teilweise unter den Quoten des restlichen Kreises. Besonders negativ sticht das Quartier Lünen-Nord hervor. „Besonders im nördlichen Bereich der Münsterstraße gibt es eine sehr unterdurchschnittliche Beschäftigungsquote“, erläutert Kieszkowski.

3462 Kinder und Jugendliche sind in Lünen von Armut betroffen. „Eine erschreckende Zahl“, wie Kieszkoswki findet. So leben etwa im Quartier rund um die Wittekindschule in Brambauer 44,8 Prozent der unter 18-Jährigen in Armut.

Die Wittekindschule in Lünen-Brambauer.
Besonders im Umfeld der Wittekindschule in Brambauer leben viele Kinder und Jugendliche in Armut. © Günter Goldstein

Ebenso ist in Lünen die Altersarmut gestiegen. Waren es 2013 noch 18.273 Personen über 65, die Grundsicherung bezogen, sind es 2022 schon 19.493 gewesen.

„Am schlechtesten ist die soziale Lage in Lünen-Mitte“, betont Kieszkowski. Er empfiehlt, die Innenstadt in Zukunft näher zu betrachten, um die genauen Probleme herauszufinden.

„Es gibt aber auch positive Entwicklungen“, ergänzt Kieszkowski. So zum Beispiel im Geistviertel: „Da wurde viel gebaut.“ Hochpreisiger Wohnungsbau entstand, etwa in Form von Mehrfamilienhäusern. „Das verändert natürlich die Bevölkerungsstruktur in einem Stadtteil und kann für eine Durchmischung sorgen.“

Ein Vorzeigestadtteil bleibt Nordlünen. Dort sieht die Stadt keinen konkreten Handlungsbedarf. Gleiches gilt für Niederaden, Beckinghausen und Wethmar.

Anmerkung der Redaktion

In einer ursprünglichen Version dieses Textes war die Rede von 15.310 Kindern und Jugendlichen, die in Lünen in Armut leben. Tatsächlich sind es 3462 Personen unter 18 Jahren. Die falsche Zahl wurde im Text korrigiert.