Ingo Kaiser bringt Westfalia-Kantine in Lünen zum Strahlen Event-Location eröffnet bald

Ingo Kaiser bringt Westfalia-Kantine zum Strahlen: Event-Location eröffnet bald
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Für die Lüner ist die Westfalia-Kantine mehr als ein Backsteinbau aus alter Zeit. Das einzig existierende Gebäude der 1826 gegründeten Eisenhütte Westfalia ist ein Wahrzeichen. Es erinnert an den ältesten Industriestandort der Stadt. Im Obergeschoss war der Speisesaal der Westfalia-Beschäftigten, unten konnten sie am Kiosk „Westfalias Wasserwurst“ kaufen, wie sie sie nannten: Bockwurst im Brötchen.

Als Ingo Kaiser (50), Geschäftsführer von Late-Night-Concepts, die Kantine samt 9000 Quadratmetern Fläche kaufte, um 2019 seinen Erlebnisreich-Campus an der Hüttenallee in Wethmar zu bauen, wollte er eigentlich nur seinen Firmensitz aus Werne verlagern. Doch schnell wurde ihm klar, mit welchem historischen Bauwerk er es zu tun hatte . „Anfangs war es für mich wie eine Wundertüte“, sagt Kaiser. Auch mit einigen Überraschungen. Heute sei er super froh und verstehe die umfangreiche Sanierung als Chance.

Mit einer Event-Location will er das Erdgeschoss der 1870 erbauten Westfalia-Kantine nicht nur für Geschäftsleute, sondern auch für private Interessenten öffnen. Bis zu 200 Gäste können dort feiern: Hochzeit, Geburtstage oder Taufen. Von der Beleuchtung, Beschallung, Theke und Küche wird alles fertig eingerichtet. Nur DJ und Caterer müssen besorgt werden. Premierengast am 29. April ist die Feuerwehr Wethmar.

42 Fenster neu aufgearbeitet

Wie im Rohbau sah es zwischenzeitlich in der Westfalia-Kantine aus. Der Putz wurde bis auf die Grundmauern abgeschlagen.
Wie im Rohbau sah es zwischenzeitlich in der Westfalia-Kantine aus. Der Putz wurde bis auf die Grundmauern abgeschlagen. © Kaiser

Die Handwerker legen zurzeit einen Endspurt ein. Es gibt viel zu tun in dem denkmalgeschützten Gebäude, das Ingo Kaiser in enger Abstimmung mit den Behörden renoviert. Nachdem der Neubau von Late Night Concepts 2020 mit Veranstaltungsräumen, Lagerhallen, Eventtechnik und eigener Schreinerei fertig war, begann die, wie er sagt, „sehr mühselige Arbeit“ in der Kantine.

Zugemauert Fenster wurden geöffnet, der Putz bis auf die Grundmauern abgeschlagen, eingefasste Holzbalken und Säulen freigelegt. Die gusseisernen Streben wie auch die Gussrahmen der Fenster waren seinerzeit in der Eisenhütte produziert worden. Kaiser bringt sie wieder zur Geltung, allerdings mit viel Aufwand. Alle 42 Fenster wurden neu aufgearbeitet und eine moderne Verglasung dahinter gesetzt. Jedes ist eine Sonderanfertigung. Die mit Luft-Wärme-Pumpe beheizte Kantine soll energieeffizient sein, nach Standard KfW 70.

„Wir haben das Gebäude auf die alte Struktur gebracht, um das Besondere hervorheben zu können“, sagt Kaiser. Ein Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Moderne. Blickfang ist die alte Kranbahn im Gebäude. Aber auch das Treppenhaus mit dem verzierten Geländer.

Kantine acht Jahre unbewohnt

Eine gläserne Brücke soll den Neubau mit der Kantine verbinden. In der Mitte entsteht ein Aufzugsschacht.
Eine gläserne Brücke soll den Neubau mit der Kantine verbinden. In der Mitte entsteht ein Aufzugsschacht. © Quiring-Lategahn

Acht Jahre lang war die Kantine unbewohnt. Aus den Vorsprüngen der Backsteinfassade des Gebäudes, das mit seinem viereckigen Turm auch an Burgenarchitektur erinnert, wuchsen bereits kleine Bäume. Kaiser hat die Fronten komplett gereinigt und will sie mit spezieller Lichttechnik in Szene setzen.

Der ehemalige Speisesaal im Obergeschoss wird künftig ein Co-Working-Bereich mit Platz für Besprechungs- und Workshopräume oder allgemeinen Arbeitsbereichen, die für Stunden, Tage oder Wochen gemietet werden können. Kaffee und Snacks sind vorhanden. Schon jetzt kommen jede Woche Anfragen, im unteren Eventbereich wird es für Interessenten im Herbst schon eng.

Über eine gläserne Brücke mit Aufzug im Zwischenbau schafft Kaiser eine direkte Verbindung zwischen Neubau und Kantine. Deren Dachboden hat er als Aussichtsplattform reaktiviert und die Balken des Dachstuhls erneuert. Im Erdgeschoss bekommt der Eventbereich eine große Außenterrasse.

Noch hat Kaiser nicht alle Kosten berechnet. Doch er spricht bei seinem Projekt von einem siebenstelligen Betrag. Die Handwerker müssen jetzt einen Zacken zulegen: Nach der Eröffnung Ende April hat sich Mercedes Benz für den kompletten Mai dort eingemietet.

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