Eine Sorge treibt Kliniken, Kommunen und Patienten um: Im Zuge der Krankenhausbedarfsplanung könnten im Kreis Unna einzelne Fachabteilungen oder sogar ganze Krankenhäuser auf der Strecke bleiben.
Bevor die Planung vom NRW-Gesundheitsministerium abgeschlossen wird und Finanzmittel ausgeschüttet werden, erhalten die Städte und Gemeinden Gelegenheit zur Stellungnahme. Der Kreis Unna hatte daher die sogenannte Kommunale Gesundheitskonferenz beteiligt – aber nicht ausreichend, wie Dr. Emanuel Wiggerich findet.
Einfluss nehmen auf Krankenhausbedarfsplanung
Wiggerich leitet das Gesundheitsamt der Stadt Oberhausen und ist Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Kreis Unna. Als sachkundiger Bürger im Kreistag ist er eine Art Gesundheitsexperte seiner Fraktion.
„Das hätte man fundierter machen können“, kritisiert der Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen. Der Kreis hatte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gesundheitskonferenz nur schriftlich beteiligt. Einige Akteure wie der Patientenschutz seien dadurch überhaupt noch nicht gehört worden, so Wiggerich.

Der Kreis Unna sei zwar weder Träger eines Krankenhauses noch finanziere er die Kliniken. Er könne aber durch seine Stellungnahme die Situation im Kreisgebiet einschätzen helfen und so womöglich Sparpläne in gewissem Maße aufhalten.
„Man nimmt sich viel Einflussmöglichkeit als Kreis beim Land“, sagt Emanuel Wiggerich zur Rolle des Kreises bei der Krankenhausbedarfsplanung. Was der Grüne besonders ärgerlich findet: Den Rettungsdienst des Kreises habe man im Vorfeld nicht in die Überlegungen einbezogen.
Grundversorgung in 20 Autominuten erreichbar
„Der Rettungsdienst muss künftig vielleicht ein Haus weiter fahren“, gibt Wiggerich zu bedenken. Was er damit meint: Es sei nicht unwahrscheinlich, dass zumindest einzelne Fachabteilungen in Krankenhäusern geschlossen werden.
Dann könne nicht mehr nur statt wie bisher beispielsweise bis Werne oder Schwerte gefahren werden, sondern man müsse eine andere Klinik nördlich beziehungsweise südlich davon ansteuern.
„Das führt zu enormen Bedarfen beim Rettungsdienst“, spekuliert Wiggerich. Denn weitere und damit längere Fahrten könnten womöglich mehr Fahrzeuge oder mehr Personal erfordern.
Dass es zu Schließungen kommen könne, sei keine Schwarzmalerei. Zumal der Kreis Unna mittlerweile dem größeren sogenannten Versorgungsgebiet gemeinsam mit der Stadt Hamm und dem Kreis Soest zugeordnet worden ist. Heißt im Umkehrschluss: In diesem Gebiet soll es nicht mehr zu Doppelversorgungen kommen.
Eine angestrebte wohnortnahe Grundversorgung bei der Inneren Medizin und der Chirurgie bedeutet dabei eine Erreichbarkeit für 90 Prozent aller Behandlungsfälle in 20 Autominuten. „Wir machen uns Sorgen um die ländlichen Bereiche“, sagt Emanuel Wiggerich mit Blick auf die noch laufende Bedarfsplanung.
„Mehrbelastung des Rettungsdienstes nicht absehbar“
Der Kreis Unna begründet den Verzicht auf eine Gesundheitskonferenz in Präsenz mit der Ferienzeit und kurzen Fristen. Deshalb „wurde entschieden, eine schriftliche Stellungnahme der Mitglieder der Kreisgesundheitskonferenz einzuholen“, heißt es auf Nachfrage.
Zu der Frage einer Mehrbelastung des Rettungsdienstes könne man im Moment ohnehin noch nichts sagen, „da die Verhandlungen hinsichtlich der Schließungen von Abteilungen oder gar ganzen Krankenhäusern noch nicht abgeschlossen sind“, heißt es am Freitag (18.8.) aus der Pressestelle. Man räumt ein: „Sollte es dazu kommen, wäre der Rettungsdienstbedarfsplan anzupassen.“
Dr. Emanuel Wiggerich und seine Fraktion stellt die Argumentation der Kreisverwaltung nicht zufrieden. „Wir laufen in eine drohende Unterversorgung“, so Wiggerich. Und daher hätte der Kreis mehr machen müssen, als es „wie eine Formalie abzuarbeiten.“