Seit 2005 wird der Kulturpreis der Stadt Lünen für hervorragende Leistungen auf kulturellem Gebiet und seit 2017 auch ein Förderpreis für herausragende junge Talente vergeben. Ausgezeichnet werden Menschen, die in Lünen wohnen oder eng mit der Lippestadt verbunden sind. Am Dienstag (21. Mai) wurden im feierlichen Rahmen die Preisträger des Jahres 2023 geehrt. Mit dem Kulturpreis wurde der Regisseur und Dokumentarfilmer Michael Wech ausgezeichnet, der viele Jahre in Lünen wohnte und hier zur Schule gegangen ist. Den Förderpreis erhielt die Cellistin Kristin Patschinsky, Lünerin und ein Kind der hiesigen Musikschule.
Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns begrüßte die anwesenden Gäste, darunter auch Repräsentanten der Nachbarorte und mehrere ehemalige Preisträger, und stellte die Besonderheit dieser Preise und auch die Besonderheit des Ortes heraus, an dem sie verliehen werden. „Da der Kulturpreis an einen Filmschaffenden geht, gab es nichts Passenderes als die Cineworld als Veranstaltungsort.“ In diesem Zusammenhang würdigte er das Haus in seiner Bedeutung für die Lüner Kultur und insbesondere für das Kinofest: „Ich bin sicher, dass es trotz aller Schwarzmalereien spätestens 2025 wieder ein Kinofest geben wird.“
„Das hätte uns nicht überrascht“
Die Laudatio für Kristin Patschinsky hielt die stellvertretende Leiterin der Musikschule Kreske Hamer. Sie wies auf die vielfachen Auszeichnungen, musikalischen und akademischen Abschlüsse der Ausnahmekünstlerin hin, die in eine Vollblutmusiker-Familie hineingeboren und in ihr aufgewachsen sei. Die Entscheidung für das Cello sei eine Gefühlsentscheidung gewesen. „Mit dem Cello kann man so schön kuscheln“, soll die Begründung gewesen sein. So wurde es ihr Streich(el)-Instrument. Wie eng sie mit ihrem Instrument verbunden ist, bewies die junge Künstlerin, als sie mit zwei Sätzen aus der Solosuite für Cello des spanischen Komponisten Gaspar Cassado Kostproben ihres Könnens gab. Dabei zeigte sie, wie bei ihrem Spiel Perfektion und Gefühl eine Einheit bilden und welche klangliche Vielfalt sie ihrem Instrument entlocken kann. Die Ausgezeichnete bedankte sich bei Familie, Lehrer und Förderern, ohne die sie nicht das geworden wäre, was sie heute ist.
Laudator Dirk Husemann, Preisträger des Vorjahres, ging auf seine Verbundenheit mit Michael Wech aus Schul- und Jugendzeit ein. „Wenn man uns damals prophezeit hätte, dass wir viele Jahre später Kulturpreisträger sein werden, das hätte uns kein bisschen überrascht.“ Husemann erwähnte Wechs frühere journalistische Tätigkeit in Lünen für diese Redaktion, seine Kritik zu einer Aufführung des damaligen Theaterpathologischen Instituts (TPI) am Hilpert-Theater und seine erste Auszeichnung dafür in Form des Jugendkritikerpreises.

Bis heute hat er eine überaus große Zahl an Anerkennungen, Ehrungen und Preisen für sein dokumentarfilmerisches Schaffen mit investigativen Inhalten erhalten. All das sei das Ergebnis harter Arbeit gewesen, mit Recherchen überall in der Welt. Jochen Otto, der jeweils die Begründungen der Jury für die Preisverleihungen vortrug, stellte fest: „Die Jury war sich einig, mit Michael Wech wegen seiner überragenden Dokumentationen und seiner vielfältigen nationalen und internationalen Auszeichnungen einen würdigen Preisträger gekürt zu haben.“
Wech betonte, dass trotz seiner vielen Auszeichnungen der Kulturpreis der Stadt Lünen ihn mit Stolz erfülle, mit dem man ihm sage: „Du bist ein Kind unserer Stadt, du gehörst zu uns.“ Da seine Filme aber auch Teamarbeit seien, gelte die Anerkennung auch der Leistung seiner Mitarbeiter. Zum Abschluss erlebten die Gäste noch die Vorführung einer Kurzfassung von Wechs Film „Resistance Fighters“, der sich mit der weltweiten Bedrohung durch antibiotikaresistente Keimen befasst. Einer Bedrohung, so die filmische Aussage, die mindestens die Dimension des Klimawandels, und, wenn sie nicht bewältigt wird, eines Tages weltweit mehr Todesopfer als der Krebs fordern wird.