Für Anwohnerin Gabriele Leister-Nikolai war diese Nachricht ein Schock. Die Bäume auf dem Schulhof der ehemaligen Osterfeldschule in Lünen sollen gefällt werden, bedauert sie. Kastanien, denen sie 50 Jahre lang beim Wachsen zusehen konnte – wohnt sie doch in direkter Nachbarschaft des verwaisten Schulgebäudes. Diesen Schock kann Wilhelm Dickhöfer nachvollziehen. Er ist Vorsitzender des Lüner Arbeitskreises für Umwelt und Heimat.
Ein Rückblick: In diesem Sommer zog die Osterfeldschule an ihren neuen Standort. Die Schüler besuchen seither einen Neubau im Geistviertel. Und das ehemalige Schulgebäude an der Bismarckstraße soll einem Neubau der katholischen Leoschule weichen. Im Gegenzug wird das alte Gebäude der Leoschule an der Hubertusstraße abgerissen.
Doch damit die Turnhalle als Teil des neuen Schulgebäudes gebaut werden kann, müssen zuerst die Bäume auf dem Schulhof verschwinden. Das hatte zuletzt Thomas Berger, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung und Bauordnung bei der Stadt Lünen, betont. Daher sei eine Rodung unausweichlich, sagte er im Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung (4. September). Doch die Turnhalle wird derzeit von Kindern der Viktoriaschule benutzt.
Arbeitskreis will Bäume erhalten
Der Neubau der Leoschule und der dazugehörigen Sporthalle wurde bereits im September 2019 in den politischen Gremien beschlossen. Derzeit schreiten die Arbeiten voran, erklärt Lünens Stadtsprecher Alexander Dziedeck auf Nachfrage der Redaktion. „Die neue Sporthalle wird im östlichen Bereich des Grundstücks entstehen und als Standardbau – wie er auch an anderen Standorten bereits gebaut wurde – von der Stadtwerke-Tochter SL Grundbesitz (SLG) errichtet“, so der Sprecher weiter.
Da für den Bau Bäume weichen müssen, laufe derzeit eine interne Prüfung, die sich mit dem Baumbestand beschäftigt. „Ich finde, das ist eine Katastrophe“, sagt der Vorsitzende Wilhelm Dickhöfer mit Blick auf die geplante Rodung. „Das sind total gesunde Bäume“, ergänzt er. Bei der Prüfung werden dann auch alle Umweltaspekte eine Rolle spielen. Unter anderem, dass Anwohner in den zwölf von der Rodung gefährdeten Kastanien Fledermäuse ausgemacht haben.

Bäume sind Lebensraum für Tiere
Das hatte der Arbeitskreis mit einem Ultraschalldetektor herausfinden können, so Dickhöfer. Mit diesem Gerät können die Rufe der Tiere für Menschen hörbar gemacht werden. „Wir haben Abendsegler und Zwergfledermäuse mit dem Gerät identifizieren können.“ Zwar sei nicht sicher, ob die Tiere in den Bäumen Unterschlupf suchen. „Aber unabhängig davon, heißt das, dass die Fledermäuse in den Bäumen Nahrung finden.“ In Nordrhein-Westfalen gibt es noch 18 Fledermausarten, alle vom Aussterben bedroht, wie Dickhöfer beklagt.
Wie der Kreis Unna auf Anfrage der Redaktion erklärt, werden nun Gutachter und Untere Naturschutzbehörde aktiv, um zu prüfen, wie Artenschutz und Bauarbeiten zusammenkommen können, so ein Sprecher. Wohnt in den Bäumen eine streng geschützte Art, dürfen die Tiere weder getötet, gefährdet noch ohne Ersatz aus ihren Quartieren vertrieben werden – so sieht es das Bundesnaturschutzgesetz vor. Da solche Verfahren im Kreis Unna nach Auskunft des Sprechers regelmäßig vorkommen, ist das weitere Verfahren erprobt: In der Regel werden den Tieren Ersatzquartiere geboten, in die sie umsiedeln können, erklärt der Kreis-Sprecher. In all diese Prozesse ist auch die Stadt Lünen eingebunden. In die Prüfung der Bäume setzt der Lüner Naturschützer große Hoffnungen. Er hofft trotz allem, dass die Rodung der Bäume noch verhindert werden kann.