Kirchenaustritte am Amtsgericht Lünen verdreifachen sich fast Mehrere Monate Wartezeit

Kirchenaustritte am Amtsgericht Lünen verdreifachen sich fast
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Hinweis der Redaktion: Dieser Text erschien erstmals am 31. Januar 2023.

Seit Jahren stehen Tausende Christen Monat für Monat Schlange: Allerdings wollen sie nicht rein in die Kirche, sondern raus. Daher ist nicht die Kirche der Anlaufpunkte für viele Menschen, sondern das Amtsgericht. Die Zahl der Kirchenaustritte ist in NRW 2022 in die Höhe geschnellt. Konkret verließen nach Angaben des Justizministeriums 223.509 Menschen die Glaubensgemeinschaften im Land.

Zum Vergleich: 2021 waren es 155.322 Kirchenaustritte gewesen. Schon das war die höchste Zahl gewesen, seitdem das Justizministerium im Jahr 2011 die Statistik begonnen hat.

Diese Entwicklung spürt man auch am Amtsgericht Lünen, das für die Städte Selm, Werne und Lünen zuständig ist. Dort gab es im vergangenen Jahr insgesamt 1536 Kirchenaustritte. Eine statistische Unterscheidung nach Konfessionen gibt es nicht. Allerdings hält sich das im Wesentlichen die Waage, wobei es offenbar ein wenig mehr Austritte von Katholiken gibt, wie die stellvertretende Direktorin Barbara Mertens mitteilte.

951 Austritte im Jahr 2021

Blickt man zwei Jahre zurück, waren es „nur“ 550 Austritte. Wobei es einschränkend zu sagen gilt, dass gerade das Jahr 2020 durch die Corona-Pandemie geprägt war und damit verbunden auch Menschen, die wegen der Infektionsgefahr Kontakte mit anderen mieden. Trotzdem lässt sich festhalten, dass sich von 2020 bis 2022 fast eine Verdreifachung der Kirchenaustritte ereignete. Zur Einordnung: Im Jahr 2021 gab es 951 Menschen, die offiziell aus der Institution Kirche ausschieden.

Ein Langzeit-Vergleich mit Blick auf zehn Jahre sei dagegen nicht möglich, sagte Direktor Niklas Nowatius. „Fest steht nur: In anderen Bezirken ist die Entwicklung der Zahl der Kirchenaustritte ähnlich.“

Drei Monate Wartezeit

Spannend zudem: Wer am Amtsgericht Lünen aus der Kirche austreten will, muss etwas Geduld mitbringen. Seit der Einführung der Online-Terminbuchung dauert es etwa drei Monate im Schnitt, bis man einen Termin bekommt. „Das liegt daran, dass wegen Personalmangels lediglich eine Person für diese Aufgabe und ausschließlich der Donnerstagmorgen zur Verfügung stehen. Erfahrungsgemäß sind diese Termine am ersten Tag nach der Einstellung ins Internet bereits vergeben“, schildert Barbara Mertens.

In ganz Nordrhein-Westfalen müssen „kirchenmüde“ Christen am längsten am Amtsgericht Neuss auf einen Austrittstermin warten. Mit 3,5 Monaten Wartezeit schlägt die Behörde die Wartezeiten an allen anderen Amtsgerichten des bevölkerungsreichsten Bundeslands.

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