Es ist ein Fall, der in ganz Deutschland für Schlagzeilen sorgte: 2010 wurden in Lünen-Brambauer die siebenjährige Zoe und der zwölfjährige Luca-Matthäus von ihrem 40-jährigen Vater tot im Schlafzimmer der Mutter gefunden – daneben lag ein Abschiedsbrief der 39-Jährigen. Sie flüchtete und wurde einen Tag später tot aufgefunden, sie nahm sich das Leben.
Vater entdeckt tote Kinder
Es war Montag, der 22. März 2010, als der Vater die Wohnung in der Gustav-Sybrecht-Straße aufsuchte, um die Familie zu besuchen. Der 40-Jährige und die Mutter der beiden getöteten Kinder lebten seit einem Jahr getrennt. Als er die beiden dort auffand, waren seine beiden Kinder schon seit Stunden tot – er rief die Polizei. Sofort wurde eine Fahndung nach der verschwundenen Frau aufgenommen, noch am selben Abend sollte die Obduktion der Kinder stattfinden. Laut der Staatsanwaltschaft wiesen Zoe und Luca keine auffälligen Verletzungen auf, eines natürlichen Todes sind sie allerdings auch nicht gestorben. Der erste Verdacht der Ermittler, dass die Kinder durch eine Kohlenmonoxid-Vergiftung ums Leben kamen, wurde durch die spätere Obduktion bestätigt.
Die Beamten waren sich sicher: Die Mutter hat ihre beiden Kinder umgebracht. Ein Motiv stand in dem gefundenen Abschiedsbrief zwar nicht, aber es ging hervor, „dass die Frau zutiefst verzweifelt war“, so die damalige Dortmunder Oberstaatsanwältin Ina Holznagel, und sie erklärte außerdem: „Es ist aber in dem Brief nicht die Rede davon, dass sie ihre Kinder oder sich selbst umbringen wollte.“

Trauer in Nachbarschaft
„Versteinert, wie in Schockstarre, reagierten die Nachbarn in der Gustav-Sybrecht-Straße auf die unfassbare Nachricht“ – so beschrieb Karl-Heinz Knepper in der Berichterstattung der Redaktion die Situation, als die Polizei die Straße in Brambauer absperrte. Für die Ermittlungen wurde die gesamte Straße gesperrt, was die Nachbarschaft alarmierte. Viele der Nachbarn äußern sich positiv gegenüber der zunächst verschwundenen Frau. „Es war eine ordentliche Frau, sie hat ihre Kinder hier nie angeschrien“, berichtete Metin Külahce, der damalige Inhaber des Kiosks schräg gegenüber vom Tatort. Wie fast alle damals hatte auch die 39-jährige Mutter dort Bonbons und Spielzeug für die Kinder und Zigaretten und die Zeitung für sich selbst gekauft. Verzweifelt habe die Frau laut des damaligen Kiosk-Betreibers nicht gewirkt. „Ich habe die Kinder hier immer spielen sehen“, brachte Nachbarin Elke Limberg noch heraus, dann versagte ihr die Stimme.
Während die damals siebenjährige Zoe die Grundschule „Auf dem Kelm“ besuchte, war Luca (12) Schüler in der sechsten Klasse auf dem Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Dort wartete sein Tischnachbar Yilmaz Bulut. „Alle dachten, er ist krank“, erzählte er. Die Hausaufgaben vom Montag habe er mitgeschrieben. „Die muss er doch nachmachen, dachte ich“, sagte der Junge. „Ich hab ihn angerufen, aber keiner ging ans Telefon.“
Noch in derselben Woche wurde für die beiden getöteten Kinder ein Trauergottesdienst in der katholischen Kirche St. Barbara veranstaltet – die Trauergemeinde wirkte dabei wie gelähmt. Vor dem Altar standen die zwei hellbraunen Särge, dahinter ein großer Kunstregenbogen. Unter den Fotos der beiden standen – in kleinen Blüten geschrieben – die Namen der Kinder, die die Mutter erstickt haben soll. Weil Zoe so gerne geritten hat, lag ein Sattel auf einem Strohballen.
Selbstmord der Mutter
Nach dem Leichenfund wurde das Gelände rund um das weiße Doppelhaus weiträumig abgesperrt – mit Hunden und einem Hubschrauber wurde nach der Mutter gesucht. Doch die eingeleitete Fahndung der Polizei blieb zunächst erfolglos. Einen Tag später wurde sie tot aufgefunden, sie hatte sich von einem Strommast gestürzt. „Zurzeit gibt es keine Hinweise darauf, dass für den Tod der Kinder jemand anderes als die Mutter verantwortlich ist“, erklärte Holznagel. Da die Mutter tot war, sei es eine zwingende gesetzliche Folge, dass die Ermittlungen eingestellt wurden – heißt es in einem Artikel der Redaktion vom 25. März 2010.
Historische Kriminal-Serie
In dieser Serie blicken wir in unregelmäßigen Abständen auf historische Kriminalfälle in Lünen.