Künstliche Intelligenz erreicht Lüner Schulen Erste Prüfungsleistungen werden umgestellt

Künstliche Intelligenz in Schulen: Erste Prüfungsleistungen umgestellt
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Fragen beantworten, Lieder komponieren oder Gedichte schreiben: für die Künstliche Intelligenz (KI) mit dem Namen „ChatGPT“ alles kein Problem. Das Computer-Programm sorgte in den vergangenen Wochen für Aufsehen, weil es wie in einem Chat Befehle entgegennimmt und anschließend komplexe Aufgaben meistern kann. Sogar ganze Aufsätze bis hin zu wissenschaftlichen Ausarbeitungen setzt das Programm auf Verlangen um.

Dass Programme wie ChatGPT auch bereits in den Lüner Schulen diskutiert werden, dürfte daher wenig überraschen. Reiner Hohl vom städtischen Gymnasium Altlünen bestätigt: „Das ist informell bei uns schon ein Thema.“ Vor allem die Kollegen des Faches Informatik tauschen sich diesbezüglich aus, so der Schulleiter. Bei der Dienstbesprechung nach der Zeugnisvergabe werde das Thema KI dann offiziell gemacht.

„Ich begreife das als Chance“, stellt Reiner Hohl klar. Es sei zu überlegen, wie ChatGPT und Co. in den Unterricht integriert werden könnten. Gleichzeitig müssten die zu erbringenden Leistungen der Schülerinnen und Schüler aber überdacht werden. Das Problem: Bei Hausaufgaben oder Facharbeiten lässt sich kaum nachvollziehen, ob die Inhalte von der KI oder einem Menschen erstellt wurden.

Es falle allerdings auf, wenn ein schönes Referat vorgelegt werde, bei der Präsentation aber erkennbar kein Verständnis von dem Thema vorhanden ist. Und: „Ein großer Teil der Leistungen erfolgt im kontrollierten Rahmen.“ Schummelei mit einer KI sei da gar nicht erst möglich.

Facharbeiten angepasst

Das Land sei in der Verantwortung, entsprechende Vorschriften für Prüfungsleistungen und deren Benotung zu erlassen, so Hohl. Er ist überzeugt: Eine mögliche Übernahme des Unternehmens hinter ChatGPT durch Microsoft würde das Thema in Zukunft noch relevanter machen.

Wie relevant die neue Technologie bereits an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule ist, verrät Schulleiter Christian Gröne. Bei Dienstbesprechungen wurden die Möglichkeiten von ChatGPT bereits thematisiert: „Für die Facharbeiten haben das die Kollegen schon auf dem Schirm.“ Heißt konkret: Die Schülerinnen und Schüler der Oberstufe müssen in ihren Arbeiten ab sofort eine größere Individualisierung nachweisen, zum Beispiel durch Interview-Formate. Das soll die Einsatzmöglichkeit von KI minimieren.

Gröne ist sich im Bezug auf die Bedeutung der neuen Technologie sicher: „Das wird über das Fach Informatik hinausgehen.“ Vielmehr gehe es darum, den Schülerinnen und Schülern das Thema auch bei berufsbezogenen Angeboten näher zu bringen. „Ich glaube, es ist sinnvoll, damit zu arbeiten.“

Kein funktionierendes Wlan

Dass das aktuell in der Schule nur bedingt möglich ist, bedauert der Schulleiter. „Wir wären froh, wenn wir ein laufendes WLAN hätten.“ Die aktuell vorhandene Internet-Bandbreite lasse die Nutzung komplexer Technologien kaum zu. „Wir lechzen danach, das Kupferkabel endlich los zu werden“, merkt Christian Gröne an. Die Stadtwerke bauen aktuell das Glasfasernetz im Stadtgebiet aus. Bis Ende 2023 sollen dann auch alle Schulen mit Glasfaser ausgestattet sein.

Aber auch die KI selbst zeigt noch Schwächen, weiß Gröne. Die Möglichkeit zur Quellenangabe, die im Rahmen des wissenschaftlichen Arbeitens von den Schülerinnen und Schülern erwartet wird, ist bei ChatGPT bisher nur eingeschränkt.

Auch bei einem leistungsfähigen Schulnetzwerk will der GSG-Schulleiter den Zugriff auf die KI nicht einschränken, denn: „Ich bin kein Freund von Verboten.“ Vielmehr könne ein verantwortungsvoller Umgang mit der Thematik vermittelt werden, die Ganztagesbetreuung der Gesamtschule sei hier von Vorteil. Wie sein Amtskollege schaut auch Reiner Hohl gelassen in die Zukunft: „Wir machen es wie immer: Wir stellen uns auf neue Gegebenheiten ein und versuchen das Beste daraus zu machen.“