Jogginghosen-Verbot an Lüner Schule „Umsetzung von Kleiderordnung sollte unterstützt werden“

Von Ferhat Aydin
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Veränderungsprozesse sind keine echten Veränderungen, wenn es keinen Widerstand gibt. Das Beispiel Kleiderordnung an der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule ist ein gutes Beispiel hierfür. Junge Menschen haben den Drang, sich zu entfalten und ihrer Identität, die sich noch entwickelt, unter anderem mit Kleidung Ausdruck zu geben.

Die eine Peergroup trägt die Baggyhosen etwas tiefersitzend und trifft sich nachmittags auf dem Theaterparkplatz zum Skateboardfahren und hört dabei Hip-Hop-Musik. Die andere Peergroup orientiert sich mit ihrer Kleidung an der aktuellen Pariser-Mode und beschäftigt sich nachmittags mit Fashionvideos. So geht das mit den Peergroups weiter.

Bäcker mit Jogginghose

Der „Peergroup Jogginghose“ hat Karl Lagerfeld in der Vergangenheit unterstellt, sie hätte die Kontrolle über ihr Leben verloren. Das ist vielleicht der Blick eines alten Mannes auf eine Gruppe von Jugendlichen, der schon lange keinen echten Bezug zur Gesellschaft außerhalb der Modewelt hat – er sagt aber das, was die zukünftigen Arbeitgeber der „Peergroup Jogginghose“ verlangen.

Wo sollten junge Menschen auf die Jogginghose verzichten, wenn nicht in der Schule? Vermutlich gehen zwei Drittel der Lernenden der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule am Ende der zehnten Klasse nicht in die Oberstufe, sondern versuchen, einen Beruf zu erlernen.

Ich stelle mir vor, dass ich morgens zum Bäcker gehe und die Bedienung hinter der Theke eine Jogginghose an hat, raus aus der Bäckerei läuft mir ein Team der örtlichen Straßenreinigung in Jogginghosen vorbei, der Briefträger fährt währenddessen in seinem elektrisch betriebenen Lastenrad gemütlich in seiner Jogginghose an mir vorbei, um dem Rechtsanwalt, der in Jogginghose vor seiner Kanzlei auf ihn wartet, die Briefe zu geben.

Erziehen als Kerngeschäft

Bevor ich zuhause ankomme, hält mich noch die Polizei an, weil mir Brötchen aus der Tüte gefallen sind und was muss ich sehen – auch die Polizei trägt Jogginghose. Da bleibt mir nur noch eins übrig, ich tausche meine Jeans gegen meine Jogginghose und mache mich auf den Weg zur Arbeit. Wer liest eigentlich diesen Artikel auf der Arbeit und hat eine Jogginghose an?

Die Mitglieder der Schulgemeinden sollten ihre Schulen bei der Umsetzung von Kleiderordnungen unterstützen. Das Kerngeschäft von Schule ist nicht nur unterrichten, sondern auch erziehen. Dass Schulen jungen Menschen eine Orientierung geben, haben wir in den zwei Jahren Corona und vor allem nach Corona gesehen.

Ohne einen Regelunterricht wirkten die jungen Menschen manchmal anstrengend – und das nicht nur im Elternhaus. Unsere Schulen geben unseren jungen Menschen „Regelmäßigkeiten“ und wir sollten sie dabei unterstützen.

Zum Verfasser: Ferhat Aydin (39) selber Studiendirektor an einer Gesamtschule im Ruhrgebiet, ehemaliger pädagogischer Mitarbeiter im Ministerium für Schule und Bildung und Vorsitzender des Ausschusses für Bildung und Sport in Lünen.

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