Die Bilder der überschwemmten Wege und Wiesen in Lünen, Selm, Werne und Olfen zu den weihnachtlichen Feiertagen des letzten Jahres sind vielen noch lebhaft im Gedächtnis. Ein Landwirt aus Werne musste seine 60 schottischen Hochlandrinder auf den Lüner Lippewiesen auf höhere Weideflächen treiben. Straßen, wie die Borker Straße zwischen Selm und Waltrop, wurden wegen Überflutungsgefahr gesperrt. Vorsorglich wurde nach den Weihnachtstagen eine Hochwasserschutzwand an der Lippebrücke in Lünen aufgebaut.
Besonders, nachdem in den vergangenen Tagen wieder vermehrt Regen vom Himmel gefallen ist, blicken wahrscheinlich viele nervös auf die bevorstehenden Tage und den Pegelstand der Lippe. Doch Ilias Abawi, Pressesprecher des Lippeverbands, gibt Entwarnung. „Es besteht keine Hochwassergefahr. Wir haben ein internes System, das auf die kommenden drei Tage blickt und die Ampeln stehen alle auf Grün“, erklärt Abawi.
Keine Hochwassergefahr
Doch nicht nur die Ampeln, auch die genauen Pegelstände der Lippe lassen sich an verschiedenen Orten auf der Webseite der Emschergenossenschaft und des Lippeverbands (EGLV) ablesen. Laut aktuellem Stand (23. Dezember, 12.15 Uhr) beträgt der Pegelstand der Lippe an der Graf-Adolf-Straße 3,82 Meter. Das ist etwas mehr als der normale Durchschnittswert von 2,68 Meter. „Der mittlere Hochwasserstand liegt bei 4,40 Meter. Mit dem aktuellen Pegelstand sind wir demnach noch weit entfernt von einem Hochwasserereignis. Die Verlaufslinie des Pegels flacht seit der Nacht wieder ab“, sagt der Pressesprecher des Lippeverbands am Montag.
Dauerregen im letzten Jahr
Im vergangenen Jahr sah die Lage anders aus. Am 24. Dezember 2023 stand der Pegelstand bei 5,67 Meter. Damit hatte der Fluss die kritische Marke von 5,50 Meter überschritten. Nach Angaben des Lippeverbands galt Warnstufe 1 und damit die Rufbereitschaft. Nur einen Tag später, am 25. Dezember 2023, stieg der Wert auf 6,12 Meter und überschritt die kritische Marke von 6 Metern. Warnstufe 2 wurde ausgerufen. Gewässer und Deiche wurden kontrolliert und Gewässerstrecken auf Schäden überprüft.
Das Problem im letzten Jahr sei besonders die vorangegangene Wetterlage gewesen. „2023 hatten wir seit Mitte Dezember starke Niederschläge und permanente Hochwasserwellen. Der Regen über die Feiertage hatte die Situation damals verschärft“, erklärt Ilias Abawi.

Entwarnung für andere Orte
Auch für Selm, Werne und Olfen gibt Ilias Abawi Entwarnung. Genau wie in Lünen stehen die Werte zwar etwas über dem durchschnittlichen Pegelstand, aber die durchschnittlichen Hochwasserwerte seien noch lange nicht erreicht. So ist der aktuelle Stand (23. Dezember, 12.55 Uhr) in Werne (Rünthe, Kamener Straße, B 233) bei 3,80 Metern, in Selm (Lippestraße, Selm-Bork) bei 2,66 Metern und in Olfen (An der Rauschenburg) bei etwa 3,95 Metern.
Warnstufen wie in Lünen gibt es an diesen Standorten nicht. Diese gebe es nur für „neuralgische Punkte“, wie Abawi sie nennt. Das seien besonders kritische Stellen. „Das Wasser fließt von Osten nach Westen. Wenn also bereits in Lünen eine Warnstufe ausgerufen ist, dann wird es in den Orten weiter westlich, wie in Selm, ähnliche Situationen geben. Im Zweifel kommt an diesen Stellen sogar noch mehr an, da entweder von oben noch mehr Regen oder durch Nebenläufe anderer Flüsse, wie die Seseke, mehr Wasser einfließt“, erklärt der Pressesprecher.
Auch wenn der Deutsche Wetterdienst bereits vergangene Woche zumindest für Heiligabend Regenschauer angekündigt hatte, sehe die Lage dieses Jahr entspannter aus. Zwar habe der Lippeverband Bereitschaftsdienst und behalte den Flusspegelstand und das Wetter aufgrund des letzten Jahres besonders im Blick, aber „in diesem Jahr sind wir noch weit entfernt von solchen Hochwasserereignissen“, sagt Abawi zuversichtlich.