Intelligente Müllwagen: Remondis testet Projekt für Smart City in Lünen

© Günther Goldstein

Intelligente Müllwagen: Remondis testet Projekt für Smart City in Lünen

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Remondis will Müllautos mit künstlicher Intelligenz auf die Straße bringen. Auch Lünen könnte profitieren. Vom Kampf gegen Schlaglöcher, verdeckte Schilder, Staus und mit dem Datenschutz.

Lünen

, 26.12.2019, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Smart City. Ein Schlagwort. Gewissermaßen auch ein Modewort. Ein Wort, das immer öfter bemüht wird, wenn es um die Digitalisierung geht.

Optimiert werden kann (und soll) am besten alles. Mobilität, Logistik, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Verwaltung, Wirtschaft und Dienstleistungen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Klingt toll. Ist zeitgleich aber auch recht wenig konkret. Ein anschauliches Projekt, wie Smart City auch Lünen verändern könnte, verfolgen die Lüner Unternehmen Remondis und Rebotnix: die sogenannte Datafleet.

8000 Wächter über Schlaglöcher und Schilder

Die Idee: Remondis‘ Flotte umfasst über 8000 Fahrzeuge. Die sind regelmäßig unterwegs, um Müll einzusammeln, und fahren dabei alle Haupt- und Nebenstraßen einer Stadt oder eines Landkreises ab.

„Wir haben dann gemeinsam überlegt, welchen Mehrwert wir aus dieser Flotte ziehen können“, sagt Gary Hilgemann, CEO der KI-Firma Rebotnix, die im Lüner Technologiezentrum (Lüntec) an ihren Produkten tüftelt. Die Antwort: Man baut ein System mit künstlicher Intelligenz in die Fahrzeuge ein.

Intelligente Müllwagen: Remondis testet Projekt für Smart City in Lünen

© Matthias Stachelhaus

„Wenn wir ein KI-System implementieren, das jeden Tag bei Remondis mitfährt, können wir ein Smart-City-Projekt viel wirtschaftlicher und günstiger machen.“
Gary
Hilgemann, CEO der KI-Firma Rebotnix aus Lünen

Das sammelt während der Fahrt Daten. Beispielsweise von verdeckten Straßenschildern, Schlaglöchern auf Straßen oder dem Verkehrsaufkommen. Das klingt logisch und einfach, hat aber technisch und rechtlich seine Tücken.

Denn die Fahrt des Fahrzeugs einfach mit einer Kamera aufzunehmen ist nicht nur verboten, es dient auch nicht der Idee. Wer wollte das gesamte Videomaterial - hunderte und aberhunderte Stunden - denn am Ende auch anschauen und auswerten?

KI wertet Bilder in Echtzeit aus

Stattdessen kommt hier ein Computersystem mit künstlicher Intelligenz (KI) zum Einsatz. Und die kann beide Probleme lösen. „Es darf nur das aufgezeichnet werden, was relevant ist“, sagt Hilgemann.

Das Gesamtbild an sich wird sofort wieder gelöscht. In Echtzeit. Nur etwa das vom Baum verdeckte Verkehrsschild ist für Remondis relevant. Das Kennzeichen des Autos vor dem Müllfahrzeug nicht.

Dasselbe gilt für Schlaglöcher oder Verkehrszählungen. Die Menge der Fahrzeuge auf einem bestimmten Straßenabschnitt etwa wären für das System relevant, nicht wer hinterm Steuer sitzt. Darüber hinaus bräuchte man hier auch kein Bild als Information, sondern eine Zahl. Die KI soll das möglich machen.

Remondis-Projekt noch in der Frühphase

Diese Daten kann Remondis als Besitzer dann handeln. Die Stadt Lünen beispielsweise könnte ein Abnehmer sein. Sie bekäme regelmäßig ein ziemlich genaues Bild vom Zustand der Straßen.

Dadurch, dass die Fahrzeuge von Remondis ohnehin jeden Tag durch die Straßen fahren, das KI-System quasi nur mit aufspringt, werde das Projekt laut Hilgemann erst wirtschaftlich.

Bevor sich jetzt aber alle Schlaglöcher auf Lünens Straßen automatisch mit KI erfassen lassen und schnell beseitigt werden könnten, ist aber noch einiges an Arbeit zu tun.

Auf Nachfrage bei Remondis heißt es, man befinde sich noch in einer frühen Projektphase. Bis das System tatsächlich einsatzbereit ist und die Daten auf dem Markt verkauft werden können, wird es also noch einige Zeit dauern. Einen ersten Einblick können Interessierte sich aber bereits auf der Homepage von Datafleet verschaffen.

Stadt beobachtet Projekt mit Interesse

Das Angebot ist dabei das eine. Würde die Stadt Lünen zum Beispiel diese Daten kaufen wollen? Zumindest ist man an dem Projekt interessiert. „Wir glauben, dass es Potenzial hat“, so Stadtsprecher Benedikt Spangardt.

Entscheidend sei, was für Daten Remondis zur Verfügung stellen wird. Die Stadt erhebt nämlich auch eigene Daten über den Zustand der Straßen. Ein Fahrzeug mit der sogenannten Eagle-Eye-Technik fährt dafür über die Straßen. Es arbeitet mit 3D-Technik und Ultraschallsensoren.

Etwa alle drei bis vier Jahre erhält die Stadt so ein vollständiges digitales Abbild von Lünens Straßen.

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