Eine 48 Jahre alte Frau aus Lünen ist am Donnerstagvormittag (31.10.) gegen 10.15 Uhr mit ihrem Audi am Bahnübergang „Am Steinkreuz“ in Lünen-Alstedde von einem durchfahrenden Zug erfasst und dabei lebensgefährlich verletzt worden. Der schwere Unfall weckt Erinnerungen an einen fast identischen Vorfall vor fast genau zwei Jahren, bei dem ein Mann schwer verletzt wurde.
Nach Angaben einer Sprecherin der Bundespolizei passierte der Zug der Linie RB51 von Lünen kommend den unbeschrankten Bahnübergang mit rund 100 Stundenkilometern. Anlass für eine langsame Durchfahrt habe nicht bestanden, nach Zeugenaussagen hätten alle Sicherheitssysteme am Bahnübergang funktioniert: das rote Warnlicht blinkte, zudem erklang ein Warnton. Warum die Frau dennoch versuchte, den Übergang zu passieren, ist unklar.
Der Zug erwischte den Audi im hinteren Bereich, der Kofferraum wurde komplett zerfetzt, Trümmerteile waren noch Dutzende Meter entlang der Schienen zu finden. Der Zug kam rund 100 Meter entfernt zum Stehen, er war beschädigt und musste später abgeschleppt werden. Zugführer und rund 40 Passagiere blieben unverletzt. Sie konnten Stunden später den Zug verlassen und wurden mit einem Schienenersatzverkehr weiter transportiert.
Rettungshubschrauber landet am Unfallort
Die Feuerwehr Lünen rettete die Autofahrerin aus dem Autowrack, setzte dabei technisches Gerät ein. Der Rettungshubschrauber Christoph 8 landete in der Nähe der Unfallstelle. Zunächst hieß es, die Frau sei schwer verletzt, aber ansprechbar. Später konkretisierten die Rettungskräfte: Lebensgefahr sei nicht auszuschließen. Weitere Erkenntnisse zum Gesundheitszustand der Frau gab es am Donnerstag zunächst nicht. Sie wurde mit einem Rettungswagen ins St.-Marien-Hospital in Lünen transportiert.
Ein Verkehrsunfallteam der Dortmunder Polizei kam wenig später an der Unfallstelle an, um mit Drohnenbildern, 3D-Scanner und Fotos aufwendig Spuren zu sichern. Bis in die späten Nachmittagsstunden war die Bahnstrecke in der Folge gesperrt, Bergung von Zug und Autowrack verzögerten sich. Bahnmitarbeiter lasen zudem die Lichtsignalanlage aus. Das könnte die Aussagen der Augenzeugen belegen, wonach die Anlage korrekt gewarnt hatte.
Vor knapp zwei Jahren war ein fast identischer Unfall an derselben Stelle glimpflich ausgegangen. „Sekundenbruchteile haben über Leben und Tod entschieden“, hatte der behandelnde Notarzt Dr. Arne Krüger damals gesagt. Auch damals war der komplette hintere Bereich des Fahrzeugs zerstört.
Anwohner berichteten am Donnerstag, dass dies der mittlerweile vierte sehr schwere Unfall an dem Bahnübergang gewesen sei. Die Anlage funktioniere in der Regel tadellos, in ihren Augen sollten dort aber dringend zusätzlich Schranken angebracht werden.
Ein Bahnsprecher sagte dazu ebenfalls am Donnerstag, die Art der Sicherung hänge von der Art der Bahnstrecke ab, der Geschwindigkeit der Züge und davon, wie viel Verkehr auf der kreuzenden Straße anfalle. Turnusmäßig werde überprüft, ob die Art der Sicherung noch ausreiche. Ob jetzt etwas geändert wird? Konkret antwortet der Bahnsprecher darauf nicht. Nur: Nach Unfällen würden zudem „Sonderverkehrsschauen“ durchgeführt. „An diesen Vor-Ort-Terminen nehmen Vertretende der Deutschen Bahn, des Straßenbaulastträgers und der Straßenverkehrsbehörden, des Eisenbahn-Bundesamtes sowie der zuständigen Polizei und Bundespolizei teil.“ Es ist also davon auszugehen, dass auch jetzt ein solcher Termin stattfinden wird.
„Seien Sie aufmerksam“
Weiter sagt der Bahnsprecher: „Die Deutsche Bahn appelliert in Kontext dieses Unfalls nochmal an die Straßenverkehrsteilnehmer:innen: Seien Sie aufmerksam und beachten Sie die Verkehrsregeln! 97 Prozent der Bahnübergangsunfälle passieren wegen Unaufmerksamkeit, Leichtsinn oder Unkenntnis. Achten Sie auf das Andreaskreuz und bleiben Sie bei rotem Licht und vor geschlossenen Schranken stehen!“
