Brief an Minister
Krankenhäuser fürchten ethische Zwickmühle
Das Klinikum Lünen hat mit Dortmunder Krankenhäusern an den Bundesgesundheitsminister geschrieben. In dem Brief wird vor einer absehbaren Mangelversorgung in der Intensivmedizin gewarnt.
Lünen
, 05.11.2018 / Lesedauer: 2 minAuch das St.-Marien-Hospital in Lünen sieht Probleme mit der neuen Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung. © Quiring-Lategahn
„Es könnte sein, dass wir in Spitzenzeiten entweder Patienten die Behandlung verweigern oder Strafe bezahlen müssen, weil rechnerisch der Personalschlüssel nicht mehr passt“, erläutert Axel Weinand, Geschäftsführer des Klinikums Lünen. Eine ethische Zwickmühle.
Neue Verordnung zum 1. Januar
Hintergrund des Problems ist die Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung, die zum 1. Januar 2019 in Kraft treten soll. Danach müssen alle Intensivstationen denselben Betreuungsschlüssel einhalten: Tagsüber soll eine Pflegekraft für 2,5 Patienten zuständig sein, nachts für 3,5 Patienten.„So kurzfristig ist das kaum zu schaffen“, sagt Axel Weinand. Denn die Verordnung ist erst am 10. Oktober erlassen worden.
Kein qualifiziertes Personal verfügbar
„Wir würden gerne mehr qualifiziertes Intensivpflegpersonal einstellen. Es ist aber auf dem Arbeitsmarkt schlicht nicht verfügbar“, heißt es in dem Schreiben, das auch im Namen des Klinikums Dortmund, der St. Johannes Gesellschaft Dortmund-Hamm, der Lukas-Gesellschaft Dortmund-Castrop-Rauxel und dem Hüttenhospital Dortmund nach Berlin geschickt wurde. Und weiter: „Wir begrüßen alle Möglichkeiten zur Schaffung einer besseren Besetzung im Pflegedienst der Krankenhäuser.“
Problem: Große Eile
Das Problem liege aber in der sehr großen Eile der Einführung bei fehlender Differenzierung nach dem tatsächlich benötigten Behandlungsaufwand. Allein die genannten Kliniken müssten insgesamt 100 zusätzliche Pflegekräfte einstellen, um den neuen Betreuungsschlüssel einhalten zu können“, sagt Marc Raschke, Sprecher des Klinikums Dortmund.
Bitte um Übergangszeit
Die Krankenhäuser bitten in dem Schreiben darum, dass es eine Übergangszeit gibt oder die Verordnung für die Intensivmedizin im Raum Dortmund ausgesetzt wird. „Was sollen wir tun, wenn alle Krankenhäuser sich abgemeldet haben und der Notarztwagen einen weiteren intensivpflichtigen Patienten bringt?“, fragen die Absender in dem Brief.Sei seien sich mit Gewerkschaften und anderen Verbänden im Gesundheitswesen einig, dass für den Intensivbereich eine differenzierte, aufwandgerechte Personalbedarfsermittlung erforderlich sei. „Die ist nicht bis Januar 2019 machbar, aber in absehbarer Zeit schon“, schreiben die Krankenhäuser.