Mit Erstaunen habe ich gelesen, dass sich die Ratsfraktionen der CDU und der SPD (GroKo) dafür aussprechen, dass „In den Hummelknäppen“ ein neues Baugebiet ausgewiesen werden soll. Überraschenderweise steht auch schon ein potenzieller Käufer bereit. Aber der Reihe nach.
Die beiden Ratsfraktionen begründen ihren Antrag damit, dass „zusätzliche Arbeitsplätze durch die Umnutzung des ehemaligen Steag-Geländes und des ehemaligen Caterpillar-Geländes“ entstehen würden. Für Mitarbeiter, die auf dem ehemaligen Caterpillar-Gelände eine Arbeitsstelle finden, wäre der Wohnort Wethmar sicherlich reizvoller. Das Gleiche trifft auf das ehemalige Steag-Gelände zu.
Einst Trecker-Straße
Bis zum jetzigen Zeitpunkt weiß man noch gar nicht, was dort passieren wird. Fest steht aber, dass vielen Mitarbeiten der Weg von Alstedde zum Arbeitsplatz in Lippolthausen zu weit sein wird. Mit dem Auto beträgt die Fahrzeit circa 15 Minuten. Und mit dem Fahrrad fährt bei Regen, Schnee und Sturm kaum jemand. Also wäre die Lösung für die beiden von den Fraktionen genannten Gründe, ein Baugebiet in Wethmar beziehungsweise in Lippolthausen und nicht in Alstedde.
Bei Umnutzung des Geländes, welches momentan noch im Außenbereich liegt und daher nur eingeschränkt bebaut werden darf (nur für Land- und Forstwirtschaft), muss man sich natürlich auch die Straße „In den Hummelknäppen“ genauer anschauen. Hierbei handelt es sich um eine Anliegerstraße, die in den 60er-Jahren als Verbindungsstraße für die Nordlüner Bauern aus dem „Ort“ zum Erreichen ihrer Felder in Alstedde angelegt wurde. An der Beschaffenheit der Straße hat sich seitdem nicht viel verändert.
Für die Nutzung durch die vielen neuen Bewohner des möglichen Baugebietes zusätzlich zur nun bald folgenden Nutzung des erweiterten Gewerbegebietes (ara-Erweiterungsfläche) ist die Straße nicht geeignet. Außerdem nutzen diese Straße alle Alstedder Kinder, die die weiterführenden Schulen in Nordlünen (Gymnasium, Realschule) besuchen, mit ihren Fahrrädern als Schulweg. Da es in Alstedde selbst keine weiterführende Schule gibt, ist die Zahl dieser Schüler hoch. Das bedeutet, dass sich das Unfallrisiko für die Schüler durch die vermehrte Nutzung der Straße um ein Vielfaches erhöhen wird.
Viele Gründe sprechen also gegen die Argumente der CDU/SPD Fraktion. Falls es jedoch zu einer Ausweisung als Wohnbaugebiet kommen sollte, warum wird dieses Gelände dann nicht parzelliert und den Bürgern (z.B.: jungen Familien) der Stadt zum Kauf angeboten? Stattdessen wird ein Unternehmen als potenzieller Kaufinteressent genannt.
Freier Wettbewerb wünschenswert
Geradezu erbost hat mich in dem Schreiben der beiden Ratsfraktionen, dass „ein Veräußerungsgewinn aus der stadteigenen Fläche zu vernachlässigen sei“. Lünen ist eine hochverschuldete Stadt, die jedes Jahr darum kämpft, finanziell selbstständig zu bleiben. Der Kämmerer überlegt, wie er höhere Einnahmen generieren kann. Und dann soll hier auf einen Gewinn aus dem Verkauf des Grundstücks verzichtet werden? Vielmehr müsste das Grundstück in einem freien Wettbewerb ausgeschrieben werden. Die Wohnungsbauunternehmen Lünens und einige private Unternehmen aus der Immobilienbranche hätten sicherlich auch Interesse.
Weiterhin müsste auch geprüft werden, inwieweit die Natur von diesem Baugebiet betroffen werden würde. Denn an das Grundstück schließt sich ein kleines Waldstück an. Schon der Name der Straße „Hummelknäppen“ deutet darauf hin, dass sich hier viele Arten von Tieren (Insekten) tummeln.
Geschmäckle
Ein gewisses Geschmäckle entsteht dadurch, dass als möglicher Kaufinteressent die Fromm & Redeker Wohnbau GmbH genannt wird. Das Unternehmen, welches Ende 2021 die Erweiterungsfläche der ara als billiges Gewerbegebiet gekauft hatte, und anschließend dieses entwickeln und als teureres Wohnungsbaugelände veräußern wollte. Dafür ließ sich anscheinend im Rat keine Mehrheit finden.
Jetzt entsteht der Eindruck, als ob die beiden Fraktionen dafür sorgen wollen, dass die Fromm & Redeker Wohnbau GmbH ihren damals nicht realisierbaren Gewinn mit Verspätung über eine andere Fläche wieder hereinholen darf. Für weiteres Stirnrunzeln sorgt die Tatsache, dass ein Geschäftsführer der Fromm & Redeker Wohnbau GmbH (Thorsten Redeker) sowohl als Mitglied der CDU-Ratsfraktion als auch als stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Stadtentwicklung und Stadtplanung an der politischen Entscheidung über das Baugebiet beteiligt ist.
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GroKo will Neubaugebiet in Alstedde: Stadt soll Fläche verkaufen, Gerücht über möglichen Käufer