Kritik am Klinik-Atlas aus Lünen und Werne Häuser sehen unzureichende Informationen für Patienten

Unzureichende Informationen: Kritik am Klinik-Atlas aus Lünen und Werne
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Kliniken in Lünen und Werne kritisieren den Klinik-Atlas wegen unzureichender und fehlerhafter Darstellung ihrer Abteilungen und Behandlungen.
  • Paula Klein, Pressesprecherin zweier Krankenhäuser, bemängelt die fehlende Auflistung von Fachabteilungen im Klinik-Atlas und eine falsche Darstellung des Pflegepersonalquotienten.
  • Der Klinik-Atlas wird für ungenau kritisiert, weil er nicht alle Fachbereiche einzeln, sondern Krankenhäuser nur in ihrer Gesamtheit betrachtet.
  • Andere Portale wie die Weisse Liste oder die Deutsche Krankenhausgesellschaft bieten laut Klein ebenfalls Orientierung für Patienten und ziehen umfangreichere Daten für Bewertungen heran.
  • Die Klinik am Park in Brambauer strebt an, zur Verbesserung der Plattform beizutragen, um Patienten besser zu informieren.

Der Klinik-Atlas der Bundesregierung erhitzt derzeit die Gemüter. Dabei ist die Idee des Online-Portals vor allem im Sinne der Verbraucherinnen und Verbraucher. Denn die sollen sich anhand des Klinik-Atlas über die Häuser in der Region informieren und diese auch bei der Entscheidung zurate ziehen, wenn sie auf der Suche nach einer Behandlung sind. Doch die Kliniken selbst sind mit der Beurteilung durch den Atlas nicht in jedem Fall zufrieden. Das ist auch in Lünen und Werne so.

„Die Darstellungen im Klinik-Atlas sind unzureichend. Die angegebenen Daten weisen erhebliche Fehler auf“, erklärt Paula Klein, Pressesprecherin des St. Marien Hospitals Lünen und des St. Christophorus Krankenhauses Werne auf Anfrage der Redaktion. So seien einige der in Lünen und Werne angebotenen Behandlungen und Abteilungen in der Beschreibung der Kliniken nicht aufgeführt, ebenso wie die Notfallstufe Notaufnahme in Werne.

So können sich die Patientinnen und Patienten kein ausreichendes und richtiges Bild über die Häuser machen. Vergleicht man die Auflistung der Fachabteilungen und Behandlungen im Klinik-Atlas und die Auflistung, mit der sich das Krankenhaus auf seiner Website präsentiert, fehlen in der Tat Fachbereiche. Unter anderem die Hämatologie und internistische Onkologie, die Urologie sowie die Diabetologie tauchen im Klinikatlas nicht auf.

„Fehlerhafte Darstellung“

Ein weiterer Kritikpunkt an der Darstellung des Klinik-Atlas ist die Darstellung der Qualität. Die wird unter anderem durch den Pflegepersonalquotienten dargestellt. Im Kern bildet dieser ab, wie viele Pflegekräfte für die Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen. Dabei sei dargestellt, wie unterschiedlich der Pflegebedarf bei unterschiedlichen Erkrankungen und Behandlungen ist.

Doch genau das sei eben im Fall der Lüner und Werner Klinik nicht der Fall, moniert Paula Klein. Sie kritisiert daher den Pflegepersonalquotienten „Diesen Parameter im Klinik-Atlas schätzen wir momentan als schwierig ein, denn die eigentliche Qualitätsaussage ist hierbei, dass je geringer die Belastungskennziffer ist, umso besser ist dies für die Patienten“, so die Sprecherin. Sowohl das Lüner als auch das Werner Haus landen nach diesem Parameter eher im Mittelfeld. Zudem betrachte der Atlas keine einzelnen Fachbereiche, sondern nur das Krankenhaus in Gesamtheit, so Paula Klein.

Im St. Marien Hospital Lünen fühlt man sich durch den Klinik-Atlas falsch dargestellt.
Im St. Marien Hospital Lünen fühlt man sich durch den Klinik-Atlas falsch dargestellt. © Magdalene Quiring-Lategahn

Der Klinik-Atlas sei auch nicht das erste Portal, das Patientinnen und Patienten eine Orientierung geben soll. Die Weisse Liste oder auch der Vergleich der Deutschen Krankenhausgesellschaft tut dies bereits seit Jahren. „Darüber hinaus gibt es die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) und Qualitätsverbünde, die umfassende Daten zur Bewertung heranziehen. Zum Beispiel auch Kriterien wie die Patientensteuerung in einem Krankenhaus oder Wartezeiten, ebenfalls wichtige Bausteine in der Bewertung einer Behandlung“, sagt die Krankenhaus-Sprecherin.

Durch die unzureichenden Informationen, die der Atlas laut Paula Klein gibt, müssen die Anwender genau wissen, wonach sie suchen. „Die Idee an sich ist nicht verkehrt und wir sehen darin auch eine Chance. Mit vielen Daten vieler Player im Gesundheitswesen könnte langfristig eine Gesamtdatenlage geschaffen werden, die die Suche nach einem Behandler besser unterstützt.“

„Datengrundlage prüfen“

Auch in der Klinik am Park in Brambauer, das zum Klinikum Westfalen gehört, ist man von dem Abschneiden im Portal überrascht, wie Sprecherin Susanne Janecke erklärt. Daher prüft das Haus derzeit die im Klinik-Atlas genutzte Datengrundlage. „Wir stehen mit den Herausgebern der Plattform in Kontakt, prüfen die Datenlage und arbeiten an eventuellen Korrekturen. Wir unterstützen die weitere Entwicklung des Klinik-Atlas und werden aktiv unseren Beitrag leisten, um die Qualität und Genauigkeit der Informationen zu gewährleisten“, erklärt die Sprecherin weiter. Grundsätzlich unterstütze die Klinik das Vorhaben, Patientinnen und Patienten Transparenz zu bieten.

Auch das Brambauer Krankenhaus schneidet beim Pflegepersonalquotient nur durchschnittlich ab. Daher versuche das Haus fortlaufend neue Pflegekräfte einzustellen, so die Sprecherin.