
© Foto Kristina Schröder Photography / Montage Klose
Kolumne: Fünf Wünsche eines Familienvaters für das Corona-Jahr 2021
The Fretful Father
In das Jahr 2021 setzen viele von uns große Hoffnungen. Ganz besonders unser Autor, der seine drei Kinder über alles liebt - und trotzdem froh ist, wenn er sie an die frische Luft setzen kann.
Weihnachten als Familie unterm festlich geschmückten Tannenbaum, entspannte Ruhe an den Feiertagen und ein gemütliches Silvester mit Tischfeuerwerk, Gesellschaftsspielen und einer Fernseh-Show, die einen am Sinn seiner Rundfunkgebühren zweifeln lässt: Endlich waren die letzten Tage des Jahres so, wie ich sie mir in den vergangenen Jahren immer gewünscht habe. Es war schrecklich.
Damit meine ich nicht die Abende an sich - die durfte ich schließlich mit den Menschen verbringen, die mir alles und mehr bedeuten. Und ein besseres Gefühl, als bei der eigenen Familie zu sein, gibt es bekanntlich nicht.
Das Problem war - neben der wirklich unsäglichen Show, nach der ich mich wirklich frage, was TV-Redakteure heutzutage unter Unterhaltung verstehen - eher die Tatsache, dass wir uns diese Situation nicht selber aussuchen konnten. Das ist so ein bisschen wie mit dem Theater in der eigenen Stadt: Man ist stolz darauf, so ein kulturelles Highlight in Schlagdistanz zu haben, auch wenn man gar nicht hingeht. Aber wehe, jemand will das Ding abreißen und dort seniorengerechte Wohnungen bauen.
Nun hatten wir also das, was wir uns immer gewünscht hatten, und waren sauer darüber, dass man uns die Alternativen genommen hat. Damit das 2021 nicht so weiter geht, hätte ich ein paar Wünsche. Fünf, um genau zu sein:
1. Lasst Schulen und Kitas auf!
Erziehung ist Elternsache, schon klar. Und mittlerweile weiß ich: Man wächst mit seinen Aufgaben. Aber nicht ohne Grund gibt es Menschen, die dafür ausgebildet sind, Kindern bestimmte Dinge beizubringen. Ich habe diese Ausbildung nicht - und verzweifle an meiner eigenen Geduld, wenn ich dem Großen den Stoff aus der dritten Klasse kindgerecht näher bringen soll. Daher meine Bitte, nein, mein dringlichster Wunsch: Lasst die Schulen und Kitas auf! Und sorgt bei der Gelegenheit dafür, dass die Lerngruppen kleiner werden. Falls man im Schulministerium keine Ahnung hat, wie das klappen könnte, hätte ich einen Tipp: Mal die Lehrerinnen und Lehrer fragen. Auf die Idee scheint man in Düsseldorf bisher nämlich noch nicht gekommen zu sein.
2. Belebt die Vereine wieder!
Nach der Erfahrung von zwei Lockdowns weiß ich, wie viele Freizeit- und Beschäftigungsmöglichkeiten es in unserem Haus und Garten gibt. Dumm nur, wenn diese Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Auf der anderen Seite weiß ich, dass die Sportvereine unserer Kinder Hygienekonzepte hatten, die den Anforderungen der Corona-Krise gerecht geworden wären. Daher: Lasst wenigstens den Kinder- und Jugendsport wieder zu. Und liebe Vereine: Traut euch, im Falle einer solchen Erlaubnis die Sache auch durchzuziehen! Das tut euch gut, und vor allem den Kindern, die nicht mehr vom Hochbett oder durchs Treppenhaus turnen müssen und ihre Freundinnen und Freunde dann auch wieder in der Realität treffen. Außerdem gibt es Familien, die weder Haus noch Garten haben. Wenn wir schon an unsere Grenzen stoßen - wie muss es dann erst dort sein?
3. Vertraut den Gastronomien!
Eine der ersten Erkenntnisse frisch gebackener Eltern: Das war‘s mit der Zweisamkeit. Zumindest vorerst. Irgendwann sind die Kinder so weit, dass man sie mit Babysittern wieder alleine lassen kann. Und das ist ungeheuer wichtig, denn im Gegensatz zu meiner Annahme von damals sind Kinder allein nicht die Garantie für das ewige Zusammenbleiben. Einfach mal ausgehen, nicht an die Kinder denken (gut, klappt nicht, aber der Versuch ist aller Ehren wert) und was anderes sehen als den heimischen Couch-Tisch, sich mal nicht ums Kochen und Abwaschen kümmern müssen - das sind Ziele, die ich 2021 sehr gerne wieder verfolgen würde. Bedingung dafür wäre es, die Restaurants wieder zu öffnen. Hier gilt das Gleiche wie für die Vereine: Vertraut auf die Hygiene-Konzepte und die Autorität der Wirtinnen und Wirte.
4. Impft die Familien!
Auch wenn umstritten ist, ab wann und in welchem Ausmaß Kinder als Überträger des Coronavirus in Frage kommen: Die Eltern sind dem Virus so oder so ausgesetzt, und das mit einem höheren Risiko als andere sogenannte Personengruppen. Wenn also mein Wunsch Wirklichkeit wird und Schulen sowie Kitas offen bleiben, kann der nächste Schritt nur lauten, dass Familien - beziehungsweise die Eltern - mit Priorität geimpft werden. Das macht Sinn, weil diese Gruppe in der Regel zwei Aufgaben erfüllt: Den Nachwuchs erziehen und arbeiten gehen, um die Gesellschaft am Laufen zu halten. Die bevorzugte Impfung wäre eine starke Anerkennung für diese Leistung.
5. Mehr Betreuung und Hilfe
Irgendwie schafft es jede Familie durch den Corona-Alltag. Nur sieht dieses „irgendwie“ höchst unterschiedlich aus. Jede Familie stößt irgendwann an ihre Grenzen, und nicht jede Familie ist bereit, sich das auch einzugestehen. In vielen Kommunen werden Neugeborene begrüßt - mit einer „Kid Box“ oder mit einem Besuch durch das Jugendamt. Liebe Städte und Gemeinden: Nutzt diese Informationen und geht aktiv auf die Familien zu, um ihnen Hilfe anzubieten. Manchmal reicht schon die einfache Frage „Wie läuft es bei Ihnen?“, um den Tag besser enden zu lassen. Dafür braucht man auch gar keine Corona-Hilfen, sondern im Zweifel nur ein Telefon.
Zwischen besorgt und verärgert
In seiner Kolumne „The Fretful Father“ schreibt Reporter Daniel Claeßen über Dinge, die ihn als Familienvater bewegen. Und auch wenn er die Probleme seiner Kinder stets ernst nimmt, ist hier nicht immer alles ernst gemeint. Der Titel der Kolumne ist angelehnt an das „Fretful Mother Magazine“ aus der Serie „Die Simpsons“. Womit auch klar ist, dass hier immer mal wieder das Kind im Manne durchkommt. Außerdem kann „fretful“ nicht nur „besorgt“, sondern auch „quengelig“, „weinerlich“ und „verärgert“ bedeuten - womit die Gefühlsspanne unseres Autors ziemlich gut abgebildet wird.Journalist, Vater, Ehemann. Möglicherweise sogar in dieser Reihenfolge. Eigentlich Chefreporter für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen. Trotzdem behält er auch gerne das Geschehen hinter den jeweiligen Ortsausgangsschildern im Blick - falls der Wahnsinn doch mal um sich greifen sollte.
