Jugendamt Lünen kann seine Aufgabe noch gut erfüllen Leiter warnt aber vor Einsparungen

Jugendamt kann Aufgabe noch gut erfüllen: Leiter warnt vor Einsparungen
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Vielerorts schlagen Jugendämter Alarm: Personalmangel, fehlende Plätze in Hilfeeinrichtungen, missinterpretierte Hilferufe. „Jugendämter in Not - Kinder in Gefahr?“ hatte auch eine Anfang Januar ausgestrahlte ARD Story gefragt und dafür ein Jugendamt in Gelsenkirchen beleuchtet. Aufgrund verdreckter Familienhaushalte, verunreinigter Betten, auf Kinderkörpern ausgedrückter Zigaretten sowie gegenüber Kindern ausgeübte sexualisierte, körperliche und psychische Gewalt herbeigerufene Jugendamtsmitarbeiter gibt es auch in Lünen. Tendenz steigend.

Seit 2022 haben die Fälle drastisch zugenommen. Gingen 2022 noch 270 Meldungen im Jahr ein, war die Zahl 2023 auf 363 gestiegen, wo sie 2024 blieb (360 Meldungen). Auch in diesem Jahr erfolgten allein im Monat Januar bereits 25 Meldungen über Kindeswohlgefährdung, die über Nachbarn, die Schulen, Ärzte oder Hilfeeinrichtungen (zum Beispiel der Frühen Hilfe) an die Mitarbeiter herangetragen wurden.

Diese Zahlen stellte Matthias Kossow, Koordinator des Lüner Jugendschutzes, im jüngsten Jugendhilfeausschuss der Stadt vor. Dabei sei die Zahl der Fälle sexualisierter Gewalt bei Lüner Kindern relativ gering, sagte er. Im Jahr 2024 habe es zehn Meldungen dieser Art gegeben. In jedem fünften Fall sei ein Kind mehreren Gefährdungslagen ausgesetzt.

„Wir funken noch nicht SOS“

Sich ständig ändernde gesellschaftliche Veränderungen seien die Ursache für die steigenden Zahlen und Umstände wie zunehmende psychische Erkrankungen in Familien. Doch noch sei die Lage in Lünen - anders als in manchen anderen Kommunen im Kreis, bei denen schon Kinder wegen Fachkräftemangels nächteweise in Hotels hätten untergebracht werden müssen - unter Kontrolle. „Wir haben das Glück, dass wir durch einen Generationenwechsel auf viele Engagierte und ein gutes großes Gesamtteam zurückgreifen können“, erklärte Thomas Stroscher, Leiter der Abteilung Jugendhilfe und Förderung (Jugendamt).

„Wir funken noch nicht SOS. Stichwörter wie Fachkräftemangel oder die Not, Unterbringungsplätze finden zu müssen, gibt es bei uns noch nicht“, ordnete er ein. Kinderschutz müsse auch weiterhin ein zentrales, über allem stehendes Thema sein. Um das gewährleisten zu können, dürfe in diesem Bereich, auch in Zeiten der schwierigen Lüner Finanzlage und der Haushaltssperre, nicht gespart werden.

Denn: „Um mit Menschen arbeiten zu können, brauchen wir Menschen, die nicht ständig überfordert sind“, betonte Stroscher. „Kinderschutz muss immer sichergestellt sein. Das ist unsere oberste Direktive. Da sind wir immer zur Stelle und momentan können wir das auch noch garantieren.“