
„Wir müssen reden“, befand Lünens Kämmerer und forderte Transparenz über die dramatisch ausgewachsene Lage der Kommunalfinanzen: der Anlass für die Lüner Gespräche. Das war im April. Im Dezember herrscht dagegen das große Schweigen im Lüner Rathaus. Fatal.
Wenn es um die Kosten für die Lüner Gespräche geht, dieser hochkarätig besetzten Tagung mit 350 Gästen aus ganz Deutschland, steht weder Kämmerer Andre Jethon noch Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns der Sinn nach Reden, ganz im Gegenteil. Wer wiederholt nach den Zahlen fragt, steht bei der Stadtspitze gleich im Verdacht, Lünen nur in ein schlechtes Licht rücken zu wollen: etwas, das die Verantwortlichen schon ganz alleine schaffen. Dabei hätten die Lüner Gespräche Besseres verdient. Die Bürgerinnen und Bürger, die sie mit ihren Steuergeldern bezahlt haben, sowieso.
Mehr als ein Jahr lang hatten der neue Kämmerer und sein Team die Lüner Gespräche, diese Großveranstaltung auf dem Erlebnisreich-Campus, organisiert: genug Zeit, um sich auch auf die Frage nach den Kosten vorzubereiten. Denn dass die kommen würde, muss doch selbstverständlich sein, erst recht bei dem Thema „Stadtfinanzen zwischen Nachhaltigkeit und Krise“. Stattdessen verweisen die Verantwortlichen schmallippig auf „bestehende vertragliche Verschwiegenheitspflichten“, die nicht einmal zuließen, die Gesamtsumme öffentlich zu nennen. Wer immer einen solchen Vertrag mit wem auch immer unterzeichnet hat: Das war ein Fehler. Und eine vertane Chance.
Ob tatsächlich 75.000 Euro, wie gemunkelt wird, oder noch mehr: Anstatt über die Summe verstockt zu schweigen, hätte Lünen offensiv nach vorne gehen und auf einen unbezahlbaren Imagegewinn hoffen können als eine Stadt, die sich was traut. Die nicht irgendein Stimmchen im monotonen Klagechor der überschuldeten Ruhrgebietsstädte bleiben will, sondern nach vorne geht und selbst ein neues Lied anstimmt: eines, das von Ausweg und Chancen handelt. So eine Stadt, die trotz ihrer prekären Haushaltssituation mutig Geld in die Hand nimmt, um Ideen zu sammeln und Allianzen zu schmieden im fast aussichtslos erscheinenden Kampf gegen den Finanzkollaps würde nicht nur nach außen hin strahlen, sondern auch die eigenen Bürgerinnen und Bürger mitreißen.
Das wäre was gewesen. Lünen hat es aber leider anders gemacht. Statt für Aufbruchsstimmung sorgen die Lüner Gespräche jetzt für Ärger über Geheimniskrämerei, über das Unvermögen, Entscheidungen zu erklären und politischen Streit ohne Kränkung und Beleidigung auszutragen. Das zahlt nur ein auf das Konto derer, die das demokratische Miteinander diskreditieren wollen.
Geheimniskrämerei um Kosten für „Lüner Gespräche“: Stadtverwaltung will weiter schweigen