Verdreckte Schulklos in Lünen Stadtschülersprecher: „Das ist einfach asoziales Verhalten“

Verdreckte Schulklos: Schülersprecher: „Das ist einfach asoziales Verhalten“
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Schmierereien, Klopapier an den Decken, zerstörtes Mobiliar oder sogar Kot an den Wänden: Schultoiletten sind schon immer Ziele von Vandalismus gewesen. Und schon immer sind sie ein Ort des Ekels, man denke nur an den beißenden Gestank, der diese Schulörtlichkeit für gewöhnlich umgibt. Vor zwei Jahren war die Situation in Lünen besonders schlimm. Damals machte ein TikTok-Trend die Runde, bei dem Schüler Toiletten verschmutzten oder zerstörten und die Ergebnisse im Internet veröffentlichten – die sogenannte „Devious Lick“-Challenge. Nachahmer folgten. Auch an den Lüner Schulen.

Jetzt ist das Thema überregional wieder in aller Munde. So wurden beim sogenannten Schultoilettengipfel der German Toilet Organisation (GTO) zwei Schulen in Wuppertal und Unna für ihre Konzepte zur Verbesserung von Schultoiletten geehrt. In Unna sind die Schüler etwa selbst für saubere Klos verantwortlich. Zusätzlich sind sie so gestaltet, dass sie für eine Wohlfühlatmosphäre sorgen. Aber hat sich in Lünen die Lage verbessert? Und welche Konzepte haben die Schulen im Kampf gegen Vandalismus und Verschmutzung?

Schulklos weiter von Vandalismus geplagt

„Die Probleme sind da“, betont Daniel Claeßen, Pressesprecher der Stadt Lünen. „Es gibt eingetretene Türen, WC-Trennwände, WCs, Handtuchhalter und Waschbecken, dazu Schmierereien auf den Wänden“, zählt der Stadtsprecher einige Beispiele auf.

Ansicht einer Schultoilette.
Klopapier an den Decken: Dieses Phänomen gab es infolge einer TikTok-Challenge an vielen Schulen. © vom-Stein-Gymnasium

Und auch der Kreis Unna, der die Trägerschaft des Lippe Berufskollegs und des Förderzentrums Nord (einer Förderschule) innehat, berichtet von ähnlichen Problemen. „Vandalismus ist am Lippe Berufskolleg bereits aufgetreten und hin und wieder ein Problem“, erklärt der stellvertretende Kreissprecher Max Rolke. „Einen Vorfall pro Jahr gibt es immer mal wieder“. Und das, obwohl die Schülervertretung über das Thema regelmäßig diskutiert.

„Die Grundschulen leiden nicht so unter Vandalismus, wie die weiterführenden Schulen“, betont Iris Lüken, Leiterin der Osterfeldschule. „Es gibt aber öfter Fälle, in denen Kinder neben die Klos pinkeln oder die Toiletten verstopfen.“

„Bei uns hält sich das zum Glück in Grenzen“, sagt auch Michael Schulten, Leiter der Realschule Brambauer. „Hier werden mal Sprüche an die Wände gemalt, und manche Schüler stopfen die Toiletten mit Klopapier voll.“

Eine Schultoilette.
An der Realschule Brambauer verstopfen manche Schüler die Toiletten mit Klopapier. © Privat

Gesundheitliche Folgen für Schüler

Verdreckte Schulklos können aber auch psychische Folgen haben, weiß etwa Iris Lüken zu berichten. „Es gibt bei uns einige Kinder, die sich nicht auf die Toiletten trauen, weil sie sich so sehr ekeln“, sagt sie.

Und der Ekel kann sich dann auf die Gesundheit auswirken. „Manche trauen sich nicht mehr zu trinken“, beklagt Lüken. Stadtschülersprecher Louis Szkudlarek kennt den Ekel vor dem Schulklo. Der 17-Jährige geht in die zwölfte Klasse der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule (KKG). „Da wird auf dem Klo geraucht, da werden die Keramikschalen mutwillig zerstört, da gab es schon Brandvorfälle“, zählt er auf. „Und gekifft wird auch.“ Hinzu kommen regelmäßig verstopfte Toiletten. „Das ist einfach asoziales Verhalten.“

Dass Schüler sich also nicht aufs Klo trauen: verständlich, aus Szkudlareks Sicht. „Viele bekommen dann Bauchschmerzen, weil sie den Urin zurückhalten“, weiß er.

Verschiedene Ansätze

Lösungsansätze gibt es viele. „Im Grundschulalter kann man natürlich noch mit zur Toilette und die Kinder besser beaufsichtigen“, sagt Iris Lüken, die zugleich Sprecherin der Lüner Grundschulleiter ist. Die Osterfeldschule setzt deshalb auf ein von Schulsozialarbeitern geleitetes Schülerparlament. Die Schüler stellten eigenständig Verhaltensregeln zusammen, hängten diese in der Schule aus und stellten sie in den Klassen vor.

Auch an der Realschule Brambauer sollen die Schüler eigenverantwortlich handeln. Denn eine regelmäßige Aufsicht, welche die Schüler kontrolliert, sei nicht finanzierbar, betont Michael Schulten. Zumindest während des Unterrichts sind die Toilettengänge an der Realschule nachvollziehbar. Denn dann müssen sich die Schüler in Listen eintragen, bevor sie zur Toilette gehen.

An der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule wird gerade ein neues Konzept erarbeitet. Louis Szkudlarek hofft auf eine allgemeine Regelung mit Toilettenschlüsseln. Denn die sorge dafür, dass die Toiletten im Oberstufengebäude meistens sauber sind. Die beiden Sekundarstufen sind an der KKG in zwei Gebäude getrennt. Neben dem Schlüsselsystem werden zudem Strichlisten geführt, berichtet der Stadtschülersprecher. Eine Regelung mit „Toilettenpaten“, älteren Schülern, die freiwillig die Aufsicht auf den Unterstufentoiletten übernehmen, ist an der KKG im Gespräch.

Täter werden bestraft

An allen Schulen gilt: Wer erwischt wird, wird bestraft. „Wer etwas an die Wand malt, muss es bei uns selbst wieder entfernen“, sagt Iris Lüken über die Osterfeldschule. „Aber die Identifikation der Täter ist schwierig“, betont Michael Schulten. „Wenn wir die Schüler identifizieren, gibt es natürlich Gespräche mit den Eltern.“

An der KKG kann mehrfaches Fehlverhalten sogar zum Schulverweis führen, wie Louis Szkudlarek erklärt. Oder zu Anzeigen wegen Sachbeschädigung. Wie es weitergeht, das entscheidet sich an der KKG im September. Dann ist die Situation auf den Schultoiletten Thema in der Schulkonferenz.