Laienspielgruppe überzeugt mit lokaler Komödie Tanga-Probleme und ein überkorrekter Postbote

Laienspielgruppe überzeugt: Tanga-Probleme und ein überkorrekter Postbote
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Wenn Eheleute sich politisch betätigen, bleibt es nicht aus, dass Auffassungen und persönliche Interessen aufeinandertreffen und zu heftigen Auseinandersetzungen führen können. Wenn dann noch die Entscheidung zur politischen Betätigung nicht während einer Phase des Ehefriedens gefallen ist, sondern aus einer Trotzhaltung dem Partner gegenüber, dann produziert das veränderte eheliche Klima viel Donnergrollen und manchen Gewittersturm.

Vor diesem Hintergrund spielt die Komödie „Ein Wahlkampf mit Hindernissen“ von Betti und Karl-Heinz Lind, die die Laienspielgruppe Niederaden mit drei ausverkauften Vorstellungen im Bodelschwingh-Haus der evangelischen Gemeinde Horstmar am vergangenen Wochenende (18./19. März) präsentierte.

Hauptprotagonisten des Stücks waren Käthe und Hermann Schmitz, Wirtsleute der Dorfkneipe, die natürlich in Niederaden angesiedelt ist. Horst Riehl zeigte gekonnt die unterschiedlichen Facetten des Wirts, der im Nebenberuf als überkorrekter Postbote selbst von seiner Ehefrau den Ausweis verlangt. Privat versucht er nach altem Rollenmuster den Hausherrn herauszukehren, scheitert dabei aber an seiner selbstbewussten Ehefrau (Regina Guth), die mit List und manchmal auch mit Gewalt ihre Interessen vertritt und bei der Trennung von Tisch und Bett auch gleich die Möbelstücke teilen will.

Zwei Publikumslieblinge

David Scheffler überzeugte als Sohn Christian, anfangs als Spät-Pubertierender zwischen den streitenden Eltern hin und hergerissen und dann im weiteren Verlauf zunehmend erwachsen werdend. Nicht zuletzt durch seine Verehrung für Julia Wolf, bei der Ute Rehkopp in der Verkörperung dieser Rolle jugendliche Frische versprühte.

Freunde auf der männlichen Seite sind die Stammtischbrüder Lambert Lenzen (Horst Neumeister), Michael Kranz (Markus Kostka), Werner Hausmann (Jürgen Siegerink) und Graf Ludolph von Aden, gespielt von Reinhard Krüger. Letzterer verstand es hervorragend, diesen blaublütigen Strippenzieher als Person herauszustellen und den sich bei ihm einstellenden imaginären Dachschaden zu verdeutlichen. Käthe Schmitz wird von Rosi Lenzen (Uschi Hortig) mitfühlend gestärkt.

Ist er tot oder nur bewusstlos? Regina Guth, Ute Rehkopp, Uschi Hortig, Barbara Scherle und Reinhard Krüger (v. l.) sind sich da nicht so sicher.
Ist er tot oder nur bewusstlos? Regina Guth, Ute Rehkopp, Uschi Hortig, Barbara Scherle und Reinhard Krüger (v. l.) sind sich da nicht so sicher. © Diethelm Textoris

Zwei der Nebenrollen wurden durch die Spielweise der Darstellerinnen zu Hauptrollen und Publikumslieblingen mit ständigen Lachsalvenauslösern. Da war Ingrid Berlin als stets auf Männerfang befindliche Johanna, die die Kümmerlingflasche hinter dem Strumpfband versteckte und sich durch männliche Hilfe vom klemmenden Stringtanga befreien ließ.

Und Barbara Scherle als Bauerntrampel Liselotte aus der Eifel, die mit ihrer direkten Art kein Blatt vor den Mund nahm und zum Schluss gar nicht mehr so trampelig daherkam. Apropos Schluss: Der stellte sich wie bei jedem guten Bauerntheater, und mag es noch so deftig und verwirrend zugegangen sein, als Happy End ein. Wie das aussieht, soll wegen der noch folgenden drei Veranstaltungen nicht verraten werden.

Autoren des Stücks zufrieden

Das Publikumsecho war, wie nicht anders zu erwarten, sehr positiv. Der Niederadener Ratsherr Wilhelm Kleimann meinte an die Gruppe gerichtet: „Vielen Dank für die kurzweilige Premiere einer harten und gut gespielten Wahlauseinandersetzung, die letztendlich ein gutes Ende fand. Dank an die vielen ehrenamtlichen Akteure auf der Bühne, in der Technik, in der Küche und bei der stets reibungslosen und gastfreundlichen Essens- und Getränkeausgabe.“ Das Autorenpaar Lind, das den Niederadenern schon seit Jahren Komödien liefert, meinte: „Das Stück wurde wieder einmal ganz in unserem Sinne umgesetzt. Durch die vom Ensemble eingebauten lokalen Bezüge hat es sogar noch dazu gewonnen.“