Kulturpass für 18-Jährige So kommt man an den 200-Euro-Bon für Kino, Konzerte oder Bücher

Kulturpass für 18-Jährige: 200-Euro-Bon für Kino, Konzerte oder Bücher
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Frankreich gilt als Kulturnation. Und Deutschland ist das Land der Dichter und Denker. Warum also bei uns nicht nachmachen, was beim Nachbarn schon gut funktioniert: den Kulturpass für Jugendliche.

„In Frankreich läuft es“, sagt Michael Sacher. „Der Kulturpass in Deutschland ist abgekupfert wie alle guten Sachen“, ergänzt der Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen lachend.

Als Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien des Bundestages rührt der Unnaer in diesen Tagen kräftig die Werbetrommel für einen 200-Euro-Bonus, den alle 18-jährigen Jugendlichen bekommen können. Die wichtigsten und Fragen und Antworten:

Warum wird der „KulturPass“ überhaupt eingeführt?

Mit der Formel „Die Kids vom Sofa holen“ spricht Michael Sacher eines der wesentlichen Motive für die Einführung des Kulturpasses an. Die Corona-Pandemie habe junge Leute eine sehr lange Zeit ausgebremst: Der Lockdown traf vor allem Veranstaltungen wie Konzerte und Festivals oder Kinobesuche, also Gelegenheiten, sich mit Freunden zu treffen. Der zeitweilige erzwungene Rückzug ins Häusliche wirke bis heute in der Kulturszene nach.

Der Pass solle aber auch „ein Impuls für junge Menschen, die aus nicht-kulturaffinen Familien kommen“ sein, so Sacher, die kulturelle Vielfalt an ihrem Wohnort oder woanders erleben zu können.

Nicht zuletzt sei das Geld auch „eine Art Kulturkonjunkturprogramm“. Denn gerade Theater- oder Konzertmacher in kleineren und mittleren Städten spürten immer noch Zurückhaltung des Publikums.

Katharina Grügelsiepe (r.) Zarah Gersdorf haben als Jugendreferentinnen der Evangelischen Kirchengemeinde Frömern erlebt, wie ermüdet Jugendliche in der Corona-Pandemie durch Zoom-Veranstaltungen waren.
Katharina Grügelsiepe (r.) Zarah Gersdorf haben als Jugendreferentinnen der Evangelischen Kirchengemeinde Frömern erlebt, wie ermüdet Jugendliche in der Corona-Pandemie durch Zoom-Veranstaltungen waren. © Archiv/Udo Hennes

Was bringt der KulturPass konkret?

Jeder einzelne Kulturpass ist mit einem Guthaben von 200 Euro hinterlegt. Das Geld kann für die vielfältigen Angebote der Kultur eingesetzt werden: Man kann sich Tickets fürs Kino ebenso kaufen wie für einen Besuch im Theater oder eines Konzertes. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Buchhandel: Auch Literatur kann von dem Guthaben erstanden werden.

„Ausgeklammert sind digitale Angebote“, betont Michael Sacher. Zwar seien gerade Games in der Pandemie für viele Jugendliche ein Rettungsanker gegen Langweile und Isolation gewesen. Der Kulturpass soll aber eben Menschen aktivieren, nach draußen zu gehen.

Bestenfalls befördere der Kulturpass nicht nur den Besuch einer Kulturveranstaltung, sondern im Anschluss daran auch die Gastronomie und Einzelhandel. „Kultur belebt die Innenstädte, es wird alles befruchtet“, ist sich Michael Sacher sicher.

Kino-Besuch in Unna zu Corona-Zeiten: Gerade kleinere Lichtspieltheater haben unter den Lockdowns, der Maskenpflicht und den Abstandsregeln sehr gelitten.
Kino-Besuch in Unna zu Corona-Zeiten: Gerade kleinere Lichtspieltheater haben unter den Lockdowns, der Maskenpflicht und den Abstandsregeln sehr gelitten. © Archiv/Anna Gemünd

Wer akzeptiert den KulturPass denn?

Wer ein kulturelles Angebot macht, kann sich auf der Kulturpass-Plattform registrieren. Die Anbieter benötigen dafür nur ein Elster-Zertifikat, um sich zu verifizieren. Startschuss für die Registrierung ist Mittwoch, 17. Mai, unter www.kulturpass.de. Die Kulturanbieter können auf der Plattform eine Art Webshop mit ihrem Sortiment einrichten.

Mit dabei sein können Theater und Kinos, Konzert- und Opernhäuser, Buchhandlungen und der Musikfachhandel, Comic- und Plattenläden, Museen, Kirchen und Gedenkstätten, Parks, Botanische Gärten und Schlösser. Wichtig: Der Preis für die genutzten Leistungen wird den Anbietern nach spätestens drei Wochen automatisch erstattet.

Wer bekommt den KulturPass?

Alle Jugendlichen, die im Jahr 2023 ihren 18. Geburtstag feiern, haben Anspruch auf einen Kulturpass. Eingerichtet wird für die Nutzer des Passes die KulturPass-App. Für die 18-jährigen wird der KulturPass ab Mitte Juni verfügbar sein. Dann können sie ihr virtuelles Budget über die KulturPass-App einsetzen.

Sie benötigen dazu ihren Online-Ausweis, damit ihr Geburtstag zweifelsfrei festgestellt werden kann.

Wie läuft die Nutzung eines Kulturangebotes genau?

Zunächst reservieren die 18-Jährigen ein von ihnen ausgewähltes Angebot in der KulturPass-App oder auf der KulturPass-Website. Der Anbieter bestätigt danach die Reservierung und versenden eine Abholbenachrichtigung für Buch oder Eintrittskarte. Die Jugendlichen zeigen vor Ort den Code der Reservierung vor und erhalten die bestellte „Kulturware“.

Der 200-Euro-Gutschein ist zwei Jahre lang gültig; es können daher natürlich viele verschiedene Angebote über den gesamten Zeitraum genutzt werden.

Bekommen 18-Jährige den KulturPass 2024 auch noch?

Der KulturPass gilt als Pilotprojekt. Dafür stellt der Haushaltsausschuss des Bundestags in diesem Jahr 100 Millionen Euro zur Verfügung. Rein rechnerisch sind das 500.000 Köpfe. Michael Sacher sagt: Sollten sich mehr 18-Jährige melden, werde Geld nachgeschossen.

Die Mittel kommen aus dem Etat der Staatsministerin für Kultur und Medien. Bei erfolgreichem Verlauf kann das Programm laut einer Pressemitteilung fortgesetzt und erweitert werden.

Michael Sacher hofft durch den KulturPass auf eine „Initialzündung“. Noch bleibt abzuwarten, ob der KulturPass wie in Frankreich – dort nutzten ihn zuletzt 60 Prozent aller 18-Jährigen – auch hierzulande erfolgreich wird. „Wir hoffen, dass es gut läuft und der KulturPass danach nicht nur weiterläuft, sondern vielleicht künftig auch 17-Jährige erreicht.