Kastration von freilaufenden Katzen in Lünen Tierärzte zu Bedeutung, Preisen und Folgen

Kastration von freilaufenden Katzen: Tierärzte zu Bedeutung, Preisen und Folgen
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Katzen können sich ohne Kastration ziemlich schnell vermehren. Das hat zuletzt ein Fund des Lüner Tierschutzvereins im Geistviertel gezeigt, wo 19 unkastrierte Tiere entdeckt wurden. Bei günstigen Bedingungen können sie nach der Geschlechtsreife mehrmals im Jahr neue Junge zur Welt bringen. Ein Wurf besteht dann meist aus vier bis sechs Kitten. Um diese Fortpflanzung einzudämmen, müssen in Lünen sowie in fast 120 weiteren Gemeinden und Kreisen in Nordrhein-Westfalen freilaufende Katzen kastriert werden.

Neben der unkontrollierte Vermehrung und Überpopulation der Tiere spielt laut Tierärztin Dr. Johanna Kersebohm aber auch die Gesundheit eine erhebliche Rolle. Durch eine Kastration von freilaufenden Katzen könne man die Verbreitung von Krankheiten verhindern und dementsprechend den Gesundheitszustand und das Wohlergehen der Tiere langfristig verbessern. Dr. Stefan Giesbert fügt noch hinzu, dass eine Begrenzung der Population auch zur Erhaltung der Artenvielfalt von Wildtieren „außerordentlich wichtig“ sei. Denn Katzen würden nicht nur Mäuse oder Ratten töten, sondern auch andere Kleinsäuger und Vögel.

Vor- und Nachteile des Eingriffs

Bei einer Kastration werden die Hormonproduktionsstätten, also die Eierstöcke oder die Hoden, entnommen. Dr. Johanna Kersebohm empfiehlt auch Katzen, die sich meist drinnen aufhalten, diese Operation. „In der Regel entscheiden sich die Halter von Hauskatzen nach eingehender Beratung für die Kastration ihrer Tiere“, weiß die Tierärztin. Gründe seien hier etwa die Vermeidung von hormonellem Stress und des Markierungsverhaltens mit streng riechendem Urin sowie die starke Verhaltensänderungen, die mit der Geschlechtsreife einhergeht.

Kersebohm betont aber gleichzeitig, dass die Entscheidung individuell getroffen und mit den Tierhaltern eingehend beraten werden müsse, da „eine Kastration ein irreversibler Eingriff ist, der nur durch gute Begründung vom Tierschutzgesetz erlaubt ist“. Zudem sei die Operation nicht frei von Nachteilen. Die Lüner Ärztin nennt hier das Narkoserisiko und das durch den Eingriff begünstigte Übergewicht, wodurch Folgeerkrankungen entstehen können.

Kosten für Katzenhalter

Die Kosten für die Kastration variieren je nach Arzt, für einen Kater sind sie aber geringer als für Katzen. Da jedes Tier andere Faktoren mitbringt, erlaubt die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) dem Veterinär, den Gebühren­satz bis zum dreifachen zu erhöhen. Bei einer Einfach-Erhöhung liegt der Preis laut der GOT bei rund 56 Euro für Katzen und 30 Euro für Kater. Wer eine Katzenversicherung hat, kann mit finanzieller Unterstützung rechnen. In der Praxis von Dr. Burkhard Kersebohm kostet die Kastration eines Katers circa 150, die einer Katze etwa 230 Euro. Dr. Stefan Giesbert nimmt 200 und 440 Euro für die Operationen. Die weiteren Tierarztpraxen in Lünen bieten die Eingriffe ebenfalls an.

Hohe Strafe bei Verstößen

Seit 2018 müssen alle Halter von freilaufenden Katzen ihre Tiere dem Eingriff unterziehen. Eine Zunahme von Kastrationen stellt Dr. Johanna Kersebohm in der Lüner Tierarztpraxis durch die Änderung aber nicht fest. Die meisten Katzen würden im Frühling oder Herbst kastriert - also dann, wenn die Tiere meist werfen. Dr. Stefan Giesbert habe im Laufe der Zeit einen leichten Anstieg der Kastrationstermine vermerken können, erklärt er.

Wer sich nicht an die neuen Regeln hält, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die meist mit einem Verwarngeld geahndet wird. Wenn die Halter dann weiterhin keine Kastration durchführen, müssen sie mit einem Bußgeld rechnen. Das variiert je nach Stadt, in Düsseldorf fallen beispielsweise 1000 Euro an.

Die meisten Tierärzte in Lünen bieten die Kastration von Katzen und Katern an. Die Preise variieren hier je nach Praxis.
Die meisten Tierärzte in Lünen bieten die Kastration von Katzen und Katern an. Die Preise variieren hier je nach Praxis. © picture alliance / M. Marten/Deutscher Tierschutzbund

Der Tierschutzverein in Lünen meldet mitunter Halter, die gegen die Katzenschutzverordnung verstoßen. Durch ein Lesegerät könne man bei einer korrekten Registrierung relativ schnell die Besitzer feststellen und die Kastration abfragen. Falls die Tiere niemandem gehören, bringen Andrea Komac und ihr Team die Katzen zu den Tierärzten in Lünen und lassen sie dort prüfen.

„Im Anschluss kommen die Tiere dann dorthin, wo wir sie gefangen haben“, so die 2. Vorsitzende. Die Tierrechtsorganisation Peta empfiehlt, zugelaufene Katzen bei den Behörden zu melden. Auch der Tierschutzverein Lünen sei hier ein passender Ansprechpartner, sagt Andrea Komac. Dass die ausgeschriebenen Pflichten nicht alle Halter beherzigen, stößt beim Tierschutzverein auf Unverständnis. Auch, weil dadurch Generationen ohne Besitzer in die Welt gesetzt werden, die dann meist nicht kastriert werden - wie etwa bei den 19 gefundenen Tieren im Geistviertel.

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