Lucas Slunjski ist Bundestagskandidat der FDP Zwischen Umzugsstress und Wahlkampf

Zwischen Umzugsstress und Wahlkampf: Lucas Slunjski will in den Bundestag
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Lucas Slunjski sitzt zwischen Umzugskartons. Gerade erst hat er sich eine Eigentumswohnung im Herzen von Hamm gekauft. Naturgemäß gibt es viel zu tun, wenn man alle Sachen in die neue Wohnung bringen und aufbauen muss, den Umzugsstress kennt wohl jeder. Allerdings: Für Lucas Slunjski kommt noch die Bundestagswahl dazu.

Zum zweiten Mal nach der Wahl 2021 tritt der 29-Jährige als Bundestagskandidat der FDP für seinen Wahlkreis an. Dass das jetzt ausgerechnet mit seinem Umzug zusammenfällt, war Zufall. „Als der Umzug geplant war, gab es die alte Ampelkoalition noch. Da war ich davon ausgegangen, dass ich im Sommer Wahlkampf mache und nicht im Winter 2025“, sagt Lucas Slunjski. „Aber jetzt ist es so und dann muss man damit umgehen.“

Ein Grund für den Umzug war auch sein Kernthema im Wahlkampf: die Barrierefreiheit. Slunjski selbst ist seit seiner Kindheit auf den Rollstuhl angewiesen, lebte vor seinem Umzug in einem Haus mit Fahrstuhl im vierten Stock. „Da ist leider oft der Fahrstuhl ausgefallen und ich konnte dann oft nur zu meiner Freundin flüchten“, berichtet er.

Barrierefreiheit als Kernthema

Ganz besonders ärgerlich war es für den Finanzbeamten aber, wenn der Fahrstuhl direkt am Morgen ausfiel. „Ich musste teilweise schon mal einen Urlaubstag nehmen, weil ich dann einfach morgens nicht mehr aus der Wohnung herausgekommen bin“, erzählt er. Nun ist er in seine Eigentumswohnung im Erdgeschoss eingezogen, was den Alltag deutlich vereinfachen sollte.

Dennoch war der defekte Fahrstuhl nur eines der vielen Beispiele, die Slunjski erzählen kann, um die Bedeutung der Barrierefreiheit zu verdeutlichen. „Das wird immer der Schwerpunkt meiner Arbeit sein, weil ich als Betroffener natürlich genau weiß, was man verändern müsste“, so der 29-Jährige.

Lucas Slunjski diskutiert mit den anderen Kandidaten in der Wahlarena.
Lucas Slunjski hat seine Themen auch in der Wahlarena vertreten. © Günther Goldstein

Im Alltag setzt er sich für die Barrierefreiheit und seine weiteren Themen vor allem in seiner Heimatstadt Hamm ein. Dort ist Lucas Slunjski Vorsitzender der FDP Hamm-Mitte, wo er seit 2005 wohnt. Er ist außerdem Vorsitzender im Behindertenbeirat der Stadt.

Bereits bei der Wahl 2021 stand das Thema für Slunjski im Mittelpunkt. Hat sich seitdem schon etwas geändert? „Nicht so wirklich“, muss der FDP-Kandidat zugeben. Gerade an Bahnhöfen macht er immer wieder schlechte Erfahrungen, ist sogar schon einmal im Fahrstuhl stecken geblieben. „Haltestellen sind immer so ein Punkt, wo man die Bahnreise nicht wirklich gut planen kann.“

Aber natürlich engagiert sich Slunjski in seiner politischen Arbeit nicht nur für die Barrierefreiheit. „Wohnen ist zum Beispiel auch ein Riesenthema“, sagt der 29-Jährige. „Man merkt, dass die Preise immer weiter in die Höhe gehen - sowohl für Mieter, als auch für Hauseigentümer.“

Ein weiteres Thema im Fokus ist die Migration. „Es ist ein wichtiges Thema, ich finde aber, dass dadurch die anderen Themen ein bisschen in den Hintergrund geraten“, ärgert sich Slunjski. „Es gibt so viele andere Themenfelder, die viel zu kurz kommen. Aber das Thema Migration wird wahlkampfentscheidend sein.“

Möglicherweise auch entscheidend, ob seine Partei, die FDP, überhaupt in den Bundestag einzieht. „Herr Lindner hat vor einigen Wochen mal gesagt, zehn Prozent seien sein Ziel“, berichtet Slunjski. Auf dem FDP-Parteitag hatte der Parteichef zuletzt von sieben Prozent gesprochen. „Das ist sehr optimistisch, fünf Prozent würden mir auch erstmal reichen.“

Das sei durchaus auch ein Thema im Dialog mit den Bürgern. „Viele denken: Wenn ich nicht will, dass die AfD stark wird, muss ich die CDU wählen. Ich bin aber der Meinung: Eine liberale Kraft im Bundestag wäre auch gut“, wirbt Lucas Slunjski für seine Partei.

Wenig Hoffnung

Grundsätzlich höre er aber im Wahlkampf trotz der aktuell angespannten politischen Lage positive, wie auch negative Stimmen. „Die einen sagen: ‚Voll gut, was ihr macht‘, die anderen sagen: ‚Seid ihr eigentlich bescheuert‘. Das gehört aber auch dazu und war vor vier Jahren nicht anders.“

Allzu große Hoffnungen, dass er am Ende ein Direktmandat für den Bundestag bekommt, macht sich Lucas Slunjski nicht. „Das wäre eine ziemlich große Überraschung“, sagt er. „Das wird wohl ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Herrn Thews (SPD, Anm. d. Red.) und Herrn Hilwig von der CDU werden.“

Und auch über seinen Listenplatz räumt sich Lucas Slunjski nur wenige Chancen ein. „Es ist besser als beim letzten Mal vor vier Jahren“, sagt er und lacht. „Da war ich auf einem Listenplatz irgendwo Mitte 50, jetzt bin ich auf 39. Wenn die FDP einzieht, sind es vermutlich die ersten zehn, zwölf Listenplätze aus der NRW-Liste, die zum Zuge kommen.“

Seiner politischen Arbeit im Vorfeld der Bundestagswahl tut das keinen Abbruch. Lucas Slunjski erklärt: „Ich mache Wahlkampf ja auch, um zum Beispiel mein Thema Barrierefreiheit nach vorne zu bringen. Und ich kämpfe auch einfach für meine liberalen Überzeugungen.“