Lidl-Filialleiter aus Lünen nimmt Betrüger in Würgegriff „Hatte keine Angst“

Filialleiter für Einsatz ausgezeichnet: „Nicht die Augen verschließen“
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Kadri Ademi aus Dortmund ist zweifacher Familienvater und arbeitet als Filialleiter bei Lidl in der Schützenstraße in Lünen. Ende November 2024 hat ihn die Polizei gemeinsam mit anderen Dortmundern für Zivilcourage geehrtan den Vorfall, für den er die Auszeichnung bekam, erinnert sich der 44-Jährige noch genau. Ein Jugendlicher versuchte, mit einer geklauten Kreditkarte Geld an der Kasse abzuheben. „Das ist die übliche Masche. Sie kaufen beispielsweise Zigaretten für zehn Euro und wollen dann zusätzlich 200 Euro abheben“, erklärt Ademi im Gespräch mit der Redaktion.

Doch er und seine Mitarbeiter waren vorgewarnt, mit einer seiner Kolleginnen hat er für solche Fälle eine besondere Absprache: „Ich habe albanische Wurzeln. Ich bin mit der Mitarbeiterin so verblieben, dass sie mich bei einem solchen oder einem ähnlichen Vorfall über das Headset in meiner Landessprache kurz anfragt. Dann weiß ich, da stimmt etwas nicht, ich muss da hin – so war das am besagten Tag auch.“

Kadri Ademi bei der Verleihung
Für seinen Einsatz wurde Ademi in Dortmund ausgezeichnet. © Kadri Ademi

Täter mit bekannter Masche

Der Jugendliche, so Ademi, habe Zigaretten kaufen und eine hohe Geldsumme abheben wollen. „Ich habe ihn dann gefragt, ob er einen Ausweis dabei hat. Er meinte, er habe keinen“, erinnert sich der 44-Jährige. Doch da fiel ihm etwas auf: Auf der Karte, mit der der junge Mann zahlen wollte, stand der Name einer deutschen Frau – was so nicht zu dem Täter passte. „Als ich meinte, dass meine Mitarbeiterin die Polizei rufen soll, ist er ausgerastet. Er wollte durch die Tür fliehen, die allerdings schon verschlossen war. Danach wollte er durch den Eingang durch und hat gegen die Tür getreten“, so Ademi.

Als der junge Mann merkte, dass er auch da nicht hinauskommt, drehte er um und versuchte, sich den Weg gewaltsam freizukämpfen und ging auf Ademi zu. „Ich habe ihn festgehalten, er hat um sich geschlagen. Danach nahm ich ihn in einen Würgegriff“, erzählt der Familienvater. 34 Minuten nach dem Anruf kam die Polizei. Einmal konnte sich der Täter losreißen und verletzte dabei eine Mitarbeiterin, die frisch operiert war, erzählt der 44-Jährige.

„Es war eine Affekthandlung“

Bei dem Würgegriff kam Ademi zugute, dass er in seiner Jugend Kampfsport betrieben hat und dass seine Schwester Polizistin ist, von der er sich einiges abgeguckt hat. Doch warum hat der 44-Jährige eigentlich eingegriffen? „Das war eine Affekthandlung“, antwortet er und beschreibt, was ihm durch den Kopf ging: „Ich hatte das Bild vor Augen von einem anderen Vorfall. Einer älteren Dame wurde die Karte geklaut, als sie gerade bezahlen wollte. Sie weinte, ist fast zusammengebrochen, weil es ihre letzten Ersparnisse auf dem Konto waren und auch die Schlüssel entwendet worden sind. Dieses Bild kam mir ins Gedächtnis und da habe ich mir gesagt, dass ich was machen muss.“

Angst habe er in der Situation nicht gehabt – diese kam erst später. „Ich bin Familienvater und dann gehen einem im Nachhinein schon die Gedanken durch den Kopf, was gewesen wäre, wenn er ein Messer gehabt hätte.“

Ein Held für seine Kinder

Dieselbe Frage stellte ihm seine Frau, als der 44-Jährige ihr von dem Vorfall erzählte – aber sie war auch stolz auf ihren Ehemann. Für seine Tochter (9) und seinen Sohn (14) war das etwas ganz Besonderes, und jeder in der Schule sollte das wissen. „Mein Sohn hat in der Schule damit angegeben. Meine Tochter nicht, die ist mit ihren neun Jahren noch zu klein“, verrät der stolze Familienvater.

Kadri Ademi bedauert, dass seine Familie bei der Preisverleihung nicht vor Ort sein konnte – was nichts daran ändert, dass er stolz ist auf die Auszeichnung. „Das Foto hängt im Schlafzimmer“, verrät er, muss danach lachen und fügt dann an: „Ich finde es schön, dass es solche Auszeichnungen gibt. Das zeigt mir, dass ich alles richtig gemacht habe und dass ich als Bürger meinen Teil dazu beigetragen habe, dass solche Fälle minimiert werden. Ganz verhindern kann man sie nicht.“

Eigensicherung ist wichtig

Sollte er selbst nochmal in eine ähnliche Situation geraten, wisse er nicht, ob er wieder so handeln würde. Dass er aber nicht völlig tatenlos bleiben würde, weiß er aber genau. „Man soll nicht die Augen verschließen. Man sollte dann die Täter aktiv ansprechen, aber Distanz halten. Jeder, der helfen kann, sollte seinen Beitrag leisten und etwas Gutes tun. Immer unter der Prämisse des Eigenschutzes. Ich würde es nochmal so machen, aber mit ein bisschen mehr Vorsicht.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 30. Januar 2025.