Die einschneidenden gesundheitspolitischen Entwicklungen prägten den Neujahrsempfang im St. Marien Hospital in Lünen. Erstmals seit fünf Jahren konnte Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Karl Schürmann am Freitag (31. Januar) wieder 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Ärzteschaft begrüßen. Die Einführung von Leistungsgruppen und Vorhaltefinanzierung durch die Krankenhausreform mache es der Geschäftsführung kaum möglich, zu planen. Den neuen Herausforderungen stellt sich das Klinikum Lünen-Werne, zu dem das St. Marien Hospital Lünen und das St. Christophorus Krankenhaus Werne gehören. Es gibt Veränderungen.
So wird im April die bisher auf beide Standorte aufgeteilte Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie in Lünen konzentriert. Das biete Synergien, wie Geschäftsführer Clemens Galuschka erklärte. Durch die Eröffnung des ambulanten OP-Zentrums am St. Marien Hospital seien Ressourcen im OP für die Neurochirurgie frei geworden. Der in Werne stationierte OP-Roboter wird künftig in Lünen eingesetzt. Der Umzug habe Vorteile für das Endoprothetikzentrum in Werne: Es könne weiter wachsen. Schon heute gehört es zu den größten endoprothetischen Kliniken der Region.
Zusammengefasst werden künftig auch die Notaufnahmen beider Kliniken in Lünen und Werne. Dr. Timo-Benjamin Baumeister übernimmt als neuer Chefarzt die Leitung. Digitalisierung und neue Organisationsstrukturen sollen dazu beitragen, Patienten schneller versorgen zu können.

Aufnahme neu organisieren
Während bisher jede Fachabteilung die Aufnahme von Patienten für geplante Eingriffe selbst organisiert habe, soll sich das Mitte des Jahres ändern. Dann werde sie zusammengelegt. Clemens Galuschka sprach von einer enormen, organisatorischen Umstellung, aber auch von einer besseren Erreichbarkeit für Patienten. Der Arzt gehe zum Patienten und nicht der Patient zum Arzt. Am Tag der OP müssten sämtliche Untersuchungsergebnisse wie Laborbefunde oder Röntgenbilder vorliegen.
Zudem werde die im katholischen Verbund St. Paulus einzige Klinik für Neurologie am St. Marien Hospital um den Schwerpunkt Neuroonkologie erweitert. Prof. Dr. Martin Glas (49), Neurologe und Spezialist für Hirntumore, führt gemeinsam mit Dr. Iris Adelt bis zu ihrem Ruhestand im Februar 2026 die Fachabteilung im dualen Chefarztsystem. „Ein Leuchtturm im gesamten Umkreis“, wie Clemens Galuschka erklärt.
Fast jeden Lüner behandelt
Statistisch sei fast jeder Lüner 2024 im St. Marien Hospital behandelt worden. Prof. Dr. Christians Perings, Ärztlicher Direktor, nannte 19.000 stationäre und 60.000 ambulant versorgte Patientinnen und Patienten. Die elektronische Patientenakte sei in allen Abteilungen etabliert. Während früher Tonnen von Papier benötigt wurden, erfolge heute die Visite mit Tablet. Nicht nur Röntgenbilder könnten sich Ärzte und Ärztinnen gemeinsam mit dem Patienten anschauen, sondern auch Filme von Herzkatheter-Untersuchungen. „Das ist in der Medizin ein Quantensprung“, ist Perings überzeugt.
Wie die Krankenhauslandschaft unter politischem Druck und kaum auskömmlicher Finanzierung leide, legte Prof. Dr. Martin Rehborn, Vorsitzender des Aufsichtsrates der St. Paulus Gesellschaft, dar. Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz mache vielen zu schaffen. Gerade für freigemeinnützige Häuser, wie die in der St. Paulus Gesellschaft, sei es nicht einfach, weil öffentlich-rechtliche wie Uni-Kliniken oder kommunale Krankenhäuser forciert würden. Sein Appell an die anwesenden Politiker: „Wir brauchen Sie, damit Leistungen, die heute noch erbracht werden, auch morgen noch erbracht werden können.“