Lippetouristik verkauft Part der Kanutouren Unternehmer enttäuscht von Stadt Lünen

Lippetouristik verkauft Kanutouren-Part: Enttäuscht von Stadt Lünen
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Die Frühlingssonne lockt ins Freie, das Osterwochenende verspricht Freizeit. Doch eine beliebte Attraktion wird es unter der Flagge der seit 2008 bestehenden Lippetouristik nicht mehr geben: Den Bereich der Kanutouren will Geschäftsführer Mathias Sandmann (60) verkaufen. Vorher sei noch eine Abschlusstour auf dem längsten Fluss Westfalens geplant.

Dass der Unternehmer bisher keine Anstrengungen unternommen hat, die 30 Boote zu veräußern, hängt mit weiteren Geschäftsfeldern zusammen: Die Lippetouristik GmbH verwaltet und vermietet Ferienimmobilien. Mathias Sandmann selbst führt ein Ingenieurbüro, das sich mit erneuerbaren Energien befasst. Das von ihm und seiner Frau in Alstedde gebaute Haus mit zehn Appartements Am Kornfeld erzeugt mehr Energie als es verbraucht.

Der Wasserspaß im Kanu ist seit Corona ausgesetzt. Während der Pandemie ließ der geforderte Mindestabstand in den Booten ein wirtschaftliches Paddeln nicht zu. Später kamen Personalprobleme hinzu. Durch die ausgefallenen Touren hatten sich Mitarbeitende anders orientiert. Mathias Sandmann hat den Kanubetrieb bis heute nicht mehr hochgefahren. Das hängt auch mit einem gesundheitlichen Rückschlag zusammen. Mehr noch ist es jedoch die Enttäuschung.

VIer Leute im Kanu
Kanutouren auf der Lippe hat die Lippetouristik seit Corona ausgesetzt (Archivbild). © Beuckelmann

„Mangelnde Unterstützung“

Der Chef der Lippetouristik hatte gehofft, dass in Lünen ein größeres privatwirtschaftliches Engagement in Sachen Lippetourismus möglich sei. Es ist schade, dass das kleine zarte Pflänzchen der Touristik hier nicht wachsen könne, sagt er, und beklagt mangelnde Unterstützung der Stadt. Noch nie habe es für ihn ein Gespräch mit dem Bürgermeister gegeben. Keiner habe das Potenzial begriffen, dass er im Camp Viktoria auf der Halde gesehen habe: Übernachtungsmöglichkeiten, Gastronomie und Wellness sowie An- und Abladestationen und Rastplätze am Fluss.

Schon 2015 hatte er diese Projektidee entwickelt und im Zuge der Diskussion um die IGA 2027 angepasst. Drei Millionen Euro habe Sandmann in die Hand nehmen wollen für das Freizeitcamp. Das sollte nicht nur Kanuten ansprechen, sondern mit anderen Angeboten wie Radreisen, Wandern für Naturfreunde verknüpft werden und Kurzzeitübernachtungen in Zelten, Hütten und Wohnmobilen ermöglichen. Das hätte auch der Lippetouristik neue Perspektiven ermöglicht.

Stahlkreis auf der Halde

Doch Lünen habe sich gegen das „ausgereifte Konzept“, wie Mathias Sandmann sagt, entschieden. Ein Entschluss, der ihm nicht mitgeteilt worden sei. Für ihn ein Zeichen, wie man mit potenziellen Investoren in Lünen umgeht.

Stattdessen fiel das Votum zugunsten einer anderen Landmarke auf der Viktoriahalde, die inzwischen aus finanziellen Gründen ordentlich abgespeckt wurde: Geplant ist ein 11,50 Meter hoher stählerner Kreis aus Cortenstahl mit einer Aufenthaltsplattform. Das Haldenportal soll Wahrzeichen und Treffpunkt werden. Mathias Sandmann äußert den Eindruck, dass für Lünen nur Projekte interessant seien, die kommunale Fördermittel versprechen. Private Beteiligte seien eher nicht erwünscht.