Kohlecraftbräu zu Gast in den USA Lüner Bier wird in Kalifornien verkauft

Kohlecraftbräu in den USA: Lüner Bier wird in Kalifornien verkauft
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Bier ist für Oliver Witt mehr als nur ein Hobby. Seit 2020 verkauft der Lüner selbstgebrauten Gerstensaft unter der Marke „Kohlecraftbräu“. Mittlerweile gibt es das Bier nicht mehr nur im eigenen Online-Shop zu kaufen, sondern auch bei verschiedenen Einzelhändlern in Lünen und Umgebung – jetzt auch in über 9000 Kilometer Entfernung.

Dass es so weit gekommen ist, kann man als glücklichen Zufall bezeichnen. Angestoßen habe das Projekt ein US-Amerikaner, der in Lünen lebt. „Der hat mein Bier getrunken und fand das so gut, dass er einem Freund in den USA davon erzählt hat, der einen Craft-Beer-Store betreibt.“ Der Händler aus der kalifornischen Stadt Pasadena – nördlich von Los Angeles – greift auf eine ungewöhnliche Methode bei einer örtlichen Brauerei zurück, um an frisches Bier von der anderen Seite des Landes zu kommen.

„Weil das Bier arg an Qualität verliert, wenn er das von der Ostküste zur Westküste in ungekühlten Transportern fahren lässt, hat er angefangen, die Brauer zur Westküste einzuladen und bei einer wiederum befreundeten Brauerei die Biere zu brauen.“

Nach der Empfehlung seines Freundes aus Lünen nahm der US-Händler dann Kontakt mit Oliver Witt auf – als ersten internationalen Gast des Brau-Projektes. Per Videotelefonie tauschten sich die Brauer schließlich aus und entwickelten Rezepte. Die Entscheidung fiel auf das Kellerbier nach Kohlecraftbräu-Rezept und ein klassisches Pilsener. Ende Juli machten sich Witt und sein Vater auf den Weg in die USA.

Am Tag nach der Ankunft wartete schon der erste Brautag in der „Cervecería Del Pueblo“ in Pasadena: 10 Barrel – etwa 1500 Liter – unfiltriertes Kellerbier standen auf dem Plan. Einen Tag später war es denn ein klassisches Pilsener, das in gleicher Menge seinen Weg vom Sudkessel in den Gärtank fand.

3000 Liter deutsches Bier

„Die Intention war, zwei typisch deutsche Bierstile zu brauen. Weil die Amerikaner auch sehr auf Oktoberfeste stehen, passte das auch vom Zeitpunkt her, dass die Biere jetzt Mitte September zur Oktoberfestsaison fertig sind“, weiß Oliver Witt.

Vom Händler aus Kalifornien war die Einladung des Lüners ein kluger Schachzug: „Das kann er natürlich gut fürs Marketing nutzen, dass er sagt, er habe deutsche Bierstile mit deutschen Brauern gebraut“ – mit Malz und Hopfen aus Deutschland.

In das deutsche Bier kam selbstverständlich auch Malz aus Deutschland.
In das deutsche Bier kam selbstverständlich auch Malz aus Deutschland. © Kohlecraftbräu

Insgesamt eine Woche waren Vater und Sohn Witt im Großraum Los Angeles unterwegs. Nach den zwei Brautagen ging es auf Sightseeing-Tour – in den Brauereien der Umgebung. Dort erhielten die Lüner häufig auch Führungen und knüpften Kontakte. Beeindruckt hat Oliver Witt die Dichte der Stätten für handwerklich gebrautes Bier: „In Anaheim gehst du teilweise von einer Straßenseite auf die andere und hast die nächste Brauerei.“

Kölsch in Kalifornien

Ebenfalls auffällig: Auf den Karten der Lokale sind häufig auch klassisch deutsche Bierstile wie Weißbier oder Kölsch zu finden. „Das deutsche Bier genießt international immer noch einen guten Ruf. Und dann versuchen die das natürlich zu imitieren“, so Witt. Was gut zu klappen scheint: „Wir haben da kein einziges schlechtes Bier getrunken – und es waren nicht wenige.“

Die eine oder andere Verkostung durfte nicht fehlen.
Die eine oder andere Verkostung durfte nicht fehlen. © Kohlecraftbräu

Während die in Deutschland gebrauten Biere nur so heißen dürfen, wenn sie – dem Reinheitsgebot entsprechend – lediglich mit Wasser, Malz, Hopfen und Hefe gebraut werden, gilt diese Regel in den USA nicht. „Was sie viel öfter einsetzen, sind Früchte, die mit vergoren werden“, hat Oliver Witt festgestellt. „Da sind die ohne Reinheitsgebot deutlich flexibler.“

Ideen für eigene Brauerei

Für Witt hat sich die Reise gelohnt: „Ich habe viel gesehen, viel erlebt und auch viel gelernt dabei.“ Neben Ideen für seine eigene Brauerei, die gerade an der Münsterstraße entsteht, hat Witt auch viele Kontakte mitgenommen. „Was sich dadurch noch ergibt, weiß ich nicht. Da bin ich für alles offen.“

Die Auswahl an Bieren war vielerorts groß.
Die Auswahl an Bieren war vielerorts groß. © Kohlecraftbräu

Ebenfalls unklar ist, wann Witt „seine“ Biere aus den USA probieren kann: „Der Händler wollte uns eigentlich Ende September besuchen, weil er von einer amerikanischen Brauerei zum Oktoberfest eingeladen wurde. Der hätte mir dann Dosen mitgebracht.“ Da er dann auch zwei Tage in Köln untergekommen wäre, hätte eine Bier-Übergabe problemlos stattfinden können.

Probierpaket aus den USA?

Nun wurde die Oktoberfest-Reise allerdings kurzfristig um ein Jahr verschoben. Dann wäre es zu spät für eine Geschmacksprobe. „Jetzt guckt er, wie er mir was zum Probieren zuschicken kann“, verrät Oliver Witt. Verkauft wird das Bier ansonsten nur im Craft-Beer-Store in Pasadena.

Dass sich die Erlebnisse seiner USA-Reise auf künftige Brautage in Lünen niederschlagen sollen, daran hat Oliver Witt keinen Zweifel: „Da wird irgendwas in Anlehnung an die Reise noch mal gebraut, wenn die Brauerei steht.“