Die Zahlen sprachen eine eindeutige Sprache. Im laufenden Kitajahr 2024/2025 fehlen in Lünen 373 Plätze – gut viermal so viele wie die ursprünglich geschätzten 91. 232 dieser Plätze wurden für unter-dreijährige Kinder beantragt, 141 für über-dreijährige.
Diese Zahlen stellte Thomas Kieszkowski, zuständig für die Jugendhilfeplanung bei der Stadt Lünen, im Jugendhilfeausschuss vor.
Umso mehr benötigt die Stadt – aber auch die Eltern – neue Kindertagesstätten oder eine Vergrößerung schon vorhandener Einrichtungen. Im Zuge des Bauprojekts „Am Diek“ in Wethmar soll eine neue Kita mit 80 bis 90 neuen Plätzen entstehen. Ursprünglich für das kommende Jahr geplant, soll diese nun im ersten Quartal 2026 fertig sein, wie Stadtsprecher Daniel Claeßen vor kurzem bestätigte.
Betrieb geht befristet weiter
Die Folge: Der evangelische Johannes-Kindergarten in der Dorfstraße mit seinem Nebenstandort in der Willi-Melchers-Straße könnte perspektivisch schließen. „Hier gibt es aber noch kein konkretes Datum“, sagte der Stadtsprecher.
Auf eine mögliche Schließung der sogenannten Kita Dorfstraße angesprochen, reagiert Christoph Müller, Leitung des Referats Tageseinrichtungen für Kinder beim zuständigen Evangelischen Kirchenkreis Dortmund, mit Zurückhaltung.
„Sollten die Betreuungsbedarfe auch in Zukunft eine Aufrechterhaltung des Angebots an der Dorfstraße rechtfertigen, so sind wir nach Rücksprache mit der Kirchengemeinde bereit, den Vorgang zu prüfen.“
Allerdings zeigten die aktuellen Bedarfszahlen sehr deutlich, dass die Stadt Lünen weitere Betreuungsplätze im Umfeld benötigt, sodass die evangelische Kita Dorfstraße zunächst befristet weiterbetrieben werde, bis die Betreuungsbedarfszahlen des Sozialraums gesunken seien. „Über einen Befristungszeitraum gibt es aktuell unterschiedliche Zeitpläne, zu denen ich aktuell leider keine Stellung beziehen kann“, erklärt Müller.

Kurzum: Die Kita Dorfstraße wird vermutlich in den kommenden Jahren nicht schließen. Vor allem deshalb, weil der Betreuungsbedarf in diesem Zeitraum nicht abnehmen wird.
Zudem ist es so, dass in der neu entstehenden Kindertagesstätte „Am Diek“ keine 80 bis 90 neue Plätze geschaffen werden. Denn: „Mit dem Jugendamt der Stadt Lünen ist besprochen worden, dass die evangelische Kita Dorfstraße, zu der auch die Nebenstelle an der Willi-Melchers-Straße gehört, perspektivisch in den angekündigten fünfgruppigen Neubau umzieht“, sagt Referatsleiter Müller.
Betreuungsvertrag bleibt
In der Kita an der Dorfstraße (ohne den Standort Möllmannshof) gibt es derzeit drei Gruppen mit insgesamt 55 Kindern. Wenn von insgesamt 90 Plätzen im aktuell entstehenden Neubau auszugehen ist, kann hier also maximal der Bedarf von 35 Eltern gedeckt werden.
Fakt ist: Wenn die neue Kita „Am Diek“ eröffnet, wird zunächst der Nebenstandort in der Willi-Melchers-Straße geschlossen. „Den Familien und Kindern werden wir aber einen Betreuungsvertrag in der neuen Kita vorhalten. Auch unsere Mitarbeitenden erhalten die Möglichkeit, mit in den Neubau zu ziehen“, erklärt der Zuständige beim Evangelischen Kirchenkreis Dortmund.
Bauliche Problemlagen
Der Grund für die Schließung des Standorts in der Willi-Melchers-Straße seien bauliche Problemlagen. Der Betrieb war als ursprüngliche Übergangslösung gedacht und „nach meiner Einschätzung für eine Übergangslösung viel zu lange im Betrieb“, sagt Müller. „Da aber beide Standorte von jeher als gemeinsame Einrichtung verstanden worden sind, war klar: Wenn ein Neubau bezogen werden kann, werden auch beide Häuser, Familien und Teams in der Einrichtung vereint.“
Die Entwicklungen der Betreuungslage hätten nun dazu geführt, dass der evangelische Kirchenkreis auch den Standort an der Dorfstraße weiterbetreiben dürfe, „um möglichst vielen Familien des Stadtteils einen Wohlfühlort zu schaffen.“