Lichterfahrt in Lünen findet 2024 nicht statt Das sind die Gründe

Lichterfahrt in Lünen findet 2024 nicht statt: Das sind die Gründe
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Erst vor zwei Jahren fand die erste Lichterfahrt mit bunt-beleuchteten Treckern in Lünen statt. Etwa 50 Traktoren mit Lichterketten und aufblasbaren Schnee- und Lebkuchenmännern verbreiteten 2022 weihnachtliche Stimmung, wiesen aber auch auf ernste, politische Anliegen hin. So war die Lichterfahrt auch immer eine Demonstration, um auf die Situation der Bauern aufmerksam zu machen. In diesem Jahr leuchten die Lüner Straßen allerdings durch die Trecker nicht hell auf: Die Lichterfahrt fällt aus. Dafür gebe es mehrere Gründe.

Birgit Backs, Landwirtin aus Lünen, hatte die vergangenen zwei Jahre gemeinsam mit anderen Bauern die Lichterfahrt organisiert. Jedoch sei sie aktuell gar nicht im Land: „Tatsächlich bin ich gerade in Amerika und konnte das dementsprechend nicht mitorganisieren“, sagte Backs im Gespräch mit der Redaktion.

Allerdings ist Backs nicht die einzige gewesen, die in den letzten Jahren mitgewirkt hatte. Auch Hendrik Brüggemann, Landwirt aus Lünen und seit diesem Jahr erster Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsverbands Lünen, ist Teil der Veranstaltungen gewesen. Er verrät noch einen wichtigen, weiteren Grund für das Ausfallen der Treckerfahrt.

Bauern enttäuscht von Politik

„Es ist in gewisser Weise eine Politikverdrossenheit, die auch Schuld daran ist“, sagt Brüggemann. Entscheidungen der Politik zu verschiedenen, bäuerlichen Themen hätten die Lüner Bauern im landwirtschaftlichen Ortsverband enttäuscht. Besonders, weil Bauern aus dem ganzen Land den Bundesrat-Politikern die Problematik erklärt hatten und dennoch nicht im Sinne der Bauern gestimmt worden sei, so Brüggemann. Gemeint sind damit unter anderem die Änderung beim Agrardiesel.

Unter dem Agrardiesel versteht man in der Land- und Forstwirtschaft eine teilweise Rückvergütung der auf den Kraftstoff entrichteten Energiesteuer, die auf Antrag gestellt werden kann. Ab 2026 soll es diese Rückerstattungen nicht mehr geben. Hendrik Brüggemann erklärt: „Für uns sind die Straßen eigentlich nur ein Mittel zum Zweck, damit wir mit unseren Maschinen auf die Felder kommen. Deswegen können wir überhaupt diese Rückerstattung erhalten. Wenn der Agrardiesel, also diese Rückvergütung, wegfällt, fehlen da teilweise vier- bis fünfstellige Summen.“ Zwar könnten Bauern dies auf ihre Produkte umlegen, allerdings würden diese damit teurer werden und der Verkauf schwieriger.

Ein Mann sitzt im Traktor.
Hendrik Brüggemann, Landwirt und Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortverbands, nennt auch politische Gründe für den Ausfall der Lichterfahrt. © Laura Schulz-Gahmen

Auch Vorgaben zu Tierhaltungen würden Schwierigkeiten bei der Planungssicherheit der Bauern darstellen. „Wenn ein Stall gebaut wird, dann wird er nach den aktuellen Vorgaben in der Tierhaltung errichtet. Ändert sich dabei in den kommenden Jahren immer wieder etwas, wird erwartet, dass wir diese Änderungen vornehmen. Meistens sind dabei aber nicht mal die Kosten für den ersten Bau der Ställe bezahlt. Würde man wieder etwas ändern, kommen nur noch mehr Kosten auf uns zu“, sagt Brüggemann weiter.

„Als wir in den letzten Monaten dann die Lichterfahrt in einer unserer Ortsverband-Sitzungen besprochen haben, war uns klar: Unter diesen Rahmenbedingungen wollen wir das so nicht machen“, erinnert sich Hendrik Brüggemann.

Mitfahren bei anderen Lichterfahrt

Obwohl die Lichterfahrt immer eine Demonstration war, um auf diese politischen Themen aufmerksam zu machen, fällt sie also dieses Jahr unter anderem eben wegen dieser politischen Entscheidungen aus. „Es tut mir auch wirklich um die Kinder leid. Es ging schon immer ans Herz, wenn die Kinderaugen leuchteten und Eltern sowie Großeltern vom Straßenrand zuwinkten. Hinter den geschmückten Traktoren steckte immer viel Arbeit“, sagt Brüggemann. Allerdings weist er auch auf die noch stattfindenden, anderen Lichterfahrten wie die Kinder-Lichterfahrt in Olfen, hin. Dabei würden auch Traktoren des Hofs Brüggemann sowie der Sohn von Landwirtin Birgit Backs für ihren Hof mitfahren.