In Lünen fehlen Kitaplätze. Nach wie vor. Und zwar im dreistelligen Bereich. Doch die gute Nachricht zuerst: Zum kommenden Kitajahr fehlen 27 Plätze weniger als noch im laufenden.
Hier kommen die ausführlichen Zahlen: 45 Kitas gibt es aktuell in Lünen, die zum 1. August 2025 mit Beginn des neuen Kitajahres 3526,83 Plätze anbieten werden. Die Zahlen hinter dem Komma ergeben sich dabei aus Plätzen, die geplant sind, erst während des Kitajahres in Betrieb genommen zu werden. So kommen 150 Plätze im ersten Quartal 2026 hinzu, die anteilig und eben nicht voll angerechnet werden. Tagespflegepersonen gibt es im kommenden Kitajahr 49, die 220 Plätze anbieten.
Stand jetzt werden also 360 Kinder am 1. August auf der Warteliste verbleiben. Dabei teilt sich diese Zahl auf in 192 Unter-Dreijährigen und 209 Über-Dreijährigen.
Diese Zahlen stellte André Walter im jüngsten Jugendhilfeausschuss am 18. Februar den Ausschussmitgliedern vor. „Die Platzvergabe läuft noch ein kleines bisschen“, sagte er. Die Zahlen seien also lediglich eine Tendenz, nicht das finale Ergebnis, betonte er. Die finalen Zahlen könnten erst abschließend zum 1. Oktober – nach Beginn des Kitajahres also – veröffentlicht werden. Auch wenn die offizielle Frist, als Eltern oder Erziehungsberechtigte einen Betreuungsplatz über die Webkita bereits am 15. Januar abgelaufen ist, wird nun die Warteliste noch bereinigt. „Und es gibt Eltern, die die Betreuungsverträge noch nicht unterschrieben haben“, erklärte Walter. Außerdem ist die Schaffung weiterer Plätze vorgesehen, sodass es am Ende des ersten Quartals 2026 „knapp 200 Kinder sind, die wahrscheinlich überbleiben werden.“

Im laufenden Kitajahr fehlen 373 Plätze, die sich in 232 U3-Plätze und 141 Ü3-Plätze aufteilen. Im vergangenen November, als diese finalen Zahlen für das laufende Jahr vorgestellt worden waren, war die Verwaltung noch davon ausgegangen, im kommenden Betreuungsjahr allen Nachfragen für Über-Dreijährige nachkommen zu können, U3-Kinder allerdings nur zu etwa 41,5 Prozent. Es ist also keine vier Monate her, dass geschätzt wurde, es werden lediglich 136 Plätze fehlen.
„Ein Großteil der Plätze, die wir ab dem 1. August anbieten können, kommen noch“, erklärte Walte nun, „andere gehen verloren.“ In der Kita In der Geist müssten beispielsweise etliche Plätze „aus baulichen Gründen“ aufgegeben werden. Die Plätze, die im ersten Quartal 2026 in Betrieb genommen werden sollen, beziffern sich auf 150. „Im Ergebnis schaffen wir noch neue Plätze und etliche weitere kommen hinzu, sodass wir im kommenden Jahr eine deutlich höhere Zahl hier stehen haben“, so Walters Botschaft. An den endgültigen 200 wird sich allerdings nicht viel rütteln lassen.
Darum fehlen Plätze
Die Stadt ist dauerhaft bemüht, der Nachfrage an Kitaplätzen nachzukommen. So versuchen Mitarbeiter mit großem Aufwand, in jedem Jahr Eltern zu erreichen – telefonisch oder postalisch –, die keine Rückmeldung auf ihre Platzzusage gegeben haben.
Der Bedarf sei einfach schwierig vorauszuplanen. Das erklären Thomas Kieszkowski, zuständig für die städtische Kitabedarfsplanung, und Ute Finkbeiner, zuständig für die Tagesbetreuung, gemeinsam mit Dezernent Axel Tschersich. „Wir müssen quasi mit Kindern, die bislang nicht geboren sind, rechnen und uns auf die Einwohnerstatistiken und -prognosen beziehen“, erklärt Thomas Kieszkowski. „Und Unvorhersehbarkeiten können natürlich nicht vorher gesehen werden.“
„Wir wären an den Bedarf herangekommen, wäre uns die Realität nicht dazwischengekommen“, ergänzt Ute Finkbeiner und meint damit etwa Zugewanderte aus der Ukraine oder unvorhergesehen Zugezogene aus dem Bundesgebiet, deren Kinder natürlich auch betreut werden wollen. „Es gab einfach eine andere Entwicklung als durch statistische Prognosen vorhergesagt.“
Weiterhin stelle sie die Schaffung immer weiterer U3-Plätze vor große Herausforderungen. „Der gesellschaftliche Wandel kam schneller, als wir ausbauen konnten“, sagt Finkbeiner. Eingesetzt in den 2010er Jahren gehen immer mehr Frauen immer früher wieder arbeiten und benötigen Betreuungsplätze. Für Kinder ab einem halben Jahr werden sie inzwischen angeboten. 45 bis 48 Prozent der Unter-Dreijährigen haben inzwischen Bedarf auf einen Kitaplatz in Lünen. Und das, obwohl Kitas Anfang der 2000er geschlossen worden seien.
„Keine Steuergelder verschwenden“
Als weitere Faktoren kommen fehlende Gebäude und fehlendes Personal hinzu. „Die finanzielle Belastung für die Kommune ist immens“, erklärt Axel Tschersich. „Die Finanzierung ist das drängendste Problem. Es handelt sich um einen absolut überhitzten Markt.“ Aktuell hat die Stadt das ehemalige Sparkassengebäude in Lünen-Süd im Auge, um das Gebäude umzuwidmen und dort, voraussichtlich schon innerhalb von Jahresfrist, eine dreigruppige Kita zu schaffen.
Hohe Bau- und Gebäudekosten, ein Kinderbildungsgesetz (Kibiz), das hohe Auflagen und Personalschlüssel verfolgt – Tschersich sagt dazu: „Das Kibiz ist eine Idee, die nicht ausgefüllt wird“ – Personalmangel und letztlich eine nur schwer vorhersehbare Einwohnerentwicklung seien die Gründe, dass weiterhin Betreuungsplätze im dreistelligen Bereich fehlen. Und mehr Plätze, als benötigt werden, einen Puffer quasi, zu schaffen, sei auch keine Option: „Dann würden wir am Pranger stehen, weil wir Steuergelder verschwenden würden“, sagt Ute Finkbeiner.