Schwere und irreparable Schäden So steht es um die Bahnbrücken in Lünen

Schwere und irreparable Schäden: So steht es um die Lüner Bahnbrücken
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Schon vor zehn Jahren berichtete diese Redaktion über den Zustand der Bahnbrücken in Lünen mit der Überschrift: „Fast die Hälfte aller Bauwerke hat ‚umfangreiche Schäden‘.“ Was hat sich also in einem Jahrzehnt verändert?

Der Zustand der Bahnbrücken in Lünen ist nach wie vor besorgniserregend. Zumindest, wenn man die Einträge auf der Webseite der Deutschen Bahn liest. Dort ist ein Brückenportal eingerichtet, in dem alle Bahnbrücken in Deutschland verzeichnet sind. Viele der insgesamt 27 Bahnbrücken in der Lippestadt werden dort in den beiden schlechtesten von vier Zustandskategorien gelistet. Zustandskategorie 3 gilt etwa für die Überführung an der Merschstraße oder die Brücken über Kurt-Schuhmacher-Straße und Kampstraße. Bedeutet laut Bahn-Definition: „Schwere Schäden, aber noch zu reparieren.“

Irreparable Schäden

Um andere Bahnbrücken ist es noch schlechter bestellt. Sie werden von der Bahn in Kategorie 4 eingestuft. Heißt: „Irreparable Schäden, muss abgerissen werden.“ Stattdessen sollte zeitnah ein Neubau errichtet werden. In diese Kategorie fallen die Brücken über die Münsterstraße (Strecke Dortmund-Münster) und am Stummhafen in Lippholthausen (Güterstrecke).

In ganz Lünen gibt es lediglich zwei Brücken, die in Zustandskategorie 1 eingeordnet werden. „Keine Maßnahmen erforderlich“, heißt es nur für die Brücke der Güterstrecke über den Mühlenweg und für die 2017 eröffnete neue Überführung am Preußenbahnhof.

Übrigens: Die Kategorien sagen laut Bahn nichts über die Betriebstauglichkeit der Brücken aus. „Selbst Brücken der schlechtesten Zustandskategorie sind für die Nutzung des Eisenbahnbetriebs sicher, sonst wäre gar kein Betrieb zugelassen“, erklärt die Deutsche Bahn auf ihrer Webseite.

Marode Bahnbrücken kein neues Thema

Ansicht eines Zuges.
Viele Eisenbahnbrücken im Raum Lünen sind baufällig. © Dennis Görlich

Auf eine Anfrage dieser Redaktion antwortet die Bahn ausweichend. Eine Sprecherin schreibt stattdessen eher allgemein zu Brückenbauprojekten in NRW im vergangenen Jahr. „Die Deutsche Bahn hat allein in 2023 rund 1,75 Milliarden Euro in die Modernisierung des Schienennetzes und der Bahnhöfe im bevölkerungsreichsten Bundesland aufgewendet“, erklärt die DB-Sprecherin. „Unter anderem hat die DB insgesamt 19 Brücken in NRW modernisiert.“

Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten sowie Kontrollen erfolgen laut der DB-Sprecherin regelmäßig. Sie verweist für Informationen über einzelne Brücken lediglich auf das Brückenportal der Bahn.

Schon 2014 wurden rund 14 der für die Lippestadt verzeichneten Brücken in die Zustandskategorie 3 eingestuft, wie diese Redaktion damals berichtete. Ein Blick ins Brückenportal zeigt: Die Zahl ist fast gleichgeblieben, derzeit sind 13 Brücken in die schlechteste oder zweitschlechteste Kategorie eingestuft. Bei Brücken in Kategorie 4 sollen Erneuerungsmaßnahmen zumindest geplant werden und nicht wie in Kategorie 3 nur geprüft.

Brücke Preußenstraße erneuert

Lediglich eine Eisenbahnbrücke in Lünen wurde in den vergangenen zehn Jahren erneuert. Und zwar die Brücke über die Preußenstraße auf der Strecke Dortmund-Lünen. Das geht aus den sogenannten Brückenbüchern der Bahn hervor. Dort veröffentlicht das Unternehmen seit 2015 erneuerte Brücken im gesamten Bestandsnetz der DB InfraGO AG. Die Inbetriebnahme der neuen Brücke erfolgte am 18. April 2017.

Andere Bauarbeiten oder Sanierungen in Lünen werden in den Brückenbüchern zwischen 2015 und 2020 nicht genannt. Bauarbeiten zwischen 2021 und 2024 finden sich ebenso wenig im BauInfoPortal der Deutschen Bahn. Auch die Sprecherin der Bahn nennt keine weiteren Brücken, an denen es in den vergangenen zehn Jahren Neubau- oder Sanierungsmaßnahmen gab.

Ansicht von Gleisen auf einer Zugstrecke.
Am Zustand der Lüner Eisenbahnbrücken hat sich in den letzten zehn Jahren wenig geändert. © Foto: Fröhling