Die Lippebrücke an der Langen Straße war am Samstag Schauplatz einer merkwürdigen Demonstration.

© Dittgen

Lieber aushelfen im Krankenhaus als meditieren auf der Lippebrücke

rnKommentar

Meditieren gegen Corona – das klingt jetzt erst einmal nicht so wirklich intelligent. Auch nicht, wenn man mit Grundgesetz auf der Lippebrücke sitzt. Unser Autor hätte da einen Vorschlag.

Lünen

, 11.05.2020, 21:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Leider war ich nicht dabei, als sich eine Handvoll Menschen am Wochenende auf der Lippebrücke getroffen haben, deshalb kann ich auch nichts über den Geisteszustand der Teilnehmer sagen. Folglich musste ich mir meine Meinung aus TV-Beiträgen über ähnliche „Demos“ und aus der Berichterstattung unserer Dortmunder Kollegen bilden.

Was ich mich die ganze Zeit frage: Seit mehr als sieben Wochen befolgt die Mehrheit der Deutschen, und mit ihnen so ziemlich der Rest der Welt, strikte Auflagen wie ein Kontaktverbot, geschlossene Schulen oder verbotene Feste. Alles mit dem Ziel, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Darüber und über die Frage, ob die Maßnahmen Sinn machen oder zu hart sind, wurde bereits genügend diskutiert.

Sind dort, wo wir hinwollten

Mittlerweile wissen wir ja: Die Maßnahmen waren erfolgreich, die Reproduktionszahl, also die Zahl derer, die ein Infizierter im Schnitt neu ansteckt, sank zwischenzeitlich unter 1. Wir waren quasi wieder am Beginn der Pandemie, wir waren dort, wo wir hinwollten.

Besser gesagt: Wir sind dort, denn mit dieser Marke fiel auch ein Teil der Einschränkungen, mit denen wir leben mussten. Ob die Lockerungen Sinn machen oder zu locker sind, wissen wir derzeit ebenso wenig wie wir vor sieben Wochen wussten, ob die Maßnahmen zu hart sind. Das Ergebnis letzterer Frage macht mir persönlich Hoffnung, dass auch erstere mit „Nein“ beantwortet werden kann.

Und genau da kommen die Kollegen mit den Meditationsdecken ins Spiel. Warum die ausgerechnet jetzt gegen Auflagen demonstrieren, die sie sieben Wochen lang stumm ertragen haben und die jetzt gelockert sind, begreift man vermutlich nur, wenn man für Grundrechte demonstrieren und gleichzeitig Journalisten angreifen kann.

Daraus schließe ich, dass die Anhänger dieser „Bewegung“ nicht so recht wissen, was sie eigentlich wollen. Ich befürchte allerdings, dass sie mit ihren Aktionen eher das Gegenteil von dem erreichen, was sie kritisieren: Dass wir nämlich wieder striktere Maßnahmen verordnet bekommen, weil ein Teil der Menschen eher gegen die Vernunft agiert und beispielsweise den Sicherheitsabstand ignoriert.

Einfach mal schauen, wie es wirklich ist

Ich hätte da einen Vorschlag: Liebe Demonstrantinnen und Demonstranten, wie wäre es, wenn ihr die Meditationsdecken gegen Schutzmasken eintauscht und euch als Freiwillige im Krankenhaus oder Pflegeheim meldet. Einfach mal, um zu schauen, ob das mit dem Virus und den Maßnahmen wirklich so mordsmäßig übertrieben ist. Ihr könnt sicher auch bei einem Bestattungsunternehmen nach einem Praktikum fragen.

Wenn ihr dann immer noch findet, dass man euch zu sehr in euer Leben reinredet, könnt ihr gerne wieder meditieren. Aber bitte mit An- und Abstand.