Die Pflege der Gräber können viele Familien nicht mehr selbst stemmen, dann übernehmen die Friedhofsgärtner. Ein Trend, der Auswirkungen hat auf die Bestattungsarten.

Die Pflege der Gräber können viele Familien nicht mehr selbst stemmen, dann übernehmen die Friedhofsgärtner. Ein Trend, der Auswirkungen hat auf die Bestattungsarten. © Daniel Magalski

Urnen-Garten voller Leben entsteht in Lünen als Platz für die letzte Ruhe

rnFriedhof

Leben? Nein, Leben ist nicht das erste Wort, das beim Thema Friedhof in den Sinn kommt, und doch: Der Ort, der auf dem Friedhof an der Alstedder Straße in Lünen entsteht, ist voller Leben.

Alstedde

, 12.05.2022, 15:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Was Menschen sich als letzte Ruhestätte nach ihrem Tod wünschen, ist so individuell wie davor ihr Leben: Vom „Klassiker“ Erdbestattung im Sarg über Urnen-Gräber bis hin zum Verstreuen der Asche auf See oder einem friedlichen Platz unter einem Baum im Wald.

Friedhöfe sind deshalb seit Jahren im Wandel, so auch der katholische Friedhof der Großgemeinde St. Marien an der Alstedder Straße. Die Baasner Friedhofs GmbH, für diesen Zweck neu gegründet, bewirtschaftet ihn seit Anfang 2021 im Auftrag der Gemeinde.

Wo Fabian Baasner und sein Vater Norbert, der Firmengründer, stehen, entsteht ein Urnen-Garten auf dem katholischen Friedhof.

Wo Fabian Baasner und sein Vater Norbert, der Firmengründer, stehen, entsteht ein Urnen-Garten auf dem katholischen Friedhof. © Daniel Magalski

Im Friedhofsteil rechts neben dem Hauptweg, der auf ein Steinkreuz zuführt, fallen viele freie Grabstellen auf, auf ihnen wächst Rasen. Freifläche, die so gewollt sei, berichtet Fabian Baasner. „Die Bestattungskultur änderte sich stark im Laufe der letzten Jahre“, erklärt der Junior-Chef. Ein Urnen-Garten soll deshalb dort entstehen, ein Garten voller Leben.

Friedhof hatten sie früh im Blick

„Stauden und Gehölze, die Bienen und anderen Insekten Nahrung bieten, sind dort geplant und Bänke zum Verweilen, über die genaue Umsetzung läuft momentan noch der Austausch mit der Gemeinde St. Marien.“ Die Pflege der Gräber im Urnen-Garten übernehmen Baasners Mitarbeiter, wie auch bei den Rasengräbern, einer anderen Variante auf dem katholischen Friedhof.

Jetzt lesen

„Viele Angehörige wohnen nicht in Lünen oder der Umgebung und können sich deshalb nicht um die Gräber kümmern, andere sind vielleicht selbst schon in einem Alter, in dem sie nicht 25 Jahre Grabpflege sicherstellen können“, erläutert Norbert Baasner.

25 Jahre sind eine lange Zeit, das weiß auch Norbert Baasner. Sein Familienunternehmen feierte 2021 sogar schon den 30. Geburtstag. 1991 gegründet, hatten die Baasner den Friedhof an der Alstedder Straße im wahrsten Sinne des Wortes schon früh im Blick: Der Firmensitz des Garten- und Landschaftsbaus Norbert Baasner war damals direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite.

Bänke gegen Einsamkeit

Norbert Baasner ist froh, dass ihn sein Sohn Fabian seit Anfang vergangenen Jahres in der Geschäftsführung unterstützt, denn so schauen der Gründer und die rund 35 Mitarbeiter der Galabau-Firma mit Gelassenheit in die Zukunft. Keine Selbstverständlichkeit, weiß Norbert Baasner: „Viele Handwerksbetriebe werden in der nächsten Generation nicht mehr weitergeführt, dort fehlen schlicht Nachfolger.“

Der Friedhof steckt voller Geschichte(n): Am Ende des Hauptweges finden sich die Gräber verstorbener Pfarrer.

Der Friedhof steckt voller Geschichte(n): Am Ende des Hauptweges finden sich die Gräber verstorbener Pfarrer. © Daniel Magalski

Der Friedhof solle, so wünscht es sich Norbert Baasner, nicht nur ein Ort der Trauer sein, sondern auch ein Ort des Miteinanders und des Austauschs. Im Eingangsbereich des Friedhofs entstand dafür der „Platz der Begegnung“. Bänke laden hier, wo auch Trauerfeiern unter freiem Himmel stattfinden können, ein zu einer Pause. Ein Mittel gegen Einsamkeit und wie Norbert Baasner beobachtete, „kommen manche Besucher zwei bis drei Mal am Tag und unterhalten sich mit anderen Menschen.“

Kastanie pflanzte er als Kind

Das Gesicht des katholischen Friedhofs, bisher sehr strukturiert und mit klaren Linien, wird sich über die zusammen mit der Stadt Lünen und den Reservisten neu gestalteten Kriegsgräber weiter verändern: Bäume pflanzten die Friedhofsgärtner schon, darunter auch botanische Raritäten.

Die Kastanie, die nun auf dem Friedhof wächst, ist eine Besonderheit: Fabian Baasner pflanzte sie als Kind vor 22 Jahren im elterlichen Betrieb.

Die Kastanie (Bildmitte), die nun auf dem Friedhof wächst, ist eine Besonderheit: Fabian Baasner pflanzte sie als Kind vor 22 Jahren im elterlichen Betrieb. © Daniel Magalski

Ein Baum, der in Lünen an vielen Ecken wächst, ist zumindest aus emotionaler Sicht dennoch die größte Besonderheit: Eine Kastanie. Fabian Baasner steckte sie als Kind im elterlichen Betrieb in die Erde - und 22 Jahre danach steht sie nun als Schattenspender auf dem Friedhof.

Schlagworte: