
© Foto: Michael Schnitzler
Kultur in Corona-Krise: Vom Tatort-Dinner auf dem Weg ins Autotheater
Corona-Krise
Das kulturelle Leben liegt wegen der Corona-Krise völlig brach. Ein Ende ist nicht abzusehen. Zum Leidwesen der Künstler und des Publikums. Eine neue Geschäftsidee könnte etwas helfen.
Mit dem Auto ins Theater? In Zeiten der Corona-Krise und den damit verbundenen Einschränkungen wie der Kontaktsperre ist das vielleicht gar keine so schlechte Idee. Eine Idee, von der nicht zuletzt brotlos gewordene Künstler und Kulturinteressierte gleichermaßen profitieren können.
Davon sind zumindest die (Theater-) Macher der weithin bekannten „Tatort-Dinner“ überzeugt. Zu denen gehört Uwe Schmidt von der Show-Bizz-Enterprise GmbH (Bochum).
„Aus der Not heraus versuchen einige Kulturschaffende ihre Produktionen den Zuschauern auf den Parkplätzen ihrer Einrichtungen via Auto anzubieten. Wir haben ein Konzept entwickelt, das überall kulturelles Leben in Pandemie-Zeiten ermöglicht: das ‚Autotheater‘“.
Das sagte Uwe Schmidt am Freitag (17. April) im Gespräch mit unserer Redaktion: „Ziel ist es, allen Künstlern der städtischen Theaterbühnen, Opern- und Musical-Häusern, Musikern und Comedians eine Plattform zu bieten.“ Damit solle ein in diesen Zeiten dringend benötigter Raum für hochwertige Kultur geschaffen werden. Die freie Kulturszene, das Kindertheater, Lesungen und Vorträge seien ebenfalls geplant, erklärte Schmidt:
„Dazu haben wir ein variables Bühnenkonzept entwickelt, das eine ideale Sicht auf die mittig platzierte Spielfläche für Zuschauer in bis zu 150 Autos bietet. Unter diesen Voraussetzungen lassen sich strenge Hygienemaßnahmen und Entertainment sicher vereinen.“
60 Städte und Gemeinden angeschrieben
Das Konzept wurde seit Ostern an 60 Ordnungs- und Kulturämter von Städten und Gemeinden in ganz Nordrhein-Westfalen verschickt. „Das war schon ein enormer Kraftakt“, sagte Schmidt am Freitag. Bis auf einige wenige Ausnahmen hätten die Adressaten „starkes Interesse“ signalisiert. Um wie viele Rückmeldungen es sich handelt, dazu machte Schmidt keine Angaben.
Uwe Wortmann, Leiter des Lüner Kulturbüros, hält das Ganze jedenfalls für eine „super spannende Idee“, wie er Freitag auf Anfrage sagte. Er sei mit Schmidt im Gespräch und wolle sich das Konzept in den kommenden Tagen mal genauer ansehen. Die Umsetzung des Autotheaters sei eine wirtschaftliche Herausforderung, „die exakt geprüft werden muss“.
Unabhängig davon, wie die Prüfung ausfällt, nannte Wortmann den Theaterparkplatz als möglichen Spielort. Wobei sich nach Einschätzung des Kulturexperten nicht jedes Stück für eine Darbietung im Autotheater anbietet:
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass man da einen ‚Hamlet‘ auf die Bühne bringt.“ Möglich seien eher kleinere Darbietungen aus dem Comedy- Kabarett oder Musical-Bereich.
Jahrgang 1968, in Dortmund geboren, Diplom-Ökonom. Seit 1997 für Lensing Media unterwegs. Er mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen.
