Es ist noch ein Jahr hin bis zur nächsten Bürgermeisterwahl und doch scheint das Thema schon jetzt einen Großteil der Politik in Lünen zu beherrschen. Denn nach einem Bericht dieser Redaktion, in dem zwei potenzielle Kandidaten für den Posten dazu befragt wurden, ob sie sich denn aufstellen lassen würden, hatte auch der derzeitige Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns (parteilos) das Wort erhoben. Dass der Beigeordnete Christian Klicki (CDU) nicht direkt verneint hat, dass er kandidieren könnte, sieht Kleine-Frauns als Vertrauensbruch.
Nach der Veröffentlichung und Einordnung dieser Statements zeigt sich Kleine-Frauns erneut unzufrieden: Die Pressemitteilung, auf der der Bericht begründet wurde, sei „mit einer falschen Überschrift versehen“ worden. Außerdem sei „der RN-Bericht von Sinn verzerrenden Auslassungen geprägt“ (Anm.d.Red. Beides ist nach Ansicht der Redaktion nicht der Fall). Deshalb hat Kleine-Frauns die gesamte Pressemitteilung auf seiner Facebook-Seite gepostet – und damit eine Diskussion losgetreten.
„Selber ins Aus geschossen“
„Für mich persönlich ist die Veröffentlichung der Ruhr Nachrichten und das Pressestatement auf der Homepage ziemlich inhaltsnah und wenig verzerrend“, erklärt Bryan Schweda von der CDU Lünen-Süd unter Kleine-Frauns‘ Beitrag und fügt hinzu: „Leider, ich hätte es mir für Sie gewünscht.“ Denn es zeuge „von keinem guten Stil“, dass Kleine-Frauns „die Loyalität eines verdienten und allseits geschätzten Mitarbeiters in Frage“ stellt, „nur weil dieser auf eine Presseanfrage nicht deutlich verneint hat“.

Dem stimmt auch Holger Mickan zu, der Mitglied des Runden Tisches Lünen-Süd ist: „Mit einer derartigen Aktion haben Sie sich selber ins Aus geschossen“, schreibt er entschieden unter den Post des Bürgermeisters. „Sie, als 1. Bürger der Stadt Lünen, haben diesmal nicht nur ins Fettnäpfchen, sondern in einen großen Fettnapf getreten.“ Er kritisiert unter anderem, dass Kleine-Frauns den Internet-Auftritt der Stadt nutzt, um sich zu rechtfertigen – denn verlinkt hat der Bürgermeister eine Pressemitteilung, die auf der Homepage der Stadt erschienen ist.
Auch Peter Ernst Braun von der CDU Lünen-Süd kritisiert Kleine-Frauns direkt – obwohl er ihn auch als einen „Kumpel“ betitelt: „Wenn Du Dich doch so sicher fühlst und glaubst, einen guten Job zu machen, warum gehst Du dann einen hochrangigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung so übel an?“, fragt er und vergleicht ihn mit einem „verärgerten Vater, der seinen Sohn möglichst hart bestrafen will“. Denn in der besagten Pressemitteilung hatte Kleine-Frauns mitgeteilt, dass man die Zuständigkeiten und Kompetenzen, die Klicki bis zur Kommunalwahl erfüllen soll, überdenken müsse.
Unterstützung und Verständnis
Es gibt aber durchaus auch Nutzer, die Verständnis für Jürgen Kleine-Frauns zeigen. Das ehemalige GFL-Mitglied Andreas Mildner fasst sich kurz: „Ich werde auf jeden Fall deinen Wahlkampf unterstützen. Mit allen Mitteln. Versprochen.“
Und auch Manuela Herbrechter, die beim Bürgerbüro arbeitet, findet wohlmeinende Worte für den Bürgermeister: So kenne sie Kleine-Frauns lange genug, um zu wissen, dass er ein Mann seines Wortes sei. „Umso mehr wirst du enttäuscht sein, wenn jemand anderes, der so lange an deiner Seite stand und deinen Weg genauso gegangen ist, jetzt entgegen der Zusage möglicherweise in Konkurrenz zu dir tritt.“

Eindeutig auf die Seite von Kleine-Frauns stellt sich ein Leser: „Kommentatoren sollten ihr Wahrnehmungsvermögen untersuchen lassen“, schreibt er unter den Bericht der Ruhr Nachrichten. „Der Bürgermeister hat sich in allen Rechtsangelegenheiten, trotz Angriffe, rechtlich einwandfrei verhalten.“ Von Klicki hingegen sei „Loyalität zu verlangen und zu erwarten“.
„Zeit, dass der wegkommt“
Andere private Facebook-Nutzer zeigen allerdings eine andere Meinung: „Ich habe ihn nicht gewählt und würde es auch nicht tun. Wird Zeit, dass der wegkommt“, erklärt ein Leser in den Kommentaren unter dem Ruhr Nachrichten-Post.
Was genau stört, fasst auch ein anderer Nutzer zusammen: „Anstatt jemand zu drohen, sollte der Bürgermeister aufgrund der Ermittlungen gegen ihn wegen Strafvereitelung auf seine Aufstellung zur Wahl verzichten.“ Darauf antwortet Viktoria Tölle, Frau des CDU-Fraktionschefs Christoph Tölle: „Dafür müsste er erstmal ein Gefühl für Anstand besitzen.“