Nachbarschaftsstreit in Lünen eskaliert Jennifer Stemmers Welpe einfach auf Straße geworfen

Nachbarschaftsstreit eskaliert: „Welpe einfach auf Straße geworfen“
Lesezeit

Es gibt Tage im Leben, die vergisst der Mensch nicht so leicht. Für Jennifer Stemmer (40) aus Lünen zählt dazu der 4. Mai 2024. An diesem sonnigen Samstag eskaliert aus „heiterem Himmel“ der seit Jahren schwelende Streit mit ihren Nachbarn. Der Gesetzgeber stuft den Vorfall trocken als Sachbeschädigung ein, Jennifer Stemmer spricht - noch Wochen später - mit feuchten Augen von „Tierquälerei“:

Es ist gegen 17.30 Uhr, als Jennifer Stemmer mit ihren drei Hunden von der Arbeit nach Hause kommt. Stemmer ist Geschäftsführerin von „Extensions by Jensen“, einem Studio für Haarverlängerung an der Jägerstraße in Lünen-Süd: „Da kann ich die Hunde ohne Probleme mitnehmen.“

Wenige hundert Meter vom Haarstudio entfernt steht an der gleichnamigen Straße das von der Unternehmerin (vier Mitarbeiter) und Hundeliebhaberin seit 2019 bewohnte Reihenmittelhaus inklusive eines kleinen Gartens. Seit der Trennung von ihrem Lebenspartner im vergangenen Jahr lebt Stemmer dort auf sich gestellt mit ihrem Sohn Ben (10) - und den Hunden.

Bei denen handelt es sich um einen 17 Jahre alten Husky, eine zwei Jahre alte französische Bulldogge und den - Anfang Mai - 12 Wochen alten Pomsky. Das ist eine Kreuzung aus einem Zwergspitz (Pomeranian) und einem Siberian Husky. Daher auch die Bezeichnung Pomsky.

Zoff am Gartenzaun in Lünen

Kaum im Haus, öffnet Stemmer die Terrassentür und die erwachsenen Hunde samt Welpen verschwinden schnüffelnd in dem überschaubaren Garten. Der Kaffee ist noch nicht durchgelaufen, da nimmt Jennifer Stemmer ein „ängstliches Fiepen“ in der Küche wahr: „Der Welpe war irgendwie unter dem Zaun durch in den Nachbargarten gekrochen und kam nicht mehr zurück.“

Das Fiepen registriert auch Stemmers Nachbarin. Ungewollt stehen sich die Frauen Auge in Auge am Gartenzaun gegenüber, der Ärger nimmt - laut Stemmer - wie folgt seinen Lauf: Die Nachbarin, selbst Hundebesitzerin, habe sich nach dem Welpen gebückt, ihn „brutal im Nacken gepackt“ und als „Drecksköter“ beschimpft, sagt Jennifer Stemmer: „Da habe ich noch gedacht, sie reicht mir den Kleinen über den Gartenzaun.“

Von wegen: „Dann ist sie in die Mitte ihres Gartens gegangen und hat den Welpen in hohem Bogen auf die angrenzende Straße hinter unseren Grundstücken geworfen. Ich dachte, ich sterbe.“ Außer sich vor Wut, sagt Stemmer weiter, habe sie natürlich lautstark geschimpft, „was im Übrigen der Ehemann der Nachbarin mit seinem Smartphone und der Drohung ‚Irgendwann kriegen wir Dich, mach nur so weiter’ gefilmt hat“.

Der Pomsky-Welpen von Jennifer Stemmer aus Lünen schläft in seinem Körbchen.
In der Ruhe liegt die Kraft - der kleine Pomsky macht ein Nickerchen. © Stemmer

Jennifer Stemmer springt nicht über den Zaun, wie es ihr zunächst durch den Kopf schießt, sondern eilt zu dem Welpen und ruft, zurück in ihrem Haus, die Polizei. Innerhalb von zehn Minuten stehen zwei Beamtinnen vor der Haustür. Erleichtert, dass der Welpe zumindest äußerlich unversehrt aussieht, „habe ich denen dann den Vorfall geschildert und Strafanzeige gestellt“. Wegen „Sonstige Sachbeschädigung auf Straßen, Wegen oder Plätzen (§ 303 StGB)“.

Besuch beim Tierarzt

Unter dem Punkt „nähere Bezeichnung der Gegenstände“ ist in der Anzeige dann doch noch von „einem Hund“ die Rede. „Ist halt so“, sagt Stemmer. Nachdem die Formalitäten bei ihr erledigt sind, statten die Polizistinnen pflichtgemäß den Nachbarn einen Besuch ab. Die geben laut Stemmer zu Protokoll, dass sie den Hund auf die Straße gesetzt und nicht geworfen haben. Außerdem stellen die Nachbarn Strafanzeige gegen Stemmer wegen übler Nachrede.

Weil der Welpe sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag mehrfach erbricht, konsultiert Stemmer morgens eine Tierärztin. Wie aus der Arztrechnung von Sonntag (5. Mai) hervorgeht, besteht bei dem kleinen Pomsky der Verdacht einer Gehirnerschütterung - zu seiner Genesung ist absolute Ruhe angesagt. „Darum kümmert sich mein Sohn Ben aufopferungsvoll. Der liebt den Pomsky über alles. Ich bin nur froh, dass Ben nicht da war, als das Ganze passiert ist. Sonst hätte der jetzt vermutlich auch noch ein Trauma.“

Das sagt die Polizei

Die Pressestelle der Polizei bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion die von den streitenden Parteien gestellten Strafanzeigen und deren gegensätzlichen Stellungnahmen zu dem Vorfall. Wie es weiter hieß, handele es sich um einen Nachbarschaftsstreit wie er im Buche steht. Zu dessen Beilegung seien beide Parteien getrennt voneinander in einem Termin befragt worden. Derweil sind mehrere Versuche der Redaktion gescheitert, Stemmers Nachbarn vor Ort um eine Stellungnahme zu bitten.

Die französische Bulldogge (l.) und der Pomsky sitzen auf dem Sofa.
Die französische Bulldogge (l.) und der Pomsky verstehen sich prächtig. © Stemmer