In drei Bussen machen sich 200 Klinik-Mitarbeitende des St. Marien Hospitals Lünen und des St. Christophorus Krankenhauses Werne am Mittwoch (20.9.) auf den Weg zum Landtag nach Düsseldorf. Die Beschäftigten, die unter dem Dach des Klinikums Lünen-Werne zur Katholischen St. Paulus Gesellschaft gehören, haben Trillerpfeifen, Warnwesten und Protest-Banner im Gepäck. „Alarmstufe Rot“ oder „#RetteDeinKrankenhaus“ wird darauf zu lesen sein.
„Die beste Medizin: saubere Finanzierung!“ lautet die Botschaft an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die Vertreter der Pflege, der Ärzte und der Verwaltung aus Lünen und Werne unterstützen. Die Patientenversorgung und die Betreuung von Notfällen bleibe im Klinikum derweil sichergestellt. Geplante Eingriffe würden reduziert und auf andere Tage verlegt.
Um „Fünf vor zwölf“ beginnt die Demo, zu der die Krankenhausgesellschaft NRW aufgerufen hat. Die Uhrzeit ist bewusst gewählt. Sie hat Symbolcharakter. Mit etwa 10.000 Klinik-Beschäftigten wird gerechnet, davon 600 der Paulus-Gesellschaft. Ihr Unmut richtet sich gegen den fehlenden Finanzausgleich des Bundes. Parallel laufen bundesweite Protestveranstaltungen.
Immer mehr Krankenhäuser geraten in finanzielle Not. Auch in Lünen und Werne ist die Lage angespannt. „Für das Jahr 2023 werden wir wahrscheinlich ein Defizit im deutlich siebenstelligen Bereich ausweisen müssen“, teilt Kliniksprecherin Paula Klein auf Nachfrage der Redaktion mit. Das aktuelle Defizit aller NRW-Krankenhäuser liege derzeit bei über 2 Milliarden Euro.
Die Kosten steigen. Dazu zählen die Inflation und die für 2024 beschlossene Tariferhöhung von rund 10 Prozent. Bisher weigere sich der Bund, seinem gesetzlichen Auftrag zu entsprechen und eine den steigenden Betriebskosten angemessene Vergütung für die Kliniken zu ermöglichen, heißt es in einer Mitteilung der Paulusgesellschaft. Ohne sie stünden viele NRW-Krankenhäuser endgültig vor dem Aus.
Zeichen setzen

„„Wir wollen das Zeichen für die Regierung mit setzen und unterstützen
daher die Protestkundgebung“, kommentiert Geschäftsführer Jürgen Beyer, Katholische St. Paulus Gesellschaft, stellvertretend für seine Geschäftsführerkollegen und die Einrichtungen der Paulus
Gesellschaft. Die Krankenhäuser in NRW stünden vor extremen
Herausforderungen, weil sie durch enorm gestiegene Kosten immer mehr in wirtschaftliche Schieflage gerieten. „Die Bundesregierung schaut aber weiter tatenlos dabei zu.“ Wenn die Tariferhöhung im kommenden Jahr nicht refinanziert werde, würden die Krankenhäuser als Säule der Daseinsvorsorge massiv überfordert. „In der Folge drohen uns drastische Versorgungseinschränkungen“, so Beyer.
Schon die Corona-Pandemie und die im Zuge des Ukraine-Krieges gestiegenen Preise für Energie-, Sach- und Dienstleistungen hätten die nicht gerade üppigen Finanzpolster der Kliniken schmelzen lassen. Die Geschäftsführer der Krankenhäuser sind in einem Dilemma: Sie wollen den Beschäftigten die verdiente Tariferhöhung zahlen. Damit werde die Wertigkeit ihrer Arbeit und die Attraktivität der Krankenhäuser als Arbeitgeber unterstrichen. Weil ihnen aber das Geld dazu fehle, brächten sie ihr Krankenhaus und damit viele, viele Arbeitsplätze in Gefahr, wird Ingo Morell, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen in der Mitteilung zitiert.
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