Krankenhausreform in Lünen und Werne Klinikchef will um besondere Krebs-OP noch verhandeln

Krankenhausreform in Lünen und Werne: Diskussion um besondere Krebs-OP
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Die Krankenhausreform wird konkreter. Inzwischen wissen die Kliniken, welche Behandlungen sie künftig aus Sicht des NRW-Gesundheitsministeriums anbieten dürfen. Obwohl dem Klinikum Lünen-Werne mit dem St. Marien Hospital Lünen und dem St. Christophorus Krankenhaus Werne fast alle Leistungen weiterhin zugesprochen werden, soll es in Teilbereichen Einschnitte geben. Über zwei will die Geschäftsleitung verhandeln. „Insgesamt kommen unserer Häuser gut weg“, sagt Geschäftsführer Clemens Galuschka. Man bewege sich im Bereich von Details. Bis Sonntag (11. 8.) können sich Krankenhäuser zu den geplanten Zuweisungen aus Düsseldorf äußern.

Für das St. Marien Hospital zeichnet sich ab, dass die Thoraxchirurgie wegfallen wird. Die dort behandelten 60 Fälle im Jahr reichen aus Sicht des Ministeriums nicht aus, zumal die Klinik am Park in Lünen-Brambauer in direkter Nachbarschaft das bundesweit einzige Thoraxzentrum der Knappschaftskliniken betreibt.

Auch für Werne kündigt sich ein Einschnitt an: Magenverkleinerungen im Zuge einer Adipositas-Behandlung werden demnächst wohl nicht mehr angeboten werden können. „Für Werne bedauerlich“, sagt Galuschka. Doch der Gesetzgeber will die Adipositas-Behandlung bundesweit auf wenige Standorte reduzieren. In der katholischen St. Paulus Gesellschaft, zu der auch das Klinikum Lünen-Werne gehört, soll sie am Marienkrankenhaus Schwerte und am St. Johannes Hospital Dortmund weitergeführt werden. „Es ist aussichtslos, um einen dritten Standort zu kämpfen“, sagt Galuschka.

St. Marien Hospital Lünen
Das St. Marien Hospital Lünen wird auf die Toraxchirurgie verzichten müssen. © Magdalene Quiring-Lategahn

Qualität nachgewiesen

Diese bittere Pille wird das Klinikum Lünen-Werne schlucken. Nicht aber die, eine bestimmte Form der Darmoperation in der Krebstherapie, das sogenannte „tiefe Rektum“, künftig nicht mehr im St. Marien Hospital anbieten zu können. Die Geschäftsleitung wird darüber mit dem Land diskutieren. „Es ist mir ein Rätsel, wie hier Qualität definiert wird“, kritisiert Geschäftsführer Clemens Galuschka das Vorgehen aus Düsseldorf. Qualität könne das Krankenhaus durch das jahrelang bestehende Darmzentrum nachweisen. Eines ist klar: Das St. Marien Hospital möchte diese Leistung behalten. Sie sei auch für die Ausbildung junger Mediziner wichtig. Und noch ein Thema bringt die Geschäftsleitung in Düsseldorf vor.

Dabei geht es um die Wirbelsäulenchirurgie am Klinikum Lünen-Werne. Die gute Nachricht: Das Land will sie stärken und hat dem Klinikum mehr Fälle bewilligt. Allerdings sieht es die Leistung künftig nur am Standort des St. Christophorus Krankenhauses in Werne. Eine Vorgabe, die die Geschäftsleitung nicht hinnimmt. Sie möchte freie Wahl bei der Entscheidung haben, wo die Eingriffe durchgeführt werden.

Perspektivisch stellt sie sich einen Neubau mit zusätzlichen OP-Kapazitäten am Standort Lünen vor. Dann könne man dort auch die Wirbelsäulenchirurgie zentrieren, denn es sich handele hier um komplexe Medizin mit erheblichem Aufwand. Das sei aus Sicht der Geschäftsleitung die beste Lösung. Zentralisierung gehe nur mit neuen Bauten. Sie hat daher Fördermittel beim Land beantragt. Das stellt bis 2027 rund 2,5 Milliarden Euro für Baumaßnahmen im Zuge der Umsetzung der Reform zur Verfügung.

Schlechte Stimmung

St. Christophorus Krankenhaus
Im Krankenhaus St. Christophorus soll demnächst die Operation zur Magenverkleinerung nicht mehr durchgeführt werden. © Sylvia vom Hofe

Aus Sicht von Clemens Galuschka ist die Stimmung in den Krankenhäusern derzeit nicht gut. Die Belastung werde größer, die Ansprüche höher. Pflegekräfte würden zur Manövriermasse. Die Kliniken bekämen Tarifsteigerungen nicht bezahlt. Bund und Land würden in Sachen Finanzierung nicht an einem Strang ziehen. „Das kommt auch bei den Mitarbeitern an“, sagt er. Es gebe viel Unsicherheit, wie es weitergehe. Denn auch eine Reform koste Geld.